Angebliche Suff-Idee - Wusste Selenskyj von Nord-Stream-Sabotage? Lesen Sie, was er damals behauptete

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine<span class="copyright">Laurent Cipriani/AP/dpa</span>
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der UkraineLaurent Cipriani/AP/dpa

Ein Bericht behauptet, dass Selenskyj seine Zustimmung zur Sabotage der Nord-Stream-Pipelines gegeben haben soll. Nach dem Anschlag nutzte er die Lage geschickt für seine eigenen Vorteile. Das könnte für ihn und den Westen zum Problem werden.

  • Im Video oben: Selenskyj winkte Nord-Stream-Anschlag durch - und versuchte ihn dann zu stoppen   

Die Szenarien, wie die Anschläge auf die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 vonstattengingen, klingen wie Agenten-Krimis. In jedem Fall liegt die Vermutung nahe, dass ein ausgeklügelter Plan hinter der Sabotage stecken muss. Wie nun ein Bericht des „Wall Street Journal“ nahelegt, kam zumindest die Idee dafür ganz anders zustande: im Rausch, als ukrainische Militärs und Geschäftsleute zusammen feierten.

Den Recherchen Journalist Bojan Pancevski zufolge wusste auch Wolodymyr Selenskyj von den Anschlagsplänen seiner Armee. Der ukrainische Präsident soll sie zunächst abgenickt haben, sei später aber wieder zurückgerudert. Als westliche Geheimdienste davon Wind bekamen und Selenskyj aufforderten, die Pläne zu stoppen, war es offenbar schon zu spät.

Enthüllungen kratzen an Selenskyjs Glaubwürdigkeit

Die Enthüllung – so sie denn stimmt – könnte für den Präsidenten unangenehme Folgen haben. Eine mit westlichen Partnern unabgesprochene, im Suff entstandene Aktion dürfte den Unterstützern der Ukraine sauer aufstoßen. Und nicht nur das: Sie kratzt auch an der Glaubwürdigkeit Selenskyjs.

Der hatte nämlich im September 2022, kurz nach den Anschlägen, bei der Schuldfrage auf Russland gezeigt. Bei einer per Video übertragenen Rede auf einem EU-Gipfel in Prag sagte der Präsident: „Nie zuvor war unser Kontinent einer solchen Bedrohung ausgesetzt – der Bedrohung durch die Zerstörung von Unterwasserpipelines, Kabeln und Tunneln“ Und weiter: „Aber so etwas können sie jetzt von Russland erwarten.“ Bei Anschuldigungen beließ Selenskyj es aber nicht – er nutzte sie, um die EU-Staaten um weitere Waffen für den Krieg gegen Russland zu bitten.

Präsidentenberater dementiert Bericht

Mychajlo Podoljak, ein Präsidentenberater, stieß ins selbe Horn und wurde sogar noch deutlicher. Bei den Lecks an den Nord-Stream-Pipelines handle es sich um einen „einen von Russland geplanten Terroranschlag und ein Akt der Aggression gegen die EU“. Russlands Ziel sei die Destabilisierung Europas im Winter, insbesondere im Energiesektor. „Die beste Antwort“ auf eine derartige Provokation seien „Panzer für die Ukraine“, so Podoljak.

Der Berater ist es nun auch, der als erster aus Kiew den Bericht dementiert hat: „Eine Verwicklung der Ukraine in die Nord-Stream-Explosionen ist absoluter Irrsinn“, sagte er am Donnerstag. Die Aktionen wären für sein Land von keinerlei praktischem Interesse gewesen.

AfD nutzt Bericht für Russland-Propaganda

Dass sich die möglichen Täuschungsversuche rächen könnten, zeigen schon erste Reaktionen von Politikern, die Russland nahestehen: Maximilian Krah, geschasster AfD-Spitzenkandidat bei der Europawahl, nutzte die Enthüllung gleich für seinen eigenen Spin. Bei X schreibt er: „Sollte es eine relevante Beteiligung der Ukraine geben, gehört die Finanzhilfe gestoppt. Deutschland bezahlt aktuell seine eigene Zerstörung.“

Doch abseits der erwartbaren Russland-Propaganda muss Selenskyj nun fürchten, seine Rolle als verlässlicher Partner des Westens zu verlieren. Begründete er damals seine Forderungen nach mehr Waffen mit den Anschlägen, könnte eben diese militärische Unterstützung nun in Frage gestellt werden. Zwar ist das nicht unbedingt im Interesse des Westens, es stürzt ihn aber zumindest in ein Dilemma, wenn sich der Anschlag tatsächlich als Werk Selenskyjs herausstellen sollte.