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Ankara verlangt von Ukraine Auslieferung eines Deutschtürken

Eine deutsche und eine türkische Fahne wehen in Duisburg-Marxloh vor einer Moschee. Foto: Bernd Thissen/Illustration
Eine deutsche und eine türkische Fahne wehen in Duisburg-Marxloh vor einer Moschee. Foto: Bernd Thissen/Illustration

Gerade hat Spanien die Auslieferung des aus der Türkei stammenden Kölner Schriftstellers Akhanli in die Türkei abgelehnt, da wird ein ähnlicher Fall in der Ukraine bekannt. Der Festgenommene sitzt dort bereits seit fast drei Monaten fest.

Berlin (dpa) - Ein weiterer Deutschtürke ist auf Veranlassung der Türkei im Ausland festgenommen worden. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass der in Deutschland lebende Mann im Juli bei der Einreise in die Ukraine festgenommen und erst nach drei Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.

Er darf das Land aber nicht verlassen, bis die dortige Generalstaatsanwaltschaft über das Auslieferungsersuchen der Türkei entschieden hat. «Wir wirken bei den ukrainischen Behörden sehr darauf ein, dass es hier eine schnelle Entscheidung gibt», sagte Ministeriumssprecherin Maria Adebahr.

Einen ähnlichen Fall hatte es im August in Spanien gegeben. Erst nach zweimonatiger Prüfung lehnte die spanische Justiz in der vergangenen Woche das türkische Auslieferungsersuchen für den Kölner Schriftsteller Dogan Akhanli ab. Seine Rückkehr nach Deutschland wird noch in dieser Woche erwartet.

Auch der in der Ukraine festgenommene Mann mit deutschem und türkischem Pass wohnt nach einem Bericht von «Süddeutscher Zeitung», WDR und NDR in Köln. Die türkische Justiz soll ihm vorwerfen, in zwei Morde verstrickt zu sein. Auf ihn sei ein Kopfgeld von umgerechnet etwa 350 000 Euro ausgesetzt. Deutsche Gerichte hätten jedoch immer zu seinen Gunsten geurteilt.

So habe der Mann 2007 mehrere Monate in Baden-Württemberg in Haft gesessen, das Oberlandesgericht Karlsruhe habe seiner Auslieferung jedoch nicht zugestimmt, heißt es in dem Medienbericht. Zuletzt hätten deutsche Behörden im Juni 2017 seine Auslieferung abgelehnt. Der Mann sei mit einer Ukrainerin verheiratet und aus privaten Gründen am 23. Juli in die Ukraine gereist, wo er bei der Einreise festgenommen wurde.

Der Schriftsteller Akhanli hat die Zeit seines erzwungenen Aufenthalts in Spanien für ein Buch genutzt. Darin verarbeitet er die Erfahrung seiner Festnahme aufgrund eines Interpol-Ersuchens mit einem türkischen Haftbefehl. «Ich habe heute Morgen die letzte Zeile geschrieben», sagte der 60-Jährige der dpa.

Seine ursprünglich für Mittwochabend geplante Rückkehr von Madrid nach Köln musste der Schriftsteller allerdings um mindestens einen Tag verschieben. Grund sei, dass eine richterliche Ausreisegenehmigung noch nicht eingetroffen sei, sagte Akhanli.

Er war am 19. August während einer Reise in Granada festgenommen worden. Die Türkei wirft Akhanli vor, 1989 an einem Raubmord in Istanbul beteiligt gewesen zu sein. Ein Freispruch wurde nach Angaben türkischer Medien 2013 aufgehoben und der Fall neu aufgerollt. Akhanli sieht in den Vorwürfen einen Vorwand, um ihn wegen seiner kritischen Haltung zu verfolgen.