Alternativer Nobelpreis geht an Erdogan-Kritiker

Die türkische Zeitung “Cumhuriyet” erhält in diesem Jahr gemeinsam mit drei weiteren Aktivistinnen und Organisationen den Alternativen Nobelpreis. Das gab die Right Livelihood Stiftung am Donnerstag in Stockholm bekannt.

Neben “Cumhuriyet” werden die Rettungskräfte der Syrischen Zivilverteidigung ausgezeichnet, darüber hinaus die ägyptische Frauenrechtsaktivistin Mosn Hassan und ihre Organisation Nasra für feministische Studien sowie die russische Flüchtlingsaktivistin Swetlana Gannuschkina.

Sie teilen sich das Preisgeld von drei Millionen schwedischen Kronen (313 000 Euro). “Die diesjährigen Preisträger packen einige der dringlichsten globalen Themen direkt an - sei es Krieg, Meinungsfreiheit, Frauenrechte oder die Not von Migranten”, erklärte der Direktor der Stiftung, Ole von Uexküll.

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“Cumhuriyet» wurde für "furchtlosen investigativen Journalismus” im Angesicht von “Unterdrückung, Zensur, Inhaftierung und Todesdrohungen” geehrt. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung, Can Dündar, und der Leiter ihres Hauptstadtbüros, Erdem Gül, wurden im Mai wegen ihrer Berichterstattung über den mutmaßlichen Schmuggel türkischer Waffen an syrische Rebellen zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sie haben Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt, das international die Sorge um die Pressefreiheit in der Türkei verstärkt hatte.

Weitere Preisträger aus Syrien, Ägypten und Russland

Die Rettungskräfte der Syrischen Zivilverteidigung - eine auch “Weißhelme” genannte Freiwilligengruppe von Ersthelfern - wurden “für ihren herausragenden Mut, Mitgefühl und humanitäres Engagement bei der Rettung von Zivilisten aus der Zerstörung des syrischen Bürgerkriegs” gewürdigt.

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Die Ägypterin Hassan und ihre feministische Organisation erhielten den Preis, weil sie “die Gleichheit und Rechte von Frauen unter Umständen gelten machen, in denen sie andauernder Gewalt, Misshandlung und Diskriminierung ausgesetzt sind”. Die Organisation habe Menschenrechtsverstöße dokumentiert und die Reaktion auf sexuelle Angriffe auf Frauen koordiniert, die an den öffentlichen Protesten während und nach dem Aufstand 2011 beteiligt waren.

Die 74-jährige Russin Gannuschkina wurde für ihre Arbeit zur Förderung von “Menschenrechten und Gerechtigkeit für Flüchtlinge und Zwangsmigranten sowie Toleranz unter unterschiedlichen ethnischen Gruppen” geehrt.

Der Alternative Nobelpreis wird seit 1980 vergeben. Mit ihm werden humanitäre, ökologische und soziale Initiativen geehrt, deren Würdigung ihr Stifter, der schwedisch-deutsche Philanthrop Jakob von Uexküll, bei den traditionellen Nobelpreisen nicht ausreichend berücksichtigt fand.

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