“Applaus und raus!”: Neues Format zündet nicht

image

Den späten Montagabend bei ProSieben können Zuschauer so langsam offenbar in die Tonne kloppen. Besser: Umschalten – oder ins Bett gehen. Schon "Circus HalliGalli" bewegt sich seit Monaten auf einem eher unterirdischen Niveau. Doch getoppt werden könnte das künftig nun von einer neuen Show. Direkt im Anschluss an die öden Blödeleien von Joko und Klaas knüpft in den kommenden Wochen der Comedian Oliver Polak mit seiner Talkshow im Speed-Dating-Format an: „Applaus und raus“. Dabei ist der Talkmaster – zumindest offiziell – gänzlich ahnungslos, wer seine Gäste sind. Wer langweilt, fliegt raus. Unvorbereitet sollen sich, so die Idee, in kürzester Zeit wahnsinnig überraschende, zumindest sehens- und hörenswerte Unterhaltungen entspinnen. Das geht in der Premiere allerdings gründlich daneben.

Die Sendung will polarisieren, radikal anders sein: Doch nach der ersten Ausgabe bleibt man als Zuschauer ratlos zurück. Dabei setzt sich Polak große Ziele: „Stefan Raab ist tot, ich mache das jetzt", erklärt er großspurig. Doch das Unterhaltungspotential einer besseren Raab-Show erreicht er mit seinen derben Witzchen nicht.

Auch auf Twitter gab es mehr Kritik als Lob für "Applaus und raus!"

In den vergangenen Tagen hat Polak die Werbetrommel für sein neues Format gerührt und immer wieder betont, er wolle mit „Normalos“ sprechen. „Was ich persönlich interessant finden würde, wäre, wenn ein Hooligan vorbeischauen würde, der schon mal jemanden umgebracht hat“, sagte er etwa in einem Interview mit dem Tagesspiegel. „Oder einer der Leute, die auf den Montagsdemos immer „Lügenpresse“ schreien. Oder einer, der die Pariser Terroranschläge überlebt hat. Normale Leute halt.“Das klang vielversprechend. Einlösen konnte er es leider nicht.

Die Gespräche bleiben durchweg belanglos

Ja, vielleicht kann Polak selbst wirklich nichts dafür. Doch am Ende serviert ihm die Redaktion einen „Promi“ oder “Irgendwas-mit-Medien-Kandidat” nach dem anderen. Angefangen bei Oliver Pocher, der erstmal gefragt wird, wen er denn zurzeit „bumse“, warum er immer größere Frauen hat – und die auch noch blond sind. Soweit, so vorhersehbar. Unter der Gürtellinie heißt nicht automatisch lustig…Dann bittet der Gastgeber noch eine Kleinwüchsige aus dem Publikum auf die Bühne. “Willst du Olis Nummer haben?” Vielleicht gibt es tatsächlich Zuschauer, die das witzig finden. Selbst Pocher ist die Situation sichtbar unangenehm. Wahrscheinlich würde er sich am liebsten selbst aus dem Studio “buzzern”.

Tatsächlich, die eigentliche Hauptolle spielt der “Raus”-Knopf. Zack, der nächste…Rapper Frauenarzt wird abgefertigt, weil er „nicht berühmt“ genug ist. Und weg. Im Lauf der Sendung folgen eine MTV-Moderatorin, Sascha Lobo, eine Journalistin – und zuletzt Polaks Mutter. Leider bleiben die Gespräche durchgehend flach. Inhaltlich bleibt nichts hängen – und auch der „Überraschungseffekt“, den die Sendung verspricht, erschöpft sich schnell.

Gerne dürfte Polak einigen seiner Gäste etwas mehr Redezeit einräumen. Doch der Sprücheklopfer wirkt schlicht überfordert damit, Interessantes aus seinem Gegenüber herauszukitzeln. Es wirkt als sei es ihm wichtiger, halbgare Witzchen zu reißen statt sich auf seine Gäste zumindest ein wenig einzulassen. Ist das Problem also ganz einfach, dass Polak für ein derart spontanes Format nicht der richtige ist?

“ProSieben und ich ist wie bei Germanwings und den Piloten”, scherzt er. “Wissen, da stimmt was nicht, aber lassen trotzdem erstmal machen.“ Es hätte ja gut gehen können.

Foto: Screenshot/Pro7