Bei Aldi, Rewe & Co.: Das steckt hinter der 15-Sekunden-Regel
Branchenkenner warnen Supermärkte davor, dass sie eine wichtige Zeitangabe einhalten müssen, um langfristig ihre Kundschaft nicht zu verlieren. Was das zu bedeuten hat, lesen Sie hier.
Bezahlen bei Aldi, Lidl & Co.: der Zeitfaktor im Einzelhandel wird immer relevanter
Wie unterschiedliche Studien, Umfragen und Beobachtungen der Supermärkte und Discounter in Deutschland ergeben, müssen Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. insbesondere an der Kasse auf ihre Kunden achten.
Denn eine wichtige Weiche für Erfolg oder Misserfolg des stationären Handels ist nach Einschätzung von Experten die dramatische Verkürzung der Zeit fürs Bezahlen.
"15 Sekunden - länger darf gerade bei der tempoverwöhnten jungen Generation das nicht dauern", meinte die Handelsexpertin des Deutschen Zukunftsinstituts, Theresa Schleicher. Wer in der Schlange steht und beobachtet, wie Kunden mühsam ihr Kleingeld zusammenzählen, ist schnell genervt. Im schlimmsten Fall kommt er nicht mehr wieder.
Das Bezahlen ist ein wichtiges Highlight des Einkaufserlebnisses. Egal ob im Supermarkt, beim Discounter oder beim Modehändler.
In China sei es weit verbreitet, mittels Gesichtserkennung zu bezahlen. "Die nötige Mimik fürs Bezahlen ist ein Lächeln", so Schleicher bei der Vorlage ihres Retailreports 2020.
Kunden erhalten mehr Service-Leistung
Um zu Überleben, müsse sich der Handel auf immer umfassendere Service-Wünsche der Kunden einstellen.
Dazu könne das Abholen der Wäsche für die Reinigung als Zusatzleistung nach Lieferung der online bestellten Lebensmittel gehören, sagte Schleicher.
Es gehe darum, mit anderen Anbietern zusammenzuarbeiten und Dienstleistungen zu verknüpfen. "Konkurrenz war gestern, heute geht es um Wettbewerb und Kooperation zugleich."
So könnten dank einer App in den USA Passagiere unmittelbar vor dem Abflug einkaufen und mobil zahlen, ohne sich einen Schritt bewegen zu müssen.
Die Bestellung werde binnen 30 Minuten ans Gate geliefert.
Große Chancen für den stationären Handel
Angesichts der neuen Verbraucherwünsche sieht die Expertin, die große Handelsketten berät, die Überlebenschancen des stationären Handels deutlich gestiegen.
Gerade der kleine Einzelhändler könne davon profitieren, dass immer öfter das Besondere, das Handgemachte, das Regionale gewünscht werde, Produktion und Herkunft der Ware transparent nachvollziehbar sein sollten. Der Berater und Verkäufer sei dabei unverzichtbarer als vorausgesagt.
"Die nahe Zukunft ist viel menschlicher als vor zehn Jahren noch gedacht." Online-Giganten wie Amazon suchten die Kooperation mit den stationären Händlern, um das Sortiment auf ihrem Marktplatz attraktiv zu erweitern. "An fairen Konditionen muss man aber noch arbeiten", sagte Schleicher.
Um Kunden in die Läden zu locken, sei künftig die Gestaltung der Verkaufsfläche als Erlebniswelt nötig. In Deutschland macht sich das bereits bei den großen Playern sichtbar. Aldi, Lidl, Rewe und Edeka nehmen seit Jahren Milliarden in die Hand, um ihre "Filialen der Zukunft" aufzustellen.
Damit nicht genug. "Klassische Kaufhäuser müssen sich zu Erlebnis-Centern mit umfassendem Service-Charakter wandeln", sagte Schleicher mit Blick auf die vom Österreicher René Benko gekauften Karstadt- und Kaufhof-Filialen. Dazu könne etwa eine Sportabteilung gehören, die als Fitnessstudio genutzt werden könne.
So setze der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart in ländlichen Regionen auf Online-Gaming: Mit einem professionellen E-Sports-Anbieter sollen in diesem Jahr in sieben Walmart-Warenhäusern E-Sports-Arenen eröffnet werden.
Darin können Spieler nicht nur selbstständig oder im Team spielen und trainieren, sondern auch neue Produkte ausprobieren. Zusätzlich seien Turniere und weitere Events geplant, heißt es im Retailreport.
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