Studie: Hilft Algen-Nasenspray gegen Coronaviren?

Erste Ergebnisse zeigen, dass ein Nasenspray mit Algen-Wirkstoff vor einer Infektion oder einer schweren Erkrankung mit Covid-19 helfen kann.

Seasonal virus infection.
Ein Nasenspray mit Algen-Wirkstoff kann gegen eine Infektion mit Coronaviren helfen. (Symbolbild: gettyimages)

Ein natürlicher Wirkstoff aus Algen könnte vor einer Infektion mit Coronaviren schützen: Darauf deuten erste Laborexperimente und eine Untersuchung mit Krankenhauspersonal in Argentinien hin.

Schutzmechanismus nicht neu

Der Wirkstoff "Carragelose" wird aus der buschigen Rotalge gewonnen und als Nasenspray eingenommen. Auf der Nasenschleimhaut bildet das Spray einen Schutzfilm, also eine physikalische Barriere, die Coronaviren am Einnisten hindern kann.

So soll es gar nicht erst zu einer Infektion oder einer schweren Erkrankung mit Covid-19 kommen. Denn beides hängt auch mit der Virenlast zusammen. Dieser Schutzmechanismus, das ist schon länger bekannt, kann gegen viele Erkältungsviren helfen – die Experimente zeigen: auch gegen SARS-CoV-2.

Ganz schützt der Wirkstoff nicht

Das österreichische Biotech-Unternehmen Marinomed forscht an medizinischen Produkten aus Carragelose. Erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit gegen das neuartige Coronavirus hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten im Labor gewonnen: Dazu wurden Experimente in vitro durchgeführt – also unter idealen Laborbedingungen im Reagenzglas. Das Ergebnis: Der Algen-Wirkstoff hemmt Coronaviren oder verhindert größtenteils ihre Vermehrung.

Ob die Konzentration des Wirkstoffs in dem Nährmedium mit realen Bedingungen auf der Nasenschleimhaut verglichen werden kann, geht aus der Studie allerdings nicht hervor. Was sie aber zeigt: Die Schutzwirkung von Carragelose hängt erheblich von der Wirkstoff-Konzentration ab. Und: Auch bei einer sehr hohen Konzentration werden trotzdem Zellen mit dem Coronavirus infiziert – rund 20 Prozent. Ganz schützen kann der Algen-Wirkstoff also nicht.

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Studie im Krankenhaus

Das zeigt auch eine kleine Studie an Krankenhauspersonal in Argentinien. Über drei Wochen wendeten dafür 394 Probandinnen viermal täglich entweder ein Nasenspray mit dem Wirkstoff oder ein wirkstofffreies an. Alle Proband*innen behandelten in der Versuchszeit Corona-Patient*innen.

Aus der Kontrollgruppe mit 195 Proband*innen, die ein Nasenspray ohne Wirkstoff anwendeten, erkrankten in den drei Wochen zehn Personen. Von den 199, die ein Nasenspray mit Wirkstoff erhielten, erkrankten in der gleichen Zeit zwei Proband*innen an Covid-19.

Auch der Rachen soll geschützt werden

Weitere Studien sind bereits angelaufen. Daran ist auch die Universität Erlangen beteiligt. In einer Pressemitteilung auf der Uni-Webseite wird dazu Ulrich Schubert, Forscher am dortigen virologischen Institut, zitiert. Er sagt: "Zusammen mit der klinischen Untersuchung bilden die Laborbefunde die Basis für eine solide wissenschaftliche Begründung, dass Carragelose eine deutliche Wirkung gegen SARS-CoV-2 hat."

Zusammen mit Marinomed will er in drei weiteren Studien nun die "Wirksamkeit und Verträglichkeit von Carragelose-Nasenspray, -Inhalationslösung und -Lutschpastillen" untersuchen. Denn Coronaviren nisten sich nicht nur in der Nasenschleimhaut ein, sondern vermehren sich auch im Rachen. Dort sollen die neuen Produkte ansetzen.

Vorbeugung nicht nur für Krankenhauspersonal

Die Vorbeugung mit Carragelose-haltigen Produkten empfiehlt seit einiger Zeit auch die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene. In einer Mitteilung heißt es, die Produkte würden eine "signifikante Reduzierung der Anzahl Erkrankter und der Erkrankungsdauer bei Erkältungskrankheiten" bedeuten.

Ulrich Schubert von der Uni Erlangen hält auch einen Einsatz außerhalb des Krankenhauses für sinnvoll: "Die Allgemeinbevölkerung kann damit ihre persönlichen Schutzmaßnahmen zur Vorbeugung erweitern." Angesichts der in-vitro-Daten sei er überzeugt, dass der Einsatz von Carragelose-Sprays gerechtfertigt sei und einen Nutzen haben könne.

Die besondere Stärke liege dabei an der Wirksamkeit gegen sämtliche Coronavirus-Mutanten: "Carragelose ist ein Polymer, das das Virus durch eine elektrostatische Wechselwirkung umhüllt und es dabei neutralisiert. Deshalb sollte es für die Wirksamkeit auch keinen Unterschied machen, welche Virusvariante vorliegt", sagt Schubert.

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