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ARD-Doku schlägt Alarm: Bis zu drei Milliarden Klima-Flüchtlinge in 30 Jahren!

"Während der reiche Norden die Luft verpestet, leben die Opfer im Süden": Anhand dreier Hotspots des Klimawandels zeichnet eine ARD-Dokumentation ein nahezu apokalyptisches Bild vom Leben auf der Erde in 30 Jahren.

Eigentlich, so heißt es, wäre der Mensch vernunftbegabt. Sieht man zum Beispiel Ingenieuren, Wissenschaftlern oder begabten Handwerkern bei ihrer Arbeit zu, besteht auch kein Grund, daran zu zweifeln. Andererseits - und das machte eine doch ziemlich alarmierende "Story im Ersten" am Montagabend deutlich - sind Menschen auch hochbegabte Verdränger enorm drängender Probleme. Im Jahr 2050, also schon in 30 Jahren, sagen viele Forscher, wird sich unsere Erde aufgrund des Klimawandels drastisch verändert haben. Viele Gegenden werden unbewohnbar werden: aufgrund von Trockenheit, Überschwemmung, schlechter Luft und Seuchen, die einen Massen-Exodus zur Folge haben. Bis zu drei Milliarden Menschen, so rechnen Experten im Film vor, könnten dann auf der Flucht sein.

"Die Menschheit schwankt zwischen einer furchtbaren Zukunft und einer extrem furchtbaren Zukunft. Wir müssen kämpfen. Die Frage ist nicht: Können wir die Erderwärmung besiegen? Die Frage ist: Inwieweit können wir die menschliche Existenz retten?" - So spricht ein Forscher in der Dokumentation von Thomas Aders ("Komplizen? VW und die brasilianische Militärdiktatur"), der sich seit 2018 vorwiegend mit dem Klimawandel beschäftigt.

Drei Hotspots des Klimawandels suchte Aders für seine 45-Minuten-Dokumentation auf. Vor allem die erste Station Indonesien lässt die Alarmglocken schrillen: Auf den 17.000 Inseln des Staates sind heute schon Tausende von Menschen unterwegs, weil ihre an den Küsten gelegenen Wohnorte im ansteigenden Wasser verschwinden. Hier bekommt man eine Ahnung vom dem, was in naher Zukunft auf der Welt passieren wird. Bereits jetzt müssen Schulen schließen, Armutsviertel werden überflutet. Hinzu kommen Wirbelstürme, Erdrutsche, Dürren und Waldbrände. Bis 2050 werden alleine in Indonesien 40 Millionen Menschen auf der Flucht sein, warnen örtliche Behörden.

Im Permafrost liegt eine tickende Zeitbombe

"In der Mitte des Jahrhunderts werden die Wetterbedingungen extrem sein", sagt Professor Rahmat Witoelar, indonesischer Sonderbeauftragter für Klimawandel. "Die 17.000 Inseln in Indonesien werden vom Meer verschluckt. Das Leben allgemein wird nicht mehr so sein, wie wir es heute kennen. Es werden Seuchen ausbrechen. Und das globale Wirtschaftswachstum wird gestört werden von erbitterten Kämpfen. Um Essen, um Wasser, vielleicht auch um gute Luft."

Sehr viel weniger Menschen leben in den Permafrost-Gebieten im Nordosten Russlands. Trotzdem ist die Region eine tickende Zeitbombe des Klimawandels. Durch die Erwärmung und das Abschmelzen von Permafrost-Böden wird massenhaft gespeicherter Kohlenstoff in Form von Methan und Kohlendioxid freigesetzt - die Klimakatastrophe erhält dadurch noch mal einen gewaltigen Boost, erzählt Nikita Zimov, ein russischer Umweltaktivist, die hier intensiv an der Veränderung der Region forscht.

Letzte Station des Films ist der Tschad-See in der afrikanischen Sahel-Zone. Seit den 60er-Jahren ist er wegen der zunehmenden Hitze bereits um 90 Prozent geschrumpft. Im Laufe des Jahrhunderts wird er wohl ganz verschwunden sein. Die rund 40 Millionen Menschen, die noch immer von ihm leben, sind dann gezwungen, weiter in Richtung Süden zu migrieren, dorthin, wo es noch mehr Regen gibt.

Nein, es ist nicht lustig, was der vernunftbegabte Zuschauer in dieser "Story im Ersten" erfährt. Im Kampf gegen Klimawandel scheint kein Einsatz zu hoch. Allein schon, weil die Erderwärmung "die Ungerechtigkeit zementiert", wie es an einer Stelle treffend heißt. "Während der reiche Norden die Luft verpestet, leben die Opfer im Süden, meist am Äquator."