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Apples Airpods Max im Hörtest

Akustische Abschirmung ist bei Apples Airpods Max Programm - es sei denn, die Nutzerin schaltet die Außengeräusche absichtlich ein (Transparenzmodus).
Akustische Abschirmung ist bei Apples Airpods Max Programm - es sei denn, die Nutzerin schaltet die Außengeräusche absichtlich ein (Transparenzmodus).

Nach dem Erfolg der Airpods-Ohrstöpsel geht Apple einen Schritt weiter. Die Airpods Max sollen mit hochwertigem Design und aufwendiger Technologie den Markt für große Kopfhörer aufmischen.

Berlin (dpa/tmn) - Fast 600 Euro sind eine Menge Geld für Kopfhörer. Außerhalb der Audiophilen-Nische gibt es kaum Hersteller, die solche Preise verlangen. Apple aber ist selbstbewusst genug, auf diesem Preisniveau in den Markt der drahtlosen Over-Ear-Kopfhörer einzusteigen.

Die Airpods Max leihen sich nur den Namen von den weißen Stöpseln, die in den vergangenen vier Jahren die Ohren vieler iPhone-Nutzer erobert haben. Doch der Max steckt nicht in den Ohren, sondern sitzt mit seinen zwei großen Aluminium-Schalen auf den Ohren.

Vom Funktionsumfang her ist das neue große Modell am nächsten an den Airpods Pro: Geräuschunterdrückung, ein Transparenz-Modus, mit dem man einige Umgebungsgeräusche reinlassen kann, 3D-Audio für Filme. Wie alle Airpods werden die Max-Kopfhörer mit dem Account des Nutzers verknüpft und sind damit praktisch nahtlos mit allen seinen Apple-Geräten via Bluetooth nutzbar.

Alles überdacht

Der Konzern betont aber, dass man bei der Entwicklung alle Elemente eines Kopfhörers überdacht habe. So werden die beiden Ohrschalen - wie etwa auch die Gehäuse der Macbooks - aus einem Stück Aluminium gefräst. Das Material soll zum einen für zusätzliche Stabilität und Langlebigkeit sorgen. Zum anderen schirmt die Hülle Umgebungslärm ab. Die Ohrpolster sind austauschbar und werden mit Magneten gehalten.

Ungewöhnlich sieht der Bügel aus: Statt einer in dieser Preisklasse üblichen Lederpolsterung entschied sich Apple für einen Edelstahl-Bügel mit angebrachtem Netz. Dieses soll den Druck auf den Kopf gleichmäßig verteilen - und ist dem Konzern zufolge robust genug, um viele Jahre zu halten.

Bei der Steuerung ließ sich Apple von der hauseigenen Computer-Uhr inspirieren: Es gibt einen Knopf und einen Drehregler. Mit dem Knopf kann man zwischen Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus wechseln. Durch drehen der «digitalen Krone», die etwas größer ist als bei der Apple Watch, regelt man die Lautstärke. Zugleich funktioniert sie wie der Mittelknopf jedes Apple-Ohrhörers: Sie kann die Musik stoppen, fortsetzen, vor- und zurückspringen, aber auch Anrufe annehmen und Siri aktivieren.

Intuitives Rädchen

Als angenehm intuitive Bedienmethode stellt sich das Drehhrädchen fürs Regeln der Lautstärke heraus. Es ist auf der oberen Seite der rechten Hörmuschel platziert. Und der Zeigefinger findet wie von allein zum Rädchen und ebenso zum benachbarten Transparenz-Schalter.

Für den Klang sorgen Lautsprecher-Treiber aus eigener Entwicklung mit einem Durchmesser von vier Zentimetern und Neodym-Ringmagneten. Sie sollen die Musik auch bei hoher Lautstärke unverzerrt wiedergeben. Das ist zunächst einmal klassische Kopfhörer-Akustik. Doch Apple geht einen Schritt weiter mit dem, was der Konzern «Computational Audio» nennt - vom Computer berechneter Klang. Dafür haben die Kopfhörer, wie auch die In-Ear-Airpods, auf jeder Seite einen H1-Chip mit zehn Rechenkernen.

Jede Ohrschale hat drei Mikrofone außen und eins auf der Innenseite. Letzteres misst den Sound, um ihn an den aktuellen Sitz der Kopfhörer anzupassen - oder daran, ob der Nutzer etwa eine Brille oder Piercings im Ohr trägt. Die Mikrofone auf der Außenseite messen den Umgebungslärm für die Geräuschunterdrückung durch Gegenschallwellen, die ständig neu berechnet werden müssen.

Präziser Klang

Der Sound der Airpods Max ist detailreich, klar und präzise. Quer durch die Musikrichtungen hört man Nuancen einzelner Instrumente gut heraus. Apple hat streng genommen bereits seit dem Kauf der Firma Beats Over-Ear-Kopfhörer im Angebot. Mit deren eher basslastigem Klang haben die Airpods Max jedoch nichts gemein.

Im Zusammenspiel mit dem H1-Chip können die Kopfhörer Rundum-Sound wie im Kino erzeugen. Apples Algorithmen können aktuell mit Ausgangsmaterial mit 5.1- sowie 7.1-Tonspuren (5 beziehungsweise 7 Kanäle plus Subwoofer) sowie dem moderneren Dolby Atmos arbeiten. Dabei kann Apple davon profitieren, dass Kopfhörer und Abspielgerät aus einer Hand kommen.

Bewegungssensoren sorgen dafür, dass die Geräusche an der richtigen Position zum Bildschirm bleiben, auch wenn man den Kopf dreht. Diese Funktion ist bislang nur bei der Nutzung mit iPhone und iPad verfügbar. Überhaupt muss auf dem jeweiligen Mobilgerät das neue iOS 14.3 installiert sein, damit das Computational Audio funktioniert. Die Batterielaufzeit des Max gibt Apple trotz der anspruchsvollen Rechenaufgaben mit 20 Stunden an. Schon fünf Minuten Ladezeit sollen eineinhalb Stunden Wiedergabe bringen.

385 Gramm Gewicht

Mit ihren Aluminium-Schalen und dem Edelstahl-Bügel sind die Airpods Max schwerer als viele Modelle der Konkurrenz. Sie bringen rund 385 Gramm auf die Waage. Zum Vergleich: Beim Topmodell H95 von Bang & Olufsen etwa sind es 323 Gramm, und 250 Gramm beim Bose 700.

Statt einer großen Hülle schützt das mitgelieferte «Smart Case» nur die Ohrschalen des Max, nicht aber seinen Bügel. Es enthält aber Magnete, die die Kopfhörer in einem stromsparenden Tiefschlaf schicken. Das ist wichtig, denn einen Ausschaltknopf gibt es nicht - die Kopfhörer sollen immer sofort losspielen können, sobald man sie aufsetzt.

Die für den Max verfügbaren Farben hat Apple an die aktuelle Farbpalette der iPhones und iPads angepasst: Silber, Grau, Grün, Blau und Pink. Als Bluetooth-Alternative gibt es keine klassische Klinkenstecker-Buchse, sondern nur einen Lightning-Anschluss wie am iPhone.

Einen Adpater von Lightning auf Klinkenbuchse - etwa zum Anschießen im Flugzeug - verkauft Apple separat für 38 Euro. Im Lieferumfang der AirPods Max gibt es zum Preis von knapp 600 Euro neben dem Smart Case auch ein Lightning-Ladekabel. Für ein Paar Ersatz-Ohrpolster berechnet Apple 77 Euro.