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Alice Weidel: Ihr Post zu Deniz Yücel offenbart, wie rechts die AfD ist

Kann sich über die Freilassung von Deniz Yücel nicht freuen: Alice Weidel. (Bild: Getty Images)
Kann sich über die Freilassung von Deniz Yücel nicht freuen: Alice Weidel. (Bild: Getty Images)

Während sich große Teile der deutschen Öffentlichkeit über die Freilassung des Journalisten Deniz Yücel aus türkischer Gefangenschaft freuen, kann die AfD darin nichts Gutes erkennen. Alice Weidel legte ihre Sichtweise nun in einem Posting dar – und bekommt dafür viel Gegenwind.

Seit Tagen äußern sich Politiker der AfD zur Entlassung des Journalisten Deniz Yücel. Allerdings kaum positiv. Parteichef Jörg Meuthen sagte vergangene Woche in einem ARD-Interview, er hoffe, Yücel sei im Gefängnis „zur Besinnung gekommen“. Parteikollegin Beatrix von Storch verwendete in diesem Zusammenhang den Hashtag #FahrDochZurück.

Doch woher kommt all der Hass auf Yücel? Die Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, Alice Weidel, gab mit einem Posting nun Einblicke, wie es in der Seele der Rechtsaußenpartei aussieht. Auf Twitter schrieb die Politikerin, dass Yücel ihrer Ansicht nach weder Journalist noch Deutscher sei. Sie verlinkte zu einem weiteren Posting auf Facebook, wo sie ihre Sicht weiter ausführte.

In dem Facebook-Beitrag heißt es: „Ein unser Land regelrecht hassender ‚Journalist‘, der nicht nur einmal die Grenzen des guten Geschmacks verließ, sollte eigentlich keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.“ Weidel nimmt vor allem an zwei Dingen Anstoß: Dass Yücel die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt – und in der Vergangenheit Deutschland-kritische Texte veröffentlichte.

Hintergrund: Yücel schrieb in einer taz-Kolumne im Jahr 2011 unter anderem diese Sätze:

„In der Mitte Europas entsteht bald ein Raum ohne Volk. Schade ist das aber nicht. Denn mit den Deutschen gehen nur Dinge verloren, die keiner vermissen wird.“

Und: „Besonders erfreulich: Die Einwanderer, die jahrelang die Geburtenziffern künstlich hochgehalten haben, verweigern sich nicht länger der Integration und leisten ihren (freilich noch steigerungsfähigen) Beitrag zum Deutschensterben.“

Und: „Der baldige Abgang der Deutschen aber ist Völkersterben von seiner schönsten Seite.“

BU2: Deniz Yücel bei der Abreise aus Istanbul wenige Stunden nach seiner Freilassung. (Bild: Getty Images)
BU2: Deniz Yücel bei der Abreise aus Istanbul wenige Stunden nach seiner Freilassung. (Bild: Getty Images)

Was die AfD-Politiker, die Yücel nun für diese Aussagen kritisieren, aber regelmäßig übersehen: Der Text entstand als Reaktion auf Thilo Sarrazins umstrittenes Buch „Deutschland schafft sich ab“. Bei dem Text handelt es sich weder um eine Rezension, noch um einen Meinungstext, sondern um eine Glosse beziehungsweise eine Satire. Was AfD-Funktionäre wie Alice Weidel nicht davon abhält, Yücel als „Deutschenhasser“, „Volksverhetzer“ und „Hassprediger“ zu bezeichnen.

Karl Lauterbach von der SPD kritisierte diese rechtsextremen Positionen von Weidel scharf:

Dieter Janecek, Bundestagsabgeordneter der Grünen, reagierte kurz, aber eindeutig:

Ulf Poschardt, Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, sowie Vorgesetzter von Yücel, bezeichnete die AfD nach Weidels Tweet als „mittlerweile komplett rechtsradikale Partei“. Renate Künast von den Grünen zog einen Vergleich mit der NPD.

Deniz Yücel saß 367 Tage in Untersuchungshaft in einem Gefängnis nahe Istanbul. Ohne Anklageschrift wurde er festgehalten, neun Monate sogar in Isolationshaft. Der türkische Staat wirft dem Journalisten vor, Terrorpropaganda zu betreiben. Außerdem bezeichneten ihn türkische Politiker wahlweise als kurdischen Aktivisten oder deutschen Agenten.