Alltagsfrage: Warum ist Gähnen eigentlich ansteckend?

Höchste Ansteckungefahr! (Bild: Getty Images)
Höchste Ansteckungefahr! (Bild: Getty Images)

Wir alle kennen das: Es braucht nur einer im Raum herzhaft zu gähnen – und schon gähnen wir häufig reflexartig mit, egal ob wir wollen oder nicht. Aber warum ist das so?

Vor Kurzem haben britische Forscher in einer Untersuchung herausgefunden, wie unwiderstehlich Gähnen für uns ist. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachmagazin „Current Biology“ veröffentlicht. Demnach steigt sogar unser Bedürfnis, dem Gähnen nachzugeben, je mehr wir versuchen, es zu unterdrücken. Widerstand ist also zwecklos. Für die Studie mussten sich 36 Probanden Videos von gähnenden Menschen ansehen. Einer Gruppe war das Gähnen erlaubt, der anderen nicht.

Aber was ist der Grund dafür? Darüber sind sich die Forscher uneins. Die britischen Wissenschaftler der University of Nottingham haben auch die Gehirne der Probanden untersucht. Demnach hängt die Ansteckungsgefahr zunächst auch von der Erregbarkeit eines bestimmten Areals im Gehirn ab. Aber welchen Nutzen hat das Mitgähnen? Für einige Forscher hat das etwas mit unserer Empathiefähigkeit zu tun.

Verantwortlich dafür sind die sogenannten Spiegelneuronen, die dafür sorgen, dass wir unser Gegenüber verstehen und imitieren können. Das ist wichtig, um beispielsweise Mitleid zu empfinden, mitzulachen, mitzutrauern – oder eben mitzugähnen. Einige Wissenschaftler sehen sogar einen Zusammenhang zwischen häufigem Mitgähnen und besonders ausgeprägtem Einfühlungsvermögen.

Einige Evolutionsbiologen vermuten sogar, dass das gemeinsame Gähnen bei unseren Vorfahren dazu diente, den Schlafrhythmus einer Gruppe zu synchronisieren, als noch keine Sprache existierte. Dem widersprechen aber die aktuellen Erkenntnisse, warum wir überhaupt gähnen.

Warum gähnen wir überhaupt?

Gähnen wir nur aus Müdigkeit und bei Langeweile? Auch Sauerstoffmangel wurde wiederholt als Grund genannt. Insgesamt gibt das Gähnen den Medizinern immer noch Rätsel auf. Denn wir gähnen auch, wenn wir aufgeregt sind. Neuere Erkenntnisse vermuten, dass mit dem Gähnen die Temperatur im Gehirn reguliert wird. Ist die Hirntemperatur zu hoch, sorgt unter anderem der Gähnreflex dafür, dass kühles Blut ins Hirn transportiert wird, um so eine optimale Denkleistung zu gewährleisten. Auch hier sehen einige Evolutionsforscher einen Zusammenhang: Durch das ansteckende Gähnen wird die Wachsamkeit der gesamten Gruppe auf ein Level gehoben. Wie auch immer: Gähnen ist tief in uns verankert, Widerstand ist zwecklos.