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Mindestens 235 Tote bei Angriff auf Moschee in Ägypten

Muslimische Gläubige stehen in Bir al-Abd in der Nähe der Provinzhauptstadt Al-Arisch (Ägypten) vor der al-Rawdah-Moschee, die Ziel eines Anschlags wurde. Foto:--dpa
Muslimische Gläubige stehen in Bir al-Abd in der Nähe der Provinzhauptstadt Al-Arisch (Ägypten) vor der al-Rawdah-Moschee, die Ziel eines Anschlags wurde. Foto:--dpa

Seit langem versuchen die Sicherheitskräfte in Ägypten, einen Ableger der Terrormiliz IS auf der Sinai-Halbinsel zu bekämpfen. Hunderte Polizisten sind schon bei Anschlägen und Schusswechseln getötet worden. Jetzt trifft es Betende in einer Moschee.

Kairo (dpa) - Bei einem der schwersten Anschläge der vergangenen Jahre in Ägypten sind mindestens 235 Menschen getötet worden. Etwa 109 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf eine Moschee im Norden der Sinai-Halbinsel verletzt worden.

Das berichtete das staatliche Fernsehen unter Berufung auf eine Erklärung des zuständigen Staatsanwaltes. Präsident Abdel Fattah al-Sisi kündigte eine «harte Antwort» an. «Wir werden mit aller Härte auf diesen Akt der Terroristen antworten», sagte er in einer Fernsehansprache. «Militär und Polizei werden unsere Märtyrer mit aller Kraft rächen.»

Die EU sicherte Ägypten Beistand zu. «Als Europäer teilen wir die Trauer (...), als europäische Institutionen werden wir beim Kampf gegen den Terrorismus an der Seite der ägyptischen Behörden und des Volkes stehen», sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Freitag. Auch Papst Franziskus verurteilte die Tat scharf.

Wie es aus ägyptischen Sicherheitskreisen hieß, legten Angreifer zunächst mehrere Sprengsätze rund um die Al-Rawdah-Moschee rund 40 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Al-Arisch und zündeten sie, als die Gläubigen nach dem Freitagsgebet herauskamen. Anschließend hätten sie auf Flüchtende geschossen, hieß es weiter.

Auf Bildern, die direkt nach dem Anschlag in den sozialen Netzwerken geteilt wurden, sind zahlreiche Körper zu sehen, die im Innern einer Moschee auf dem Boden liegen und teilweise mit Decken oder Kleidungsstücken abgedeckt sind. Der grüne Teppichboden der Moschee ist voller Blutflecken. Auf anderen Fotos werden Menschen in Krankenwagen und auf der offenen Ladefläche von Autos weggefahren.

Ägyptische Sicherheitskräfte waren auf der Suche nach den Angreifern. Sie würden sie in der Umgebung der Moschee verfolgen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Bei dem Gotteshaus soll es sich demnach um eine Moschee eines Sufi-Ordens handeln. Im vergangenen Jahr hatte es in Ägypten mehrere Anschläge auf Christen und Kirchen gegeben. Der ägyptische Staat erklärte eine dreitägige Trauerzeit für die Opfer des Angriffs.

«Die Welt kann Terror nicht tolerieren, wir müssen sie (die Terroristen) militärisch besiegen und ihre extremistische Ideologie, auf der ihre ganze Existenz fußt, diskreditieren», schrieb US-Präsident Donald Trump auf Twitter. «Schreckliche und feige Terrorattacke auf unschuldige und wehrlose Gläubige.» Bundeskanzlerin Angela Merkel kondolierte mit einem Telegramm und erklärte: «Ich verurteile diesen niederträchtigen Anschlag auf das Schärfste. Seien Sie versichert, dass Deutschland im Kampf gegen den Terror weiter an der Seite Ihres Landes und der Menschen in Ägypten stehen wird.»

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den «barbarischen Terroranschlag» auf Twitter. Großbritanniens Außenminister Boris Johnson zeigte sich «tief erschüttert über den abscheulichen Angriff» und der israelische Erziehungsminister Naftali Bennett sagte, dass «die mörderische Attacke ein Zeugnis dafür ist, dass eine neue Weltordnung um uns herum geschaffen wird». Darin werde unterschieden zwischen Terrorunterstützern wie dem Iran und dem IS und Unterstützern der Menschlichkeit, sagte der führende Minister der israelischen Regierungskoalition.

Auf der Sinai-Halbinsel kommt es immer wieder zu terroristischen Angriffen eines Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor allem Sicherheitskräfte sind im Visier der Islamisten. Militär und Polizei gehen in der Region massiv gegen mutmaßliche Terroristen vor. Bei Razzien kam es zuletzt häufiger zu tödlichen Schusswechseln. Die Region im Norden der Halbinsel ist zu großen Teilen militärisches Sperrgebiet.

Die ägyptische Sinai-Halbinsel steht schon lange im Fokus von Terroristen. Einige Fälle:

Juli 2017: Bei einem Angriff auf einen Kontrollposten nahe Rafah sterben 26 Soldaten. Ein IS-Ableger reklamiert die Tat für sich.

März 2016: Extremisten beschießen einen Kontrollposten nahe Al-Arisch mit Granatwerfern. 13 Polizisten werden getötet.

Oktober 2015: Beim Absturz eines russischen Flugzeugs kommen 224 Menschen ums Leben. Moskau geht von einem Bombenattentat des IS aus.

Juli 2015: Bei Angriffen von IS-Extremisten auf 15 Armeeposten und anschließenden Gefechten sterben 100 Militante und 17 Soldaten.