Analyse von Ulrich Reitz - Wie Özdemir mit Migrations-Text gleich reihenweise grüne Lebenslügen enttarnt
Cem Özdemir hat in einem Beitrag über Migration gleich reihenweise grüne Lebenslügen enttarnt. Nun sind sie auf der Zinne – grüne Frauen besonders. Warum nur?
In den letzten Stunden hat der scheidende grüne Parteivorsitzende Omid Nouripour die mangelnde Integration damit begründet, es gebe zu wenige Sozialarbeiter. Lisa Paus hat den – von Migranten noch vor der Polizei gestoppten – Macheten-Amoklauf von Essen zur „Beziehungstat“ entmigrantinisiert. Und Katrin Göring-Eckardt hat den Mauerfall vor 35 Jahren für ein Plädoyer gegen Grenzen ganz allgemein genutzt.
Einwanderer-Migration als Bringschuld der deutschen Mehrheitsgesellschaft ist eine urgrüne Idee. Ebenso wie die Behauptung, gelungene Integration stehe in Korrelation zur Zahl von Integrationshelfern, die man zu diesem Zweck vorhält.
In diese ideologische Schublade gehört die angeblich feministische Idee, männliche Toxizität sei Ursache von migrantischer Gewalt und nicht etwa die patriarchalische, weil islamische Prägung im Heimat- und Herkunftsland von Einwanderern, was offenbar die Einsicht von Cem Özdemir ist.
Ein für Özdemir besonders schwerer Fall ist Göring-Eckardt. Sie verfiel darauf, den Abbau der DDR-Grenzanlagen in ein Plädoyer zur Grenzfreiheit gegen illegale Migration umzumünzen: „Für mich ist klar: Grenzen hochzuziehen, kann keine Lösung sein. Auch heute nicht.“
Was hat Schutz vor illegaler Migration mit DDR-Grenze zu tun?
Nun: Der liberale thüringische Koalitionsfreund von Frau Eckardt, Gerald Ullrich, ist noch rücksichtsvoll, wenn er feststellt: „Die grüne Agenda kann man nicht mit jedem geschichtlichen Ereignis beliebig verrühren.“
Tatsächlich: Was hat die heutige Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden und Österreich und Tschechien und der Schweiz (und so weiter) zu tun mit dem Gewehr- und Schäferhund-bewachten Gefängniszaun, den der kommunistische Sowjet-Scherge Walter Ulbricht 1961 gegen die eigene Bevölkerung hochzog?
Ist der Schutz an der Grenze Deutschlands vor illegaler Migration, den Özdemir offenkundig für notwendig hält, vergleichbar damit, DDR-Deutsche unter Androhung tödlicher Gewalt davon abzuhalten, vor einer Diktatur wegzulaufen?
„Gaslighting“ ist der Versuch, die Wahrnehmung der Realität durch die Vortäuschung falscher Tatsachen zu verhindern. Also etwas, das die grüne Familienministerin Lisa Paus mit dem Macheten-Mann von Essen Nord veranstaltet. Das Wüten dieses Mannes, Syrer, Palästinenser, was auch immer, framte Paus zu einem „schrecklichen Fall von Partnerschaftsgewalt“.
Im Gegensatz zu seinen Grünen will Özdemir islamistische Frauengewalt thematisieren
Özdemir möchte, dass über Desintegration und deren Ursachen nicht so geredet wird wie bei – seinen – Grünen, sondern: offen. Er nutzt ein altes Reporter-Motto gegen Haltungs-Politik, also den Versuch, die Realität der eigenen Ideologie anzupassen: „Sagen, was ist.“ (Es handelt sich ursprünglich um ein Zitat von Rosa Luxemburg.)
Özdemir möchte die Übergriffe gegen Frauen durch Islamisten thematisieren, er möchte darüber reden können, was dahintersteckt, nämlich: „die patriarchalen Strukturen und die Rolle der Frau in vielen islamisch geprägten Ländern“.
Seine Ministerkollegin Paus möchte genau dies allerdings nicht, nämlich über eingewanderte Werte reden, die für hier Lebende – Autochtone wie Eingewanderte - Bedrohungen sind, wie: Verletzte Ehre, die jegliche Form von Gewalt rechtfertigt, beispielsweise Femizide, oder sogenannte Ehrenmorde.
Cem Özdemir hat in der FAZ einen besonnenen Artikel geschrieben über die Migration. Von rechts wurde er dafür angegriffen, weil er angeblich seine knapp volljährige Tochter „instrumentalisiert“ habe für eine politische Agenda.
Das ist Blödsinn, die eigene Tochter kann für einen Minister eine authentische Kronzeugin sein. Und wenn sie Özdemir dazu gebracht haben sollte, als einziger Spitzengrüner endlich einmal zuzugeben, was bei der Integration schiefläuft, kann man sich bei ihr doch nur bedanken.
Özdemir hat keine Furcht davor, wichtigste Tabus seiner Partei abzuräumen
Weniger Blödsinn ist der Einwand, Özdemir verfolge eine politische Agenda in Baden-Württemberg, um dort Nachfolger des einzigen grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zu werden. Das stimmt wohl, und es stimmt auch, dass Özdemir mit der derzeitigen migrationspolitischen Agenda der Grünen in dem Ländle, in dem er geboren wurde, erst gar nicht anzutreten braucht.
Allerdings ist gegen einen Ausbruch von Vernunft nichts einzuwenden, nur weil damit eine karrierefördernde Absicht verbunden wird. Özdemir hat jedenfalls keine Furcht davor, einige der wichtigsten Tabus seiner Grünen abzuräumen:
Erstens: Er hält es für machbar, Asylverfahren in Drittstaaten abzuhalten, was für die Grünen herkömmlicherweise als „Ruanda-Lösung“ entweder neo-kolonialistisch oder rassistisch ist. Oder beides.
Zweitens: Er stellt Rechtsextremismus und Antisemitismus und Islamismus „ganz bewusst“ in eine Reihe. Das verrät eine gute alte Totalitarismus-Schule, läuft aber dem Grünen Mantra zuwider, das Rechtsextremismus von allen -ismen die furchtbarste ist. Beim Islamismus ist die Haltung der Grünen mindestens schillernd, denn: Muslimfeindlichkeit ist für sie weniger die Feindlichkeit von Muslimen als vielmehr die Feindlichkeit gegen Muslime. Beides gibt es.
Drittens: Er wendet den schon sozialpolitisch ungeliebten Grundsatz „Fördern und Fordern“ jetzt auch noch bei der Integration an, was bei Muslimen, die begriffen haben, wie der Laden läuft, inzwischen routinemäßig zum Vorwurf des “Rassismus“ führt.
Viertens: Er sagt, Integration von Migranten ist Voraussetzung für die Akzeptanz weiterer Migration. Für Mainstream-Grüne ist Migration dagegen praktisch voraussetzungslos. Für sie sei jeder Mensch „ein Geschenk“, sagt Göring-Eckardt – und begründet das christlich.
Fünftens: Er berichtet, offensichtliche Problemfälle tricksen unsere Behörden erfolgreich aus. Diese Fälle kommen bei Grünen gemeinhin gar nicht vor.
Sechstens: Er gibt zu, beim Asylrecht setzen sich nicht die Schwächsten durch, sondern die Stärksten. Das ist eine ganz besonders schlimme Erkenntnis für Grüne, ihre Migrationserzählung basiert auf der Behauptung von den Schwächsten, denen dieses so reiche Land Schutz schulde. Özdemir enttarnt hier eine der größten grünen Lebenslügen.
Siebtens: Er sagt, wer für uns nützlich ist, ist willkommen. Dito, wer sich integriert. „Für alle anderen haben wir keinen Platz.“ Dieser letzte Satz aus Özdemirs Artikel ist für Grüne das allerletzte – sie haben immer Platz, wenn andere es bezahlen.
Jeder Vater halbwüchsiger Töchter versteht, was Özdemir meint
Özdemir schreibt über seine Tochter: „Wenn sie in der Stadt (Berlin, UR.) unterwegs ist, kommt es häufiger vor, dass sie oder ihre Freundinnen von Männern mit Migrationshintergrund unangenehm begafft oder sexualisiert werden.“
Die Journalistin Annika Brockschmidt macht daraus: „‘Sorge um die Tochter‘ wegen ‚illegaler Migranten‘ ist nun wirklich das sexistischste, rassistischste Klischee schlechthin.“
Ich denke, jeder Vater von halbwüchsigen Töchtern weiß, was Özdemir sagt. Und die anderen werden die Polizeiliche Kriminalitäts-Statistik kennen: Rund zwei Gruppenvergewaltigungen pro Tag, Ausländeranteil: Rund 50 Prozent. Alles andere ist einfach realitätsblind, naiv und ideologiegeladen. Es reicht auch schon eins von den vielen Talahon-Videos vom Münchner Oktoberfest.