Vor allem eine Region betroffen - Das müssen Sie über die giftigen „Schneewittchen-Äpfel“ wissen

In diesem Jahr gibt es in Sachsen-Anhalt nur wenige Äpfel.<span class="copyright">Klaus-Dietmar Gabbert/dpa</span>
In diesem Jahr gibt es in Sachsen-Anhalt nur wenige Äpfel.Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Obstbauern am Bodensee greifen in diesem Jahr zu einem gefährlichen Pestizid, um ihre Äpfel und Birnen zu schützen. Dafür will das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sogar Grenzwerte lockern. Was Verbraucher jetzt wissen müssen, lesen Sie hier.

Das nasse Wetter in der Bodensee-Region hat die Gefahr für Schorfinfektionen bei Äpfeln erhöht. Wenn Äpfel von Schorf befallen sind, bilden sich dunkle Flecken, die für den Menschen harmlos sind.

Im Video: Äpfel fallen vom Baum – das müssen Sie bei Fallobst beachten.

Anbau von Äpfeln: Darum setzen Landwirte Folpet ein

Normalerweise setzen Landwirte das Pestizid Captan gegen den Schorf ein, um die Äpfel ästhetisch ansprechender zu machen. Das ist jedoch problematisch, da Captan auch auf die umliegenden Hopfenfelder gelangen würde. Das würde den Export von Hopfen in die USA und nach Japan gefährden, da diese Länder keinerlei Spuren des Pestizids Captan tolerieren. Als Pestizid-Alternative für Äpfel und Birnen wurde per Notfallzulassung der Einsatz des Fungizids Folpet erlaubt – und das ist umstritten.

Wie viel Gift steckt in den Schneewittchen-Äpfeln?

Die mit Folpet behandelten Äpfel werden als „Schneewittchen-Äpfel“ bezeichnet. Der Einsatz dieses Mittels führt zu höheren Pestizid-Rückständen im Obst, weshalb das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine Erhöhung des Grenzwertes plant.

Konkret soll der Grenzwert von 0,3 auf 6 Milligramm pro Kilogramm angehoben werden. Diese Äpfel und Birnen dürften dann nur noch in Deutschland verkauft werden, andere EU-Länder akzeptieren diese höheren Werte nicht.

BUND warnt vor krebserregendem Mittel

Umweltschützer sehen den verstärkten Einsatz von Folpet kritisch. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt, dass Folpet als wahrscheinlich krebserregend und erbgutverändernd gilt. Zudem ist es hochgiftig für Wasserorganismen.

Der BUND fordert stattdessen nachhaltigere Lösungen wie den Anbau widerstandsfähiger Obstsorten oder eine bessere Baumpflege. Auch wird mehr Akzeptanz für Obst mit kleinen Schönheitsfehlern gefordert, da Schorf hauptsächlich ein ästhetisches Problem ist, für den Verzehr von Äpfeln allerdings unbedenklich.