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Alltagsfrage: „Mach Spucke drauf!“ – Hilft Speichel bei der Wundheilung?

Eltern sollten nie die Wunden ihrer Kinder lecken. Wenn Speichelbehandlung, dann nur mit dem eigenen! (Symbolbild: Getty Images)
Eltern sollten nie die Wunden ihrer Kinder lecken. Wenn Speichelbehandlung, dann nur mit dem eigenen! (Symbolbild: Getty Images)

Nach einem Schnitt in den Finger landet dieser schnell im Mund, Kinder saugen an Schrammen auf Knie und Arm. Doch ist das eigentlich ratsam oder hilfreich? Eine Alltagsfrage wird geklärt.

Der menschliche Speichel enthält hunderte Enzyme und Bakterien und kann tatsächlich eine heilende Wirkung haben – jedenfalls im Mundraum. Das wurde an der medizinischen Universität von Amsterdam in einer Studie bewiesen: Ein Forscherteam um den Wissenschaftler Menno Oudhoff behandelte angekratzte Zellstoffoberflächen einmal mit isotonischer Flüssigkeit und einmal mit menschlichem Speichel. Nach 16 Stunden war die mit Speichel behandelte Oberfläche vollständig verheilt, die Wunde auf der anderen Oberfläche war weiterhin sichtbar.

Als wundheilenden Wirkstoff machten die Forscher die Eiweiße Histatine aus, die antibakteriell wirken und Pilzbildung bekämpfen. Wunden im Mundraum heilen dadurch besonders schnell.

Vorsicht bei geschwächtem Immunsystem

Bei Hautwunden an anderen Körperstellen ist Spucke in der Regel nicht schädlich. So kann der eigene Speichel zum Beispiel helfen, die Wunde auf die Schnelle zu säubern, wenn kein sauberes Wasser zur Stelle ist. Dies gilt allerdings nur für gesunde Menschen. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem können andere Inhaltsstoffe des Speichels problematisch werden. Denn in Spucke tummeln sich auch Bakterien und Keime, die zu Entzündungen führen können. Davor warnt der Münchner Dermatologe Dr. Christoph Liebich gegenüber Yahoo.

Dass Speichel der Haut auch schaden kann, zeige sich beispielsweise bei Menschen, die sich ständig die Lippen lecken: „Die Lippen werden wund“, erklärt der Mediziner, „denn Speichel enthält Verdauungsenzyme.“ Auch könne man nicht voraussehen, welche Verunreinigungen bereits in der Hautwunde vorliegen. Die potentiell schädlichen Stoffe könnten durch das Wundenlecken in den Körper gelangen. Andersrum kann eine Wunde durch Verunreinigungen der Mundhöhle infiziert werden.

Im „New England Journal of Medicine“ wurde im Jahr 2002 ein Fall geschildert, bei dem einem Diabetes-Patienten der Daumen amputiert werden musste. Er hatte sich den verletzten Finger nach einem Fahrradunfall in den Mund gesteckt. Das Mundflora-Bakterium Eikenella corrodens hatte die Wunde unheilbar infiziert.