Angela Merkel reagiert auf „besorgte Bürgerin“

Deutliche Worte fand die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Live-Sendung des Schweizer Fernsehens SRF1. Eine Frau im Saal fragte die Kanzlerin angesichts der Flüchtlingskrise, wie sie Europa und dessen Kultur schützen wolle. Merkels Antwort sorgt in den sozialen Netzwerken für Aufsehen.

Angela Merkel war vergangene Woche zu Besuch in der Schweiz, um die Flüchtlingsproblematik zu besprechen. In einem Saal beantwortet sie auch die Fragen der Bürger. In der dreieinhalb minütigen Videosequenz erhält eine Frau aus dem Publikum das Mikrofon und schildert ihre Angst vor einer möglichen Islamisierung. Sie befürchtet, dass diese durch die zahlreichen Flüchtlinge, die aus muslimisch geprägten Ländern nach Deutschland kommen, zunehmen werde. Doch diese Angst kann Angela Merkel offenbar nicht nachvollziehen. Ihre Antwort lautet: „Angst war noch nie ein guter Ratgeber, weder im persönlichen noch im politischen Leben. Kulturen und Gesellschaften, die von Angst geprägt sind, werden mit Sicherheit die Zukunft nicht meistern.“

Vielmehr wünsche sie sich eine verstärkte Zuwendung zum Christentum: „[...] Dann haben wir doch auch den Mut zu sagen, dass wir Christen sind, haben wir Mut zu sagen, dass wir da in einen Dialog eintreten. Haben wir dann aber auch bitteschön die Tradition, mal wieder in den Gottesdienst zu gehen oder ein bisschen bibelfest zu sein oder vielleicht auch mal ein Bild in einer Kirche noch ein bisschen erklären zu können", antwortet sie im Video. Außerdem gehöre der Islam längst zu Deutschland: „Wenn man 4 Millionen Muslime hat, finde ich, braucht man nicht darüber zu streiten, ob jetzt die Muslime zu Deutschland gehören und der Islam nicht, oder ob der Islam auch zu Deutschland gehört.“

Dieser Facebook-Post geht viral. (Bild: Screenshot/Facebook)
Dieser Facebook-Post geht viral. (Bild: Screenshot/Facebook)

Der Social Media Aktivist Cihan Sügür postete auf Facebook diesen Videoausschnitt. Auf Facebook und Youtube wird der Clip kontrovers diskutiert. Insgesamt haben 2600 Nutzer "Daumen hoch" geklickt und das Video wurde 3000 Mal geteilt. Die Mehrheit der Kommentatoren zeigt sich von der Deutlichkeit der Kanzlerin positiv überrascht. Ein Kommentar lautet: „Also diese Positionierung hätte ich nicht erwartet. Fühle mich das erste Mal von dieser Dame wirklich vertreten. Danke Frau Merkel!!!” Ein anderer Kommentar lautet: „Bin kein Freund der Kanzlerin, aber da hat sie einmal sauber Stellung bezogen. Hut ab. Nach fast drei Legislaturperioden fängt die Frau Bundeskanzlerin langsam an aufzutauen.“

Die Bundeskanzlerin geht in ihrer Argumentation sogar noch einen Schritt weiter und wirft einigen Bürgern vor, ihre eigene Religion kaum noch zu kennen und deshalb eine ablehnende Haltung gegenüber anderen Religionen einzunehmen: „Wenn sie mal Aufsätze in Deutschland schreiben lassen, was Pfingsten bedeutet, dann würde ich mal sagen, ist es mit der Kenntnis übers christliche Abendland nicht so weit her. Und sich anschließend zu beklagen, dass sich Muslime im Koran besser auskennen, finde ich irgendwie komisch.“

Zum Schluss warnt die Kanzerlin noch vor Hochmut: „Die europäische Geschichte ist so reich an so dramatischen und gruseligen Auseinandersetzungen, dass wir sehr vorsichtig sein sollten, uns sofort zu beklagen, wenn woanders was Schlimmes passiert. Wir müssen angehen dagegen, müssen versuchen, das zu bekämpfen, aber wir haben überhaupt keinen Grund zu größerem Hochmut muss ich sagen. Das sage ich jetzt als deutsche Bundeskanzlerin.“

Sehen Sie auch: Hetze im Internet