Analyse von jüdischem Professor Katz - „TikTok-Dschihad“: Wie Europas Jugend zur tickenden Zeitbombe wird

Immer mehr Islamisten wenden sich auf TikTok gezielt an Kinder und Jugendliche. Die Plattform sei durch Erwachsene schwer zu kontrollieren und berge zudem Suchtpotenzial, warnt der Verfassungsschutz. Bild: Der TikTok-Kanal der islamistischen Gruppierung Muslim Interaktiv.<span class="copyright">IMAGO/Hanno Bode</span>
Immer mehr Islamisten wenden sich auf TikTok gezielt an Kinder und Jugendliche. Die Plattform sei durch Erwachsene schwer zu kontrollieren und berge zudem Suchtpotenzial, warnt der Verfassungsschutz. Bild: Der TikTok-Kanal der islamistischen Gruppierung Muslim Interaktiv.IMAGO/Hanno Bode

TikTok wird zur Rekrutierungsplattform für Terroristen, die gezielt Europas Jugend ansprechen. Der geplante Anschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert enthüllte die Radikalisierung von Jugendlichen online. Professor Katz analysiert, wie real die Bedrohung durch den „TikTok-Dschihad“ ist.

Die wachsende Bedrohung durch Radikalisierung auf Social Media fordert Europas Sicherheitsbehörden heraus. Ein geplanter Anschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert in Wien macht die gefährliche Rolle von TikTok als Rekrutierungsplattform deutlich.

Die neue Bedrohung: Radikalisierung über TikTok

Ein geplanter Terroranschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert in Wien, vereitelt durch die österreichischen Sicherheitsbehörden, hat eine alarmierende Entwicklung ins Licht gerückt: Extremistische Gruppen nutzen TikTok, um junge Menschen in Europa zu rekrutieren. Diese neue Form der Radikalisierung, bekannt als „TikTok-Dschihad“, stellt eine erhebliche Herausforderung für die Sicherheit in Europa dar.

Laut Zeev Avrahami, Journalist bei Ynet, hat sich TikTok in den letzten Jahren von einer harmlosen Plattform für Tanzvideos zu einem gefährlichen Werkzeug entwickelt, das von islamistischen und rechtsextremen Gruppen genutzt wird, um Jugendliche in Europa zu radikalisieren und als „einsame Wölfe“ oder virtuelle Terrorzellen zu rekrutieren.

Die Schwierigkeit der Überwachung

Die Nutzung von TikTok zur Radikalisierung stellt die Sicherheitsbehörden vor erhebliche Herausforderungen. Früher waren persönliche Treffen zwischen Rekrutierern und ihren Zielen eine der Hauptmethoden der Anwerbung. Heute findet dieser Prozess weitgehend online statt, was die Überwachung und Erkennung solcher Aktivitäten erheblich erschwert.

„TikTok ist der bevorzugte Kanal zur Rekrutierung von Jugendlichen,“ so Avrahami. "Diese Jugendlichen werden zu ‚einsamen Wölfen‘ oder zu virtuellen Terrorzellen, die nur auf ihre Aktivierung warten."

Neue Zielgruppe: Europas Jugend ohne Migrationshintergrund

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass sich die Zielgruppe der Rekrutierer erweitert hat. Während in der Vergangenheit hauptsächlich Jugendliche mit muslimischem Hintergrund oder Migrationshintergrund im Fokus standen, sind nun auch deutsche und französische Jugendliche ohne jeden Bezug zum Islam betroffen. Diese Jugendlichen fühlen sich oft ausgegrenzt und enttäuscht von ihrem Umfeld und sind daher besonders anfällig für die manipulativen Taktiken der Extremisten.

Ein erschütterndes Beispiel hierfür ist der Fall eines 15-jährigen Jungen in der Schweiz, der sich online radikalisierte und im März 2024 einen orthodoxen Juden in Zürich angriff. Dieser Vorfall zeigt deutlich, wie schnell und tiefgreifend die Radikalisierung über soziale Medien verlaufen kann.

Einfluss durch den Krieg in Gaza

Der seit dem 7. Oktober 2023 andauernde Krieg in Gaza hat die Radikalisierung in Europa zusätzlich beschleunigt. Extremistische Gruppen nutzen die sozialen Medien, um Gewaltvideos und Propaganda zu verbreiten, was zu einer vierfachen Zunahme von Terroranschlägen und Anschlagsversuchen in Europa geführt hat. TikTok spielt dabei eine zentrale Rolle, indem seine Algorithmen radikale Inhalte bevorzugt verbreiten und so zur Radikalisierung beitragen.

Europas Antwort auf den TikTok-Dschihad

Die Verhinderung des geplanten Anschlags auf das Taylor-Swift-Konzert war zwar ein Erfolg, aber die Bedrohung bleibt bestehen. Laut einem Bericht des Terrorismusexperten Peter Neumann sind 38 der 58 Personen, die seit Oktober 2023 in Europa im Zusammenhang mit dem IS verhaftet wurden, zwischen 13 und 19 Jahre alt. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der die europäischen Sicherheitsbehörden auf diese neue Bedrohung reagieren müssen.

„Der geplante Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert mag vereitelt worden sein“, warnt Avrahami, "aber die Gefahr, die vom TikTok-Dschihad ausgeht, bleibt real und wächst weiter. Die Zeitbombe tickt unaufhörlich."

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