Ampel-Pläne für Rente - So viel mehr Geld gibt es, wenn man länger arbeitet statt in Rente zu gehen
Obwohl sie eigentlich Ihren Ruhestand genießen könnten, gehen mehr als eine Million Rentner in Deutschland noch arbeiten. Die meisten belassen es aber bei einem Minijob. Nach den Plänen fast aller Parteien soll diese Zahl steigen.
Im Video: „Rentenexperte Raffelhüschen spricht Klartext: Jeder, der eine Rente mit 63 ablehnt, kann nicht rechnen“
1.356.738 Rentner in Deutschland hatten zum Stichtag 31. Dezember 2022 noch einen Job. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Matthias W. Birkwald hervor. Demnach hatten die meisten dieser Rentner die Regelaltersgrenze bereits überschritten. 1.110.938 Ruheständler arbeiteten trotzdem weiter.
80 Prozent von ihnen, also fast 900.000 Personen, hatten eine geringfügige Beschäftigung. Solche Minijobs mit einem Gehalt von maximal 520 Euro zum Stichtag, sind sozialversicherungsfrei. Rund 242.000 Rentner arbeiteten mehr als einen Minijob, wobei dabei nicht weiter etwa nach Teil- oder Vollzeit unterschieden wurde.
Auch 245.800 Rentner, die die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht hatten, arbeiteten weiter. Hierbei kann es sich um Menschen handeln, die zum Beispiel die „Rente mit 63“ beziehen oder schlicht mit Abschlägen vorzeitig in Rente gegangen sind. Auch von ihnen hatten die meisten – 70 Prozent – einen Minijob.
Politiker wollen, dass Rentner länger arbeiten - das sind die Maßnahmen
Die Zahlen sagen ebenso wenig darüber aus, wie viele Rentner arbeiten, weil sie es müssen, um sich einen vernünftigen Lebensunterhalt leisten zu können und wie viele es schlicht aus Spaß an der jeweiligen Arbeit tun. Nichtsdestotrotz versuchen Politiker fast aller Parteien, diese Zahl sogar zu steigern. Die Ampel-Koalition hatte in ihrer im Juli vorgestellten Wachstumsinitiative zwei Maßnahmen angekündigt.
Erstens sollen Rentner, die weiter arbeiten, den Arbeitgeberbeitrag zur Rentenversicherung direkt ausbezahlt bekommen. Beim Arbeitnehmerbeitrag dürfen sie sich aussuchen, ob der weiter an die Rentenversicherung abgeführt werden soll oder ebenfalls direkt ausgezahlt wird. Ersteres würde die späteren Rentenzahlungen erhöhen, letzteres nicht.
Die zweite Maßnahme ist eine Rentenaufschubprämie. Statt einer monatlich höheren Rente durch die Arbeit können sich Arbeitnehmer im Ruhestand auch für eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung in Höhe der entgangenen Rentenzahlung entscheiden. Diese Prämie kann hoch sein.
Das Portal Finanztip hat ausgerechnet, dass ein Durchschnittsverdiener mit einem Bruttogehalt von 45.358 Euro pro Jahr durch zwei Jahre zusätzliche Arbeit eine Prämie von 47.000 Euro verdienen würde. Das wären 22.000 Euro mehr als beim bisherigen Modell, wonach jeder extra gearbeitete Monat die Rentenzahlungen erhöht.
Kosten von rund einer Milliarde Euro pro Jahr
Hinzu kommen die gesparten Rentenbeiträge: Beim Durchschnittsverdiener würde das Nettogehalt allein durch die ausgezahlten Arbeitgeberbeiträge um rund 350 Euro pro Monat steigen. Noch einmal genauso viel wäre es, ließe sich der Rentner auch die Arbeitnehmerbeiträge direkt auszahlen. Die Bundesregierung hofft, mit diesen Änderungen den Mangel an Fachkräften bekämpfen zu können. Zwar können auch Rentner die Lücke nicht schließen, aber zumindest verringern. Das würde auch den Staat viel Geld kosten. Die Deutsche Rentenversicherung rechnet mit Einnahmeausfällen in Höhe von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Die müssten anderweitig, entweder über höhere Rentenbeiträge oder aus allgemeinen Steuermitteln, finanziert werden. Bei dem Thema herrscht ein seltener parteiübergreifender Konsens: Neben SPD, Grünen und FDP fordern auch die Oppositionsparteien CDU/CSU, AfD und die Linke Steuererleichterungen für arbeitende Rentner.
Für Ruheständler, die das schon machen, haben die geplanten Änderungen aber in den meisten Fällen keine Auswirkung. Da die meisten in Minijobs arbeiten und diese sowieso von Sozialversicherungsbeiträgen befreit sind, können diese weder die direkt ausgezahlten Rentenversicherungsbeiträge erhalten noch die Rentenaufschubprämie – denn sie bekommen schon Rente neben dem Minijob. In manchen Fällen könnte es sich für minijobbende Rentner künftig aber lohnen, mehr zu arbeiten, wenn sie das wollen.
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