Eine Analyse von Ulrich Reitz - Jesus auf Palästinensertuch: Papst sendet eine gefährliche Adventsbotschaft

Papst Franziskus.und die umstrittene Krippe
Papst Franziskus.und die umstrittene Krippe

Jesus in einer Krippe auf einem Palästinensertuch – Papst Franziskus riskiert eine politisch, historisch und theologisch fragwürdige Adventsbotschaft. Eine Provokation für Christen – ausgerechnet in der Weihnachtszeit.

Zuerst die Nachricht, in einfacher Sprache: Der Papst sitzt im Rollstuhl und betet zu einer Krippe, in der das Christuskind auf einem Palästinensertuch liegt.

Na und?

Sicher, das Christentum ist schon an sich eine Provokation: Liebe deine Nächsten! Wobei „dein Nächster“ eben auch dein Feind sein kann. Das macht aber nichts, sagt die allumfassende Friedensbotschaft, im Gegenteil: Das ist es ja gerade. Versöhnung und Barmherzigkeit sind stärker als jede Feindschaft.

Papst macht aus einem Bild eine Botschaft

Damit bewegt sich Franziskus mit seiner eigenwillig interpretierten Adventsbotschaft also noch innerhalb seiner christlichen Tradition – könnte man meinen. Sicher – der Papst macht aus einem Bild eine Botschaft. Das gesamte Ensemble, der Papst in all seiner Verletzlichkeit im Rollstuhl vor dem ungeschützten Krippenbaby, das auf einem Pali-Tuch liegt, ist mehr als nur ein Foto. Es ist eine künstlerische Aktion. Eine, die eminent politisch ist.

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Der Papst als Aktivist. So what? War nicht Jesus selbst auch ein Aktivist? Mehr als das: ein Revolutionär?

Jesus wollte einen jüdischen Staat. Dafür wurde er ans Kreuz geschlagen – als König der Juden. Das ist das Einmalige. Bevor die Römer Jesus kreuzigten, in Jerusalem, sollen sie auf sein Kreuz die Buchstaben INRI geschrieben haben – ein Akronym: „Iesus Nazarenus Rex Iudaorum“ – Jesus aus Nazareth, König der Juden.

Dieses besondere an der Existenz Jesu, das Jüdische,  relativiert der Papst, er wertet es damit ab. Er macht aus Jesus einen Palästinenser, was, wenn man noch nett sein will, eine Geschichtsfälschung ist. Das Christentum entstand als eigene Religionsgemeinschaft erst etliche Jahre nach der Kreuzigung von Jesus, noch wesentlich jünger ist der Islam, die Religion der Palästinenser. Die entstand erst im 7. Jahrhundert.

Maria und Joseph waren Juden, ebenso Jesus. Sie waren keine Christen, das konnten sie nicht sein, ebenso wenig wie „Palästinenser“. Weshalb verwischt der Papst durch seine politisch, tagesaktuell motivierte Aktion solche historischen, theologisch bedeutsamen Tatsachen?

Im palästinensischen Narrativ hat es ein Land der Juden nie gegeben

Jesus als der erste Palästinenser, das ist eine palästinensische Erzählung. Propaganda, ein Versuch der Geschichts-Umschreibung, um Israel als Kolonialmacht zu brandmarken, um es sodann von der Landkarte zu tilgen, der aktuellen wie der historischen.

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Im palästinensischen Narrativ hat es ein Land der Juden nie gegeben, nur ein Land der Palästinenser, aus dem sie von den Juden in genozidaler Absicht hinausgeworfen wurden. Was der Wirklichkeit nicht stand hält.

Heute ist jeder fünfte Einwohner in Israel arabischer, palästinensischer Herkunft. In den arabischen Gebieten ist es ganz anders. Dort, unter der Herrschaft des Islam, der neben dem Propheten vor Ort keine Götter neben sich duldet, wurden Juden (und Christen) systematisch vertrieben.

Es war nur konsequent, dass im Vatikan, bei diesem theologisch-künstlerisch-aktivistischen Akt, ein Repräsentant aus dem Führungskreis der PLO dabei sein durfte. Aus deren Exekutivkomitee nahm Ramzi Khouri teil – und der richtete dem Papst seine wärmsten Grüße aus vom so genannten Palästinenserpräsidenten Abbas. Der empfinde “tiefe Dankbarkeit für die unerschütterliche Unterstützung des Papstes für die palästinensische Sache und seine unermüdlichen Bemühungen um die Beendigung des Krieges gegen Gaza und die Förderung der Gerechtigkeit”.

„Krippe von Bethlehem 2024“

Nun konnte man am 7. Oktober des vergangenen Jahres einen nachhaltigen Eindruck gewinnen von der  „palästinensischen Sache“, in einer ausgesprochen unbarmherzigen Ausprägung allerdings. Sagen wir es so: Wäre bei diesem Festival, welches die Attentäter angriffen, als Gast Jesus dabei gewesen, hätten ihn die Palästinenser abgeschlachtet, sich dafür in den Straßen von Bethlehem anschließend frenetisch gefeiert und für die Augen der ganzen Welt gefilmt.

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In den Worten des Autoren Alan Posener: „Die katholische Kirche hat eine lange Tradition des Antijudaismus und des Antisemitismus; dass sie aber aus ihrem Heiland einen Terroristen macht, das ist schon originell.“

„Krippe von Bethlehem 2024“ heißt die Installation im Vatikan, die von zwei palästinensischen Künstlern aus Bethlehem geschaffen wurde. Nun ist Bethlehem allerdings schon lange keine Heimstatt des Christentums mehr, was nicht an den Christen liegt.

Seit nunmehr 30 Jahren hat hier die Palästinensische Autonomiebehörde das Sagen und seitdem verlassen die Christen unter dem Eindruck militanter Islamisierung des Gebiets ihre Stadt. Heute ist noch knapp jeder fünfte Bewohner Bethlehems ein Christ, bevor die Autonomiebehörde die Macht ergriff, waren es 80 Prozent.

Papst Franziskus nährt einen „Verdacht“

Wenn von genozidalen Vorgängen geredet werden kann dann dort, wo unter islamischer Herrschaft Christen und Juden bedrängt und verdrängt werden. Aber das kommt nur selten vor, eigentlich fast gar nicht. Auch der Vatikan thematisiert das nicht, seltsam genug. Stattdessen nährt Papst Franziskus den „Verdacht“, in Gaza finde durch die israelische Kriegführung ein „Genozid“ statt.

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Dies ist eine Erzählung, die transportiert und in Gerichtssäle getragen wird von Staaten des globalen Südens. Das passt, denn der Papst, Argentinier und geprägt von der sozialistisch-klassenkämpferisch-antikapitalistischen Theologie der Befreiung, versteht sich vor allem als deren Sachwalter.

Franziskus macht aus seiner Haltung zu Israel auch kein Geheimnis. Schon kurz nachdem die Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 Israelis überfallen, bestialisch ermordet oder als Geiseln genommen hatten, empfing der Papst deren Angehörige – allerdings gemeinsam mit denen palästinensischer Gefangener.

Schwere Vorwürfe aus Israel

Jerusalem warf dem Papst daraufhin eine „kalte Gleichsetzung von Opfern und Tätern“ vor. Die Sympathie des Heiligen Stuhls mit den Palästinensern begann nicht erst mit Franziskus, sie hat eine lange Geschichte. Papst Johannes Paul II empfing Jassir Arafat, den ersten Palästinenserführer, im Vatikan schon 1982.

Bereits 2015, lange vor den Vereinten Nationen, erkannte der Heilige Stuhl Palästina offiziell als Staat an. Der Vatikan fordert eine Zwei-Staaten-Lösung, die Palästinenser müssten eine „Nationale Perspektive“ bekommen. Es gibt allerdings bis heute kein palästinensisches Staatsgebiet. Und, weil auch in der deutschen Außenpolitik gerne eine „Ordnung des Rechts“ beschworen wird:  Die Palästinenser lassen sich repräsentieren von zwei extremistisch-terroristischen Organisationen – der Hamas in Gaza und der Fatah im Westjordanland. So lange das so bleibt, dürfte Israel die Gründung eines palästinensischen Staates nicht zulassen.

Und nachdem der blutrünstige Diktator Assad aus Syrien vertrieben wurde , ist es um die Palästinenser noch ein Stück einsamer geworden. Israel hat Assads Waffen vernichtet und die strategisch wichtigen Golanhöhen besetzt. 

Damit hat Israels Netanjahu-Regierung konsequent, hart und schnell jede ernstzunehmende militärische Bedrohung, auch durch einen möglicherweise neuen, dschihadistischen Staat auf diesem Gebiet, auf Jahre hinaus erledigt.

Die Palästinenser sind von einem eigenen Staat weiter entfernt denn je. Israel ist jetzt, nachdem es die Hamas und die Hizbollah de facto erledigt und damit den iranischen Einfluss weit zurückgedrängt hat, die unbestritten neue regionale Supermacht in Nahost.

Jesus als Palästinenser im Vatikan von Franziskus Gnaden – dieses Setting ist allenfalls von antiquarischem Wert.