Analyse von Alexander Görlach - Trump dreht völlig frei, doch der schleimende Tesla-Mann schießt den Vogel ab

Donald Trump (l), ehemaliger Präsident der USA und Elon Musk<span class="copyright">Matt Rourke/Jos' Luis Villegas/A</span>
Donald Trump (l), ehemaliger Präsident der USA und Elon MuskMatt Rourke/Jos' Luis Villegas/A

Donald Trump und Elon Musk treffen sich zu einem bizarren Interview, das von Superlativen, falschen Zahlen und peinlichen Momenten geprägt ist. Musk huldigt dabei Trump, welcher mit der „größten Deportation“ droht. Was für ein Duo Infernale.

Das Interview zwischen Donald Trump und Elon Musk war eines der Superlative, jedoch nicht in dem Sinne, wie es sich der X-Besitzer in seiner Ankündigung auf der Social-Media-Plattform vorgestellt haben mag, als er das Gespräch als „größtes Interview in der Geschichte“ anpries.

Die Superlative lagen woanders: Trump sprach von einem „Akt Gottes“, dass ihn der Attentäter am 13. Juli nicht getroffen habe. Elon Musk sprach von einer „Apokalypse“, als er sich an den Anblick von „Karawanen illegaler Flüchtlinge“ erinnerte, die er bei einem Besuch an der Grenze zu Mexiko gesehen haben will.

Musk-Trump-Interview: „Der gesamte Rest der Welt“ auf dem Weg nach Amerika

Donald Trump behauptete daraufhin, dass 50 bis 60 Millionen illegale Einwanderer von überall auf der Welt jährlich illegal in die USA einreisen wollten. Und Musk pflichtete ihm bei, dass „der gesamte Rest der Welt“ auf dem Weg nach Amerika sei.

Ein Großteil „der Illegalen“, so der 45. Präsident der Vereinigten Staaten weiter, seien in ihren Heimatländern verurteilte Schwerverbrecher und Mörder. Einen Beleg für diese Behauptungen liefert Donald Trump nicht.

„In Venezuela ist die Verbrechensrate bis zu 80 Prozent zurückgegangen, bei uns hingegen ist sie entsprechend in die Höhe geschnellt“. Für den Fall, dass er die Präsidentschaftswahlen am 5. November gewinnen sollte, kündigte er deshalb die „größte Deportation“ in der Geschichte der USA an.

Die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, nannte Trump „inkompetent“ und einen „Betrug“ („scam“). Sie habe gemeinsam mit anderen Demokraten Biden aus der Kandidatur gedrängt („Staatsstreich“). Biden hingegen bezichtigte er, dumm zu sein: „Er hatte vor 30 Jahren schon keinen IQ, mittlerweile ist da gar nichts mehr messbar“.

Das Schlimmste an der Konversation war Musk selbst

Das Schlimmste an der von Elon Musk vom Interview zu einer Konversation herabgestuften Begegnung war Musk selber. Der Unternehmer schleimte sich bei Trump („das waren richtige geile Tweets“) derart ein, dass man sich beim Zuhören fremdschämen musste.

Musk kann auch nicht in ganzen Sätzen sprechen, verhaspelt sich ständig, „ähm-t“ ohne Unterlass, kritische Nachfragen gab es keine. Und trotzdem lobt Trump Musk über den grünen Klee: „Du bist so ein interessanter Charakter“, sagt er. Und: „Könnten Biden oder Harris so ein Interview mit dir führen wie ich?“, fragt Trump Musk, „No, they could not“, gibt dieser servil zurück. Dabei war es Trump, der zuerst Fernsehdebatten mit seiner Kontrahentin Kamala Harris abgelehnt hatte.

Das Gespräch zwischen den beiden Milliardären begann mit 42 Minuten Verspätung, was Elon Musk mit einem Cyber-Angriff auf die Server von X begründete. Nachdem diese Schwierigkeiten beseitigt waren, redete sich Trump in Sachen Superlativen warm, als er „von Millionen Zuhörern“ sprach. Tatsächlich schalteten sich laut „X“ 15,7 Millionen Hörer zu dem Gespräch.

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Lügen, Lügen, Lügen: Wird Musk den X-Algorithmus für Trump  biegen?

Der Attentatsversuch auf Donald Trumps Leben nahm die ersten 15 Minuten der Unterhaltung ein. Auch hier Zahlen-Superlative: Unter Umständen hätten „Abertausende“ Menschen von dem Attentäter, der Trump am 13. Juli am Ohr erwischte, getötet werden können.

Derzeit behauptet er fälschlicherweise, Kamala Harris würde die Besucherzahlen ihrer Veranstaltungen fälschen, und ist erpicht darauf, bei jeder Gelegenheit zu behaupten, dass seine Rallys ausverkauft und von Zehntausenden Menschen besucht seien. Nach seiner Amtseinführung im Januar 2017 sagte er, ebenfalls falsch, dass die größte Anzahl von Menschen in der Geschichte der USA seiner Vereidigung beigewohnt hätten.

Auch in der Außen- und Sicherheitspolitik spricht Trump von sich in Superlativen: Mit ihm hätte es keinen Krieg in der Ukraine gegeben und auch keine Hamas-Attacke auf Israel. Er preist auch sein gutes Verhältnis zu den Diktatoren Putin, Xi und Kim an. Das ist alles nichts Neues.

Das eigentlich Neue ist, dass Elon Musk mit diesem Gespräch den Account von Donald Trump auf X wieder freigeschaltet hat. Dieser war nach der Attacke auf das Kapitol am 6. Januar 2021, für die Trump die Verantwortung trägt, von den vorherigen Besitzern abgeschaltet worden.

In US-Medien wird daher spekuliert, ob Elon Musk den Algorithmus seiner Plattform so biegen wird, dass Menschen mehr Pro-Trump-Inhalte sehen. Der Autobauer und reichste Mensch der Welt könnte so den Wahlausgang am 5. November beeinflussen und sich danach eine Rolle in der Politik sichern. Es wäre ein Duo Infernale.