Vom alten Rad zum E-Bike: Wie gut ist das Swytch Umbau-Kit?
E-Bikes erfreuen sich großer Beliebtheit, sind aber oft kostspielig. Solide Modelle sind selten unter 2.000 Euro zu finden. Warum also nicht das vorhandene Fahrrad zum E-Bike umrüsten? Selbst in der teuersten Variante kostet das Umrüst-Kit "Swytch Go" nur etwa die Hälfte eines neuen E-Bikes. EFAHRER-Video-Redakteur Moritz Wejwer hat das Swytch Go an seinem alten Stadtrad ausprobiert.
Swytch Go: Test-Fazit zum E-Bike-Umrüst-Kit
Vorteile:
Relativ preiswert (besonders zum Vorbestellpreis)
Kompatibel mit den meisten Fahrrädern
Die Bauteile wirken hochwertig
Praxistaugliche Reichweite
Umbau-Kit wiegt unter 5 Kilogramm
Optisch ansprechendes Display (gegen Aufpreis)
Nachteile:
Verkabelung lässt sich kaum vermeiden
Akku kann nicht gesichert werden
Display ist nicht durch eine App ersetzbar
Wartezeiten für Interessenten
Wenn Sie ein E-Bike zu einem erschwinglichen Preis suchen, ist das Swytch Go eine hervorragende Option. Im Test hat sich das Set als zuverlässig erwiesen. Schon beim Auspacken machte es einen starken ersten Eindruck: Das vollständig eingespeichte und präzise zentrierte Laufrad mit Nabenmotor kam sicher verpackt in einem großen Karton, begleitet von weiteren beschrifteten Boxen mit den übrigen Komponenten.
Dieser positive Eindruck setzte sich bei der Montage fort. Das Set lässt sich ohne großen Aufwand und mit minimalem Werkzeug installieren, vorausgesetzt, man nimmt sich kurz Zeit, die Anleitung zu studieren. Innerhalb einer Stunde war alles problemlos montiert.
Nach der Installation und Verkabelung war das 4,3 Kilogramm leichte Swytch Go sofort einsatzbereit. Die Motorunterstützung macht sich beim Fahren deutlich bemerkbar, und die Reichweite von knapp 50 Kilometern ist beeindruckend, besonders angesichts der relativ kleinen Akku-Kapazität. Allerdings sollte man bedenken, dass die Reichweite je nach Fahrradtyp und Einsatzbedingungen variieren kann.
Der nicht absperrbare Akku und die leicht unordentliche Verkabelung am Rahmen sind zwar kleine Schwächen, aber angesichts der soliden technischen Leistung verzeihlich. Ein größerer Nachteil ist, dass für bestimmte Funktionen und Einstellungen das kostenpflichtige OLED-Display benötigt wird, da es keine App-Alternative gibt.
Ein weiterer Punkt, der aufstößt, ist die intransparente Preispolitik von Swytch und die längeren Lieferzeiten. Da das Unternehmen in Großbritannien ansässig ist, sind diese Verzögerungen nachvollziehbar, könnten aber bei Garantiefällen zu langen Wartezeiten führen. Positiv ist jedoch, dass Swytch plant, ab 2025 Niederlassungen in mehreren deutschen Städten zu eröffnen, was diese Probleme in Zukunft mildern könnte.
Swytch Go: Das passende Bike für den Umbau
Seit über zehn Jahren fahre ich mein schwarzes Ein-Gang-Rad und habe damit bereits tausende Kilometer zurückgelegt. Vor einigen Jahren habe ich eine Zwei-Gang-Fliehkraft-Schaltung nachgerüstet. Obwohl ich mittlerweile kaum noch Aufwand in die Wartung stecke, läuft das Fahrrad nach wie vor zuverlässig.
So sehr mich auch moderne Fahrräder und E-Bikes faszinieren, die Vorteile eines alten, abgenutzten Drahtesels im städtischen Alltag sind nicht zu unterschätzen.
Diebe lassen solche Fahrräder meist links liegen, da sie schwer weiterzuverkaufen sind. Und sollte doch einmal ein altes Rad gestohlen werden, hält sich der finanzielle Verlust in Grenzen. Alte Liebe rostet bekanntlich nicht. Auch wenn der Zahn der Zeit an Kette und Zahnrädern genagt hat und Korrosion ihre Spuren hinterlässt, entsteht durch jahrelanges, regelmäßiges Fahren eine besondere Verbundenheit mit dem Rad.
Die Installation des Swytch Go hat meiner Beziehung zu meinem alten Stadtrad definitiv neues Leben eingehaucht, auch wenn es ursprünglich nicht meine erste Wahl für die Elektrifizierung war. Eigentlich wollte ich lieber mein Trekking- oder Gravelbike mit dem Swytch Go ausstatten, doch das war leider nicht möglich.
Swytch Go: Nicht jedes Fahrrad ist für die Umrüstung geeignet
Obwohl das Swytch Go Umbau-Kit als universelle Lösung konzipiert ist, ist es nicht mit jedem Fahrrad kompatibel. Es ist wichtig, dass die Reifengröße mindestens 26 Zoll beträgt und die Einbaubreite ausreichend groß ist. Bei Fahrrädern mit Scheibenbremsen, wie meinem Trekking- oder Gravelbike, kann der verfügbare Platz möglicherweise nicht ausreichen, um den Nabenmotor zu installieren. Das Swytch Go Kit kann zwar grundsätzlich mit Scheibenbremsen verwendet werden, doch die Einbaubreite der Gabel spielt eine entscheidende Rolle.
Swytch hat eine Liste der kompatiblen Fahrräder erstellt, die euch hilft, zu überprüfen, ob euer Modell dazugehört. Aufgrund der Vielzahl an Fahrradherstellern und -modellen ist jedoch nicht jede mögliche kompatible Option aufgeführt. Bei Unsicherheiten ist es ratsam, direkt bei Swytch nachzufragen, ob das Kit für euer Fahrrad geeignet ist. Bei der Bestellung werdet ihr zudem gebeten, die genauen Spezifikationen eures Fahrrads anzugeben.
Swytch Go: Die verfügbaren Kit-Optionen und ihre Preise
Swytch bietet verschiedene Umbau-Kits für Fahrräder an, einschließlich einer Reihe von Zubehörteilen. In Deutschland ist das Swytch Go-Kit derzeit nur zur Vorbestellung erhältlich, und der Einstiegspreis beginnt bei "ab 359 Euro".
Hier sind die Details: Nach meiner Anmeldung auf der Webseite erhielt ich nach etwa zehn Tagen eine E-Mail, die mir ermöglichte, das Set auszuwählen und zu bestellen. Das Swytch Go-Kit gibt es in drei Varianten, die sich nur in der Batteriekapazität unterscheiden: Das Go-Kit bietet 187 Wattstunden, das Go+-Kit 281 Wattstunden und das Go++-Kit 378 Wattstunden.
Der Einstiegspreis für das Go-Kit liegt bei 359 Euro, mit einer Lieferzeit von etwa zwei Monaten. Wer eine schnellere Lieferung innerhalb von zwei Wochen wünscht, muss 599 Euro bezahlen. Beachten sollte man auch, dass das Set ohne Display geliefert wird. Ein Display muss separat hinzugefügt werden, wahlweise als LED- oder OLED-Variante. Das OLED-Display ermöglicht die Nutzung aller Funktionen des Swytch Go-Kits, während das LED-Display für einen Aufpreis von 30 Euro nur die Unterstützungsstufen und den Akkustand anzeigt.
Swytch Go: Der Unterschied liegt im Display
Ohne Display könnt ihr beim Swytch Go die Unterstützungsstufe nicht anpassen – der Motor läuft dann dauerhaft auf Stufe 3 von 5. Den Akkustand könnt ihr jedoch direkt an der Batterie ablesen.
Das OLED-Display für 70 Euro Aufpreis bietet dagegen deutlich mehr Funktionen. Mit diesem Display könnt ihr die Maximalgeschwindigkeit auf bis zu 32 km/h einstellen (was in Deutschland nicht erlaubt ist), die Reifengröße anpassen, eure Geschwindigkeit anzeigen lassen und einen Kilometerzähler nutzen. Das Display bietet eine klare, leuchtende Negativdarstellung, die sowohl bei Sonnenlicht als auch bei Dunkelheit gut lesbar ist. Das OLED-Display ist die bessere Wahl, zumal das Swytch Go nicht über eine App gesteuert werden kann.
Die Preise für das Swytch Go+ beginnen bei 439 Euro, für das Go++ bei 569 Euro – das sind die Vorbestellpreise, bei denen mit einer Lieferzeit von etwa zwei Monaten gerechnet werden muss. Die regulären Preise liegen bei 599 Euro für das Go, 739 Euro für das Go+ und 899 Euro für das Go++. Zusätzlich müsst ihr möglicherweise noch die Kosten für das Display berücksichtigen. Weitere Zubehörteile wie ein Bremssensor oder ein Gasgriff sind ebenfalls verfügbar.
Die Vorbestellpreise erscheinen im Vergleich zu den üblichen Marktpreisen für E-Bikes recht attraktiv. Laut CEO Oliver Montague plant Swytch für 2025 die Eröffnung mehrerer Stores in Deutschland. Dort können Kunden dann – zum regulären Preis – ihr Set mit Unterstützung eines Produktexperten konfigurieren und bestellen. Rabatte für Vorbestellungen sollen dann nicht mehr angeboten werden.
Swytch Go: So unkompliziert ist die Montage
Es gibt viele Umbau-Kits, die Fahrräder in E-Bikes verwandeln, aber das Swytch Go zeichnet sich besonders durch seine einfache Montage aus. Meine eigene Erfahrung bestätigt, dass die Installation unkompliziert ist.
Ihr braucht im Wesentlichen nur Werkzeuge zum Ausbau des Vorderrads und eventuell zum Reifenwechsel, wie Inbusschlüssel, Maulschlüssel, Reifenheber und eine Fahrradpumpe – das hat fast jeder Fahrradliebhaber zu Hause.
Bevor ihr mit der Montage beginnt, stellt sicher, dass das Set vollständig ist: Laufrad mit Motor, Batterie, Ladegerät, Kabelbaum, Pedalsensor mit Spacern, Magnetring für den Pedalsensor mit Adaptern, Kabelbinder und eventuell ein Display.
Die Montage erfolgt hauptsächlich mit den mitgelieferten Kabelbindern. Wer über ein grundlegendes technisches Verständnis verfügt, benötigt vermutlich nicht einmal die Bedienungsanleitung, die über einen QR-Code im Karton zugänglich ist. Für diejenigen, die auf Nummer sicher gehen wollen, kann der Aufbau in der Regel innerhalb einer Stunde abgeschlossen werden.
Swytch Go: Detaillierte Anleitung für die Montageschritte
Fahrrad auf den Kopf stellen.
Altes Vorderrad ausbauen und Schlauch sowie Mantel entfernen.
Neues Vorderrad mit dem alten oder einem neuen Schlauch und Mantel bestücken.
Neues Vorderrad in die Gabel einsetzen, dabei darauf achten, dass das Motorkabel auf der gegenüberliegenden Seite der Kette und nach oben gerichtet ist.
Magnetring am Tretlager und der Kurbel befestigen, wobei der mitgelieferte Adapter je nach Fahrradspezifikationen ausgewählt werden muss.
Den Sensor in einem Abstand von 3 Millimetern zum Magnetring am unteren Sattelrohr anbringen, ebenfalls mit dem mitgelieferten Montagematerial.
Die Batterie mit den Klettschlaufen am Rahmen fixieren.
Kabelbaum in die Batterie einstecken und mit dem Pedalsensor, dem Motorkabel und gegebenenfalls dem Displaykabel verbinden.
Sobald die Batterie aufgeladen ist, solltet ihr in der Lage sein, alles einzuschalten und eure E-Bike-Umrüstung abzuschließen. Falls die Motorunterstützung nicht kontinuierlich funktioniert, überprüft die Position von Sensor und Magnetring. Der Abstand zwischen ihnen sollte nicht zu groß sein, um eine durchgehende Unterstützung sicherzustellen. Ist der Abstand zu groß, könnt ihr ihn mithilfe der mitgelieferten Spacer reduzieren.
Swytch Go: Praxistest des Kits
Nachdem die Kompatibilität des Fahrrads überprüft, das Set konfiguriert, bestellt, geliefert und montiert wurde, ist das (fast) neue E-Bike bereit für die erste Fahrt – los geht's!
Der Elektromotor bietet eine klare Unterstützung, ist jedoch kaum hörbar. Das leise Summen ist nur bei sehr ruhiger Umgebung wahrnehmbar. Mit 250 Watt Leistung und 40 Newtonmetern Drehmoment entfaltet der Motor seine beste Leistung in den Unterstützungsstufen vier und fünf.
Zwar sind 40 Newtonmeter nicht besonders hoch und der Motor ist kein ausgeklügelter Mittelmotor mit Drehmomentsensor, daher ist der Fahrkomfort nicht mit technisch fortgeschritteneren Systemen vergleichbar. Der Motor liefert jedoch eine angenehme Unterstützung beim Pedalieren und ermöglicht ein leises und zügiges Fahren durch die Stadt. Der Anschub kann gelegentlich ruckartig sein, aber für langsames Fahren steht auf Wunsch ein Bremssensor zur Verfügung.
Insgesamt macht die Qualität der Komponenten einen soliden Eindruck, einschließlich Laufrad, Motor, Batterie, Display und Verkabelung. Das E-Bike ist durch Steckverbindungen und Wasserschutzkappen gegen gelegentliche Nässe geschützt, obwohl ein überdachter Parkplatz ratsam wäre. Der Kabelbaum, der mit Kabelbindern fixiert ist, wirkt etwas unaufgeräumt und könnte durch eine maßgeschneiderte 3D-gedruckte Verkleidung für eine bessere Optik sorgen.
Swytch Go: Kompakter Akku, beeindruckende Reichweite
Die Batterie des Swytch Go+, die über Klettschlaufen flexibel am Rahmen befestigt wird, sitzt sicher und stabil. Mit ihren 281 Wattstunden bietet sie im Vergleich zu vielen E-Bikes, die oft Akkus mit über 400 Wattstunden haben, eine überraschend gute Reichweite. In flachem Gelände und auf Stufe 5 habe ich fast 50 Kilometer zurückgelegt.
Swytch gibt eine Reichweite von 48 bis 65 Kilometern für das Go+ an. Diese Werte erscheinen realistisch, auch wenn sie von verschiedenen Faktoren abhängen können. Der Akku benötigt etwa vier Stunden zum Laden und wiegt nur 2,6 Kilogramm, was das Fehlen einer Diebstahlsicherung am Rahmen etwas ausgleicht.
Das Vorderrad des Kits fügt dem Gesamtgewicht nur etwa 1,6 Kilogramm hinzu, sodass mein umgebautes Fahrrad 15,9 Kilogramm wiegt – nur 4,3 Kilogramm mehr als zuvor. Ein Gewicht von rund 16 Kilogramm ist für ein E-Bike beeindruckend niedrig, da viele Modelle über 20 Kilogramm wiegen. Das geringe Gewicht trägt zur beachtlichen Reichweite bei.
Insgesamt zeigt sich das Swytch Go-Kit als durchdachtes und funktionales Produkt. Der Hersteller nutzt seine Erfahrung aus früheren Kits und bietet ein ausgereiftes, wenn auch noch nicht perfektes, E-Bike-Upgrade.
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