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Alltag in Deutschland: Flüchtlinge erhalten Hilfe von Integrationslotsen

Integrationslotsen helfen Flüchtlingen, sich im Alltag zurechtzufinden.

"Bei Rot bleibst du stehen, und bei Grün darfst du gehen", weiß in Deutschland jedes Kind. Für viele Flüchtlinge sind es jedoch genau solch einfache Regeln, die ihnen den Alltag schwer machen. Ihr eigenes Leben sowie ihr gewohntes Umfeld haben diese Menschen komplett hinter sich gelassen, um hier Zuflucht vor Krieg, Terror und Unterdrückung zu finden. Doch nicht nur der deutsche Straßenverkehr stellt die Flüchtlinge vor große Herausforderungen – auch der Besuch im Supermarkt und andere kulturelle Unterschiede sind teilweise mit Schwierigkeiten verbunden. In Berlin helfen Flüchtlings- und Integrationslotsen, diese zu meistern.

"Sie kennen keine Verkehrsregeln und wissen nicht, dass sie bei Rot nicht über die Ampel gehen dürfen", erläutert der Berliner Integrationslotse Abdel' al' gaffar Mohamed im Gespräch mit "Focus" die Problematik in puncto grundlegender Verhaltensregeln im Straßenverkehr. Mohamed betreut aktuell rund 200 Flüchtlinge: "Sie stammen häufig aus ländlichen Gebieten und können [weder richtig lesen noch schreiben]. Sie beherrschen zum Teil nicht einmal ihre eigene Muttersprache ausreichend", schildert der gebürtige Palästinenser seine persönlichen Erfahrungen. "Ich weiß, wie diese Leute denken und wie ich mit ihnen kommunizieren muss", hebt Mohamed eine Besonderheit des Berliner Projekts hervor: Die meisten Lotsen sprechen genau die Sprache, die auch die von ihnen betreuten Flüchtlinge sprechen. Außerdem haben sie meist selbst einen Migrationshintergrund.

In Berlin sind aktuell 88 Integrationslotsen aktiv, die Teil eines Landesprogramms sind, das die Senatsverwaltung 2013 ins Leben rief, um Migranten bei der Integration in Deutschland zu unterstützen. Seit 2014 gibt es zudem Flüchtlingslotsen, die in den Aufnahmeeinrichtungen als erster Ansprechpartner für die Flüchtlinge fungieren: ganz egal, ob sie Unterstützung bei einem Behördengang oder beim täglichen Einkauf im Supermarkt brauchen.

Auch "die Orientierung in der Gesellschaft" sei eine große Baustelle. Für viele in Deutschland selbstverständliche Dinge – zum Beispiel, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer – müssen Flüchtlinge erst ein Bewusstsein entwickeln. Ebenso dafür, dass Gesetze Frauen hierzulande vor häuslicher Gewalt schützen: "Wir versuchen Frauen so früh wie möglich dafür zu sensibilisieren und sie zu motivieren, sich gegebenenfalls Hilfe zu suchen“, so Mohamed.