Werbung

Amtsärzte wollen Corona-Testpflicht für Reisende aus China

Berlin (dpa) - Die deutschen Amtsärzte fordern für alle Einreisenden aus China eine einheitliche Corona-Testpflicht in der Europäischen Union. Bei einer explosionsartigen Ausbreitung wie derzeit in China müsse man damit rechnen, dass das Virus mutiere, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Deswegen müsse man vorbereitet sein.

«Wir brauchen jetzt ein europaweit einheitliches Schutzkonzept», so der Mediziner. «Jeder Reisende aus China sollte bei der Einreise in die EU per Schnelltest getestet werden.» Die Regel müsse für Geschäftsreisende, Touristen und andere Besucher gelten. Bei einem positiven Testergebnis müsse ein PCR-Test folgen und die Probe sequenziert werden. Wer sich infiziert habe, solle in jedem Fall in Isolation gehen müssen, so Nießen.

EU-Behörde: Corona-Welle in China beeinflusst Lage in Europa nicht

Nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die massive Corona-Welle in China voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa. «Die Varianten, die in China zirkulieren, zirkulieren auch schon in der EU, und stellen als solche keine Herausforderung für die Immunantwort von Bürgern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) dar», hieß es in einer Mitteilung. Außerdem gebe es eine relativ hohe Immunität und Impfquote unter Bürgern der EU und des EWR.

Die Behörde beobachte die Situation verstärkt, arbeite eng mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen und sei in regelmäßigem Kontakt mit den chinesischen Behörden, hieß es weiter. Es herrsche aber weiter ein Mangel an verlässlichen Daten über Covid-19-Fälle, Tote sowie die Lage in Krankenhäusern und auf Intensivstationen in China.

Die Europäische Union hatte bei Beratungen zur Corona-Welle in China am vergangenen Donnerstag noch keine gemeinsame Linie beschlossen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides rief die Staaten lediglich dazu auf, ihre nationalen Maßnahmen zur Überwachung des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Für diesen Mittwoch setzte die schwedische EU-Ratspräsidentschaft ein weiteres Treffen des zuständigen Krisenreaktionsmechanismus an.

«Noch nicht notwendig»

Mehrere europäische Länder haben inzwischen Einreisebeschränkungen für Reisende aus China erlassen oder diese in Aussicht gestellt, darunter Frankreich, Italien und Spanien. In Frankreich sind künftig auch PCR-Tests nach der Ankunft vorgeschrieben. In Großbritannien müssen vom 5. Januar an wieder negative Corona-Testergebnisse vorlegen, bevor sie ein Flugzeug nach England besteigen. Das bestätigte ein Regierungssprecher vor Journalisten in London. Auch Hongkong werde von der neuen Regelung betroffen sein, Einzelheiten dazu sollten demnächst bekannt gegeben werden. «Wir haben einen Anstieg an Fällen dort gesehen und diese Entscheidung ist auch deshalb getroffen worden, weil es einen Mangel an umfassenden Gesundheitsdaten aus China gibt», sagte der Sprecher zur Begründung.

Die Bundesregierung hatte am Sonntag hingegen bekräftigt, dass sie zunächst noch abwarten will. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte am Freitag eine Verschärfung der Einreiseregeln in Deutschland für «noch nicht notwendig».

Die Linke kritisierte diese Linie und forderte eine PCR-Testpflicht für Reisende aus China auch an deutschen Flughäfen. «Die Nachricht, dass am Mailänder Flughafen fast jeder zweite getestete Passagier aus China Corona-positiv war, muss alarmieren», sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Kathrin Vogler, dem Nachrichtenportal t-online. «Um herauszufinden, ob Reisende aus China eventuell eine bisher unbekannte Virus-Variante mitbringen, ist eine PCR-Testpflicht mit Sequenzierung sinnvoll.»

China wehrt sich gegen «diskriminierende» Einreiseregeln

Die Regierung in Peking spricht sich gegen strikte Einreisebestimmungen anderer Länder für Reisende aus der Volksrepublik aus. «Die Maßnahmen sollten normale Reisen nicht beeinträchtigen», sagte Außenamtssprecherin Mao Ning vor der Presse in Peking. Auch wies sie darauf hin, dass chinesische Behörden «zeitgerecht, offen und transparent» Informationen über die jüngste Ausbreitung des Virus in China mit dem Ausland geteilt hätten.

Die Sprecherin reagierte auf die Test-Pflicht für Reisende aus China, die einige Länder aus Angst vor möglichen neuen Virusvarianten eingeführt haben. Experten sähen dafür keine Notwendigkeit, weil Varianten überall in der Welt entstehen könnten, sagte Mao Ning. Die Reaktionen sollten «wissenschaftsbasiert und angemessen» sein. «Niemand sollte die Gelegenheit ergreifen, um politische Manipulationen oder diskriminierende Reaktionen vorzunehmen.» Seit 2020 hatte China selbst scharfe Einreisebeschränkungen verhängt, kaum Visa vergeben und bis Dezember noch eine Quarantäne verlangt.