Alkohol, Drogen, Tod - das schwere Erbe der Kennedys

Verwitterter Glanz: Das John-F.-Kennedy-Relief am Rathaus Schöneberg in Berlin

Die Kennedys - eine legendäre amerikanische Familie, deren Glanz von einer beispiellosen Tragik überschattet wird. Es ist nicht leicht, ein Kennedy zu sein. Seit Jahrzehnten scheint ein Fluch auf dem mächtigen Clan der Ostküste zu lasten. Patrick J. Kennedy (48) weiß das nur zu gut. Es gab Zeiten, da konnte er sein Leben nur im Rausch von Alkohol und Drogen ertragen.

Der 48-Jährige aus Brighton im US-Bundesstaat Massachusetts wurde quasi in die große Familientragödie der Kennedys hineingeboren. Seine Onkel John F. Kennedy (1917-1963), US-Präsident, und Robert F. (1925-1968), US-Senator auf dem Sprung ins Weiße Haus, bezahlten ihren politischen Ehrgeiz mit dem Leben und wurden erschossen.

Patricks Vater Ted Kennedy (1932-2009) war ebenfalls US-Senator und die große Hoffnung der demokratischen Partei. 1969 verlor er nach einer Party auf der Insel Chappaquiddick die Kontrolle über sein Auto und stürzte von einer Brücke in den Gezeitenkanal. Dabei ertrank seine junge Wahlhelferin, die neben ihm im Wagen saß.

"Trinken, um den Schmerz zu lindern"

Patricks Tante Rosemary Kennedy (1918-2005) war nach einer Gehirnoperation geistig behindert. Sein Vetter David Anthony Kennedy starb 1984 an einer Überdosis Drogen, dessen Bruder Michael LeMoyne Kennedy 1997 bei einem Skiunfall. Und kurz vor der Jahrtausendwende kam Patricks Cousin John Jr. Kennedy (1960-1999), JFKs letzter Sohn, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Patrick J. Kennedy selbst ging als demokratischer Kongressabgeordneter für den Bundesstaat Rhode Island nach Washington und schien eine große Karriere einzuschlagen. Doch am 4. Mai 2006 fuhr er unter Medikamenten- und Alkoholeinfluss in eine der Absperrungen des Kongressgebäudes - das Ende seiner politischen Hoffnungen. In der US-Talkshow "60 Minutes" auf dem Sender CBS sprach Patrick Kennedy erstmals öffentlich über seine Alkoholsucht, wie "bunte.de" berichtet. Die Gründe dafür liegen vor allem in seiner Familie, wie er auch in seinem Buch "A Common Struggle" verrät.

Bereits als Kind habe er angefangen, auf den zahlreichen Partys, die die Kennedys veranstalteten, zu trinken - um "den Schmerz zu lindern". Später füllte Patrick Kennedy Wodka in Wasserflaschen und nahm starke Schmerzmittel, wie er berichtet. Heute ist er zwar abstinent, doch er sagt: "Ich werde immer ein Süchtiger sein. Aber ich bin ein Süchtiger, der sich allmählich erholt. Ich zähle die Tage."

Der Vater übertrug das Trauma an die Kinder

Mit seiner Sucht ist Patrick J. nach eigenen Angaben nicht allein. Der Alkoholmissbrauch ziehe sich durch seine ganze Familie. Seit den Attentaten auf John F. und Robert F. Kennedy hätten die Verwandten immer häufiger zu Alkohol und Medikamenten gegriffen.

Patrick J.s Vater Ted Kennedy sei stark süchtig gewesen, weil er besonders unter dem Verlust seiner ermordeten Brüder gelitten habe. "Mein Vater konnte nie trauern. Er musste ja für das Land und die Familie da sein. Den Großteil seines Lebens verbrachte er deshalb in stiller Verzweiflung, nahm viele Medikamente und übertrug dieses unverarbeitete Trauma unwissentlich auf meine Schwester, meinen Bruder und mich." Auch Patricks Mutter Joan Kennedy (79) gilt als alkoholkrank. Ihre Tochter Kara Ann war 2003 an Lungenkrebs erkrankt, und ihr Sohn Edward Moore (54), Patricks älterer Bruder, hat nach einer Krebserkrankung ein Bein verloren.

Mit seinem Buch will Patrick J. Kennedy das familieninterne "Gesetz des Schweigens" brechen. Es habe ihn jahrzehntelang davon abgehalten, über seinen Clan auszupacken. Den Kennedys war die heile Fassade wichtiger als das wahre Leben dahinter.

Foto(s): ddp images