Angela Merkel mahnt zur Geduld: „Eine Pandemie kennt keine Feiertage“

Die Bundeskanzlerin erteilt den Forderungen nach einer Exit-Strategie eine Absage. Man sei „weit davon entfernt“, über eine Aufhebung von Maßnahmen sprechen zu können.

Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sollen nicht gelockert werden. Foto: dpa
Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sollen nicht gelockert werden. Foto: dpa

Es war eine Art Zwischenbilanz im Kampf gegen die Corona-Pandemie: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder berieten am Mittwoch in einer Telefonkonferenz über die strengen Maßnahmen, die das öffentliche Leben in Deutschland vor mehr als einer Woche zum Erliegen brachten.

Das Ergebnis: Eine weitere Verschärfung ist nicht geplant, aber auch keine Lockerung. Das umfassende Kontaktverbot soll bundesweit bis mindestens zum 19. April weitergelten. Das hatten die meisten Bundesländer ohnehin schon beschlossen.

Eine Perspektive, wann Gesellschaft und Wirtschaft wieder schrittweise in die Normalität zurückkehren könnten, gab Merkel nicht. Im Anschluss an die Telefonschalte sagte Merkel, es seien zwar „leichte Wirkungen“ der Maßnahmen zu sehen.

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Allerdings sei man „weit davon entfernt“, über eine Aufhebung von Maßnahmen sprechen zu können. Damit erteilte die Kanzlerin, den in der Wirtschaft und auch in ihrer eigenen Partei geäußerten Forderungen nach einer Exit-Strategie eine deutliche Absage.

Die Kanzlerin rief die Bürger auf, die Kontakte zu anderen Menschen auch über Ostern auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Auch wenn Ostern ein „Fest der Familie“ sei, müssten die Menschen auf private Reisen und Besuche von Verwandten verzichten: „Eine Pandemie kennt keine Feiertage.“

Keine Hoffnungen wecken

Am Dienstag nach Ostern wollen Bund und Länder die Lage erneut bewerten. Doch die Kanzlerin bemühte sich, keine Erwartungen zu schüren: Noch könne man „keinerlei Aussage“ darüber machen, wie es in den nächsten Wochen weitergehen werde. „Ganz schlimm“ wäre es, wenn die Kontaktbeschränkungen zu früh aufgehoben würden. Merkel sagte: „Wir müssen alles verhindern, dass wir vom Regen in die Traufe kommen.“

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Merkel leitete die Telefonkonferenz mit den Länderchefs von ihrer Berliner Wohnung aus. Die Kanzlerin hatte sich in häusliche Quarantäne begeben, nachdem bei einem Mediziner, der sie vorbeugend geimpft hatte, das Coronavirus festgestellt worden war. Auch beim dritten Test war am Montag keine Infektion festgestellt worden. Doch die Kanzlerin, so scheint es, will mit gutem Beispiel vorangehen.

Wirkung abwarten

Vor gut zwei Wochen hatten Bund und Länder im Kampf gegen das Coronavirus eine Reihe harter Einschränkungen des öffentlichen Lebens vereinbart, die am 22. März noch einmal verschärft wurden. Seitdem sind Ansammlungen von mehr als zwei Menschen in der Öffentlichkeit in ganz Deutschland verboten. Ausgenommen sind Angehörige, die im eigenen Haushalt leben.

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Restaurants und die meisten Geschäfte sind geschlossen, Ausnahmen gibt es nur für Supermärkte oder Tankstellen. Bei Verstößen gegen die Maßnahmen drohen je nach Bundesland teils heftige Strafen. Merkel und die Länderchefs waren sich in der Telefonkonferenz dem Vernehmen nach einig, dass die Wirkung der Maßnahmen nun erst einmal abgewartet werden soll.

Eine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken, wie sie Österreich eingeführt hat, soll es bundesweit nicht geben – auch wenn erste deutsche Kommunen einen Mundschutz in Supermärkten oder im Nahverkehr verpflichtend machen.

Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher (SPD) mahnte nach der Telefonkonferenz: „Geduld und Vorsicht sind das Gebot der Stunde.“ Bund und Länder verfolgen das Ziel, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Der neuartige Erreger, der sich von China über die ganze Welt ausbreitete, kann eine schwere Atemwegserkrankung auslösen.

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