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Anti-Nobelpreis an Forschende verliehen, die Nashörner an den Beinen aufgehängt haben

In insgesamt zehn Kategorien wurde diese Woche der „Ig Noble Prize“, ein satirischer Wissenschaftspreis für unnötige bis absurde Wissenschaft, vergeben.

Diese Woche wurde der Anti-Nobelpreis, der Ig Noble Prize verliehen. Foto: AP Photo / Elise Amendola
Diese Woche wurde der Anti-Nobelpreis, der Ig Noble Prize verliehen. Das Bild zeigt den Preis 2019. Foto: AP Photo / Elise Amendola

Unwürdige Wissenschaft: Diese Woche fand die jährliche Auszeichnung des „Ig Noble Prize“ statt – man könnte ihn den Negativ-Nobelpreis nennen. Er ist ein augenzwinkernder Preis für unwürdige, im Englischen „ignoble“, Forschungsarbeiten.

Bereits zum 31. Mal

Verliehen wurde der Preis am Donnerstag zum 31. Mal von der Satire-Zeitschrift Annals of Improbable Research. Darin findet sich zweimonatlich ein Mix aus Berichten über erfundene oder echte und ernst gemeinte Experimente mit meist absurder Thematik. Der Ig Noble Prize, das ist eine Voraussetzung für seine Verleihung, soll deshalb auch an Errungenschaften gehen, die „Menschen erst zum Lachen, dann zum Nachdenken“ bringen.

Ob das auf die zehn jüngst ausgezeichneten Forschungsarbeiten zutrifft, kann jetzt jede*r für sich selbst entscheiden – mit diesem kurzen Überblick:

Nashörner stresst es kaum, an Beinen aufgehängt zu werden

Für großen Wirbel sorgte Robin Radcliffe, er ist Wildtier-Veterinär und hat mit seinen Kolleg*innen den Preis in der Kategorie „Transport“ abgeräumt: Das Team hat dafür zwölf Nashörner für jeweils zehn Minuten aufgehängt – und zwar an einem Kran mit den Beinen nach oben.

Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob die Pose für die Tiere besonders stressig sei. Dazu wurden permanent die Vitalwerte gecheckt. Hintergrund: Nashörner werden regelmäßig auf diese Weise, kopfüber an einem Hubschrauber hängend, in andere Reservate umgesiedelt.

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Die Forschenden fanden nun heraus, dass es den Tieren – sie waren beruhigt oder betäubt – während des Versuchs gut ging. Sie sammelten sogar Hinweise, dass die Hänge-Pose für Nashörner weniger anstrengend sein könnte, als einfach auf der Seite zu liegen. Als nächstes will sich das Team um Radcliffe weitere Tierarten vornehmen: Büffel, Nilpferde und sogar Giraffen wollen sie untersuchen.

Studie zu Bakterien in ausgespuckten Höhlen-Kaugummis

In Biologie gewann die Linguistin Susanne Schötz – sie lehrt an der schwedischen Lund-Universität. Dort konzentriert sie sich seit einigen Jahren auf Mensch-Tier-Kommunikation, vor allem Katzen haben es ihr angetan. In ihrer nun ausgezeichneten Forschung widmet sie sich den Variationen von Schnurren über Miauen bis hin zum Zischen und Jaulen von Katzen, wenn sie sich mit Menschen „unterhalten“.

Den Umwelt-Preis haben Leila Satari und Kolleg*innen erhalten. Die Forschenden der Universität in Valencia haben ausgespuckte Kaugummi untersucht, die sie in Höhlen auf der ganzen Welt gefunden haben. Genauer: Sie wollten wissen, welche Bakterien sich darauf angesiedelt haben. Mit ihren Erkenntnissen wollen sie künftig unter anderem das forensische Wissen für Tatort-Untersuchungen erweitern.

Den Preis in Chemie haben Jörg Wicker und Kolleg*innen von der Universität in Auckland bekommen. Sie untersuchten die Zusammensetzung der Luft in Kinos. Sie wollten herausfinden, ob eine Analyse der Luftpartikel, die das Kinopublikum beim Schauen ausgeatmet hat, Hinweise darauf gibt, ob die Filme alterssensible Inhalte enthalten: also beispielsweise Szenen mit Gewalt, Sex, Drogenmissbrauch oder Fäkalsprache. Dabei stellte sich heraus, dass nur die Luft-Konzentration eines Moleküls, Isoprene, schwache Hinweise darauf gibt, ob ein Film eher für Erwachsene als Jugendliche geeignet wäre.

Weshalb Fußgänger*innen kollidieren, zumindest manchmal

Die weiteren Kategorien: Der Wirtschaftspreis wurde verliehen für eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Fettleibigkeit von Politiker*innen und dem Grad an Korruption in ihrem regierten Land gefunden hat.

Die medizinische Errungenschaft des Jahres – aus Sicht der Ignoble-Jury – war die Erkenntnis, dass Orgasmen verstopfte Nasen ähnlich gut befreien können, wie ein abschwellendes Nasenspray. Den „Friedenspreis“ haben Forschende erhalten für die Überprüfung der Hypothese, ob sich in der menschlichen Evolution Bärte durchgesetzt haben, um Schutz vor Schlägen zu bieten (könnte durchaus sein).

In Physik wurden Alessandro Corbetta und Kolleg*innen ausgezeichnet für ihre Untersuchung, wieso Fußgänger*innen „nicht ständig miteinander kollidieren“. Im Bereich Kinematik wurden Hisashi Murakami und sein Team ausgezeichnet, weil sie herausfanden, wieso Fußgänger*innen „manchmal miteinander kollidieren“ (Antwort: Weil sie auf das Smartphone schauen). Zuletzt wurden John Mulrennan und Kolleg*innen ausgezeichnet, weil sie eine neue Methode entwickelt haben, um Schaben-Plagen in U-Booten in den Griff zu bekommen.

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