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Antisemitismus-Vorwürfe: AfD Münster im Streit mit jüdischer Gemeinde

Die AfD im Dezember 2017 bei ihrem Bundesparteitag in Hannover. (Bild: Julian Stratenschulte/dpa)
Die AfD im Dezember 2017 bei ihrem Bundesparteitag in Hannover. (Bild: Julian Stratenschulte/dpa)

Erneut steht die AfD im Kreuzfeuer der Kritik: Nur zwei Tage, nachdem Boris Beckers Sohn Noah auf dem Twitter-Account des AfD-Bundestagsabgeordneten Jens Maier als „Halbneger“ tituliert wurde, legt sich ein Teil der Partei nun mit dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Münster, Sharon Fehr, an.

Der Auslöser des Disputes ist eine weitere Kontroverse – und zwar ein Tweet der stellvertretenden AfD-Bundesvorsitzenden Beatrix von Storch. In einem Posting hatte von Storch die Polizei Nordrhein-Westfalen kritisiert, nachdem diese einen Tweet auf Arabisch verfasst hatte. „Meinen Sie, die barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden so zu besänftigen?“, schrieb die Politikerin Ende letzten Jahres.

Das wollte Sharon Fehr nicht unkommentiert lassen. „Mehrfach nur widerlich, was die stellvertretende AfD-Bundestagsfraktionschefin Beatrix von Storch und die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel zum Jahresstart 2018 wieder einmal von sich geben […]“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. Er ging auch auf einen Kommentar von Alice Weidel ein, in dem sie von der „Unterwerfung unserer Behörden vor den importierten, marodierenden, grapschenden, prügelnden, Messer stechenden Migrantenmobs“ sprach.

Fehr: „Dass es Probleme mit geflüchteten jungen Menschen aus arabischen Ländern (vor allem auch in größeren Städten wie Berlin, Frankfurt, München -und/oder auch im westfälischen Ruhrgebiet) gibt, ist bekannt und auch, dass in Berlin arabische Studenten lautstark ihren jüdischen Mitstudenten gegenüber Adolf Hitler wegen des Holocausts lautstark lobten, doch die populistischen Verallgemeinerungen der AfD Spitze sind zügellos menschenverachtend“. Sein Fazit: „Scheinbar steckt die AfD immer noch im Anti-Islam-Kurs ihres verächtlichen Bundestagswahlkampf fest – nichts anderes hat sie auch nicht zu bieten“.

Das quittierte die AfD Ratsgruppe Münster mit einem Facebook-Kommentar, der erneut auf viel Kritik stieß: „Es wäre wahrscheinlich auch zu viel verlangt von Ihnen zu erwarten, dass Sie die große Sorge um unser deutsches Vaterland mit uns teilen! Den unverantwortlichen, massenhaften Zuzug junger Männer aus dem arabischen Raum, der eine gewachsene Bevölkerungsstruktur zerstört, dass kann man gar nicht scharf genug kritisieren. # KANDEL!! Schauen Sie ruhig weiter weg, aber wahrscheinlich genießen Sie den schleichenden Verfall eines Landes welches Sie verachten!“

Auch einen zweiten Kommentar postete die AfD Ratsgruppe Münster, diesmal gezeichnet von Martin Schiller: „(…) Ab der wievielten Vergewaltigung ist Ihre Schmerzgrenze erreicht?? Übrigens hat die AfD Lösungsvorschläge: Grenzen sichern und kriminelle Ausländer konsequent abschieben! Liebe Grüße Martin Schiller“

Der Vorwurf, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Münster würde den Verfall des Landes „genießen“, erinnerte viele Menschen deutlich an NS-Rhetorik. Wie die „Westfälischen Nachrichten“ berichten, solidarisierten sich daraufhin zahlreiche Politiker mit Fehr. „Es sind genau diese Aussagen, die am Anfang der Ausgrenzung jüdischer Menschen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts standen, die den Weg bereiteten“, so der grüne Ratsherr Carsten Peters, der die AfD als „rassistische, antisemitische und antidemokratische Partei, auch in Münster“ bezeichnete.

Linken-Politiker Rüdiger Sagel (Linke) urteilte: „Man kennt diese Hasstiraden von Martin Schiller. Der antisemitische Unterton ist aus meiner Sicht völlig inakzeptabel.“
Der CDU-Ratsfraktionsvorsitzende Stefan Weber fand nicht minder deutliche Worte: „Der Versuch, ehrbare Mitbürger zu beleidigen, gehört nicht in die Öffentlichkeit, sondern in den Müll.“ Auch die SPD zeigte sich empört. Ratsfraktionsvorsitzender Dr. Michael Jung befand, dass „diese Entgleisungen“ klar zeigen würden „wes Geistes Kind die AfD ist.“

Martin Schiller selbst wies die Kritik von sich. „Mir Antisemitismus vorzuwerfen ist eine billige Nummer. Ich habe Herrn Fehr als Bürger, nicht als Jude kritisiert“, zitiert ihn die Zeitung. Richard Mol, wie Schiller Ratsmitglied der AfD Münster, verteidigte Schillers Meinung: Juden seien in Deutschland von einem “muslimisch-arabischen Milieu” bedroht – die AfD sei hingegen ihr Freund.