Im ARD-Interview - Söder braucht nur 30 Minuten und es wird klar: Scholz ist ein „Schlusskanzler“

Markus Söder (CSU) kommt zum ARD-Sommerinterview und sitzt vor dem Reichstagsgebäude.<span class="copyright">dpa</span>
Markus Söder (CSU) kommt zum ARD-Sommerinterview und sitzt vor dem Reichstagsgebäude.dpa

Der bayerische Ministerpräsident braucht nur 30 Minuten, um deutlich zu machen: Scholz ist ein „Schlusskanzler“, Habeck ein Geschichtenerzähler und die Grünen fürs nichts zu gebrauchen. Breitbeinig zeigt sich Markus Söder als das, was er angeblich gar nicht unbedingt will: erster Kanzler aus Bayern werden.

Erinnern Sie sich, was Horst Seehofer einmal über seinen Parteifreund Markus Söder gesagt hat? Das klang schwer nach Parteifeind. Vom „Ehrgeiz zerfressen“ sei dieser, mit „charakterlichen Schwächen“ ausgestattet, und obendrein habe Söder einen Hang zu „Schmutzeleien“. Ein schönes Wort übrigens. Inzwischen ist Söder seit 2018 bayerischer Ministerpräsident und hatte schon 2021 Ambitionen, gegen Armin Laschet anzutreten. „Schmutzeleien“ gab es in dieser Zeit übrigens auch.

Söder und die K-Frage: „Wenn die CDU mich bittet…“

Als hätte CSU-Chef Markus Söder – jetzt mit modernem Rübezahl-Bart – nur auf dieses Interview gewartet, am Sonntag im Ersten. Auch die K-Frage beantwortet er mit liebevollen wie lässigen Verbalschnörkeln. Laut einer Umfrage zur Kanzlerfrage liegt Söder mit 37 Prozent vor CDU-Chef Friedrich Merz (31 Prozent). Kanzler Olaf Scholz landet in der Umfrage bei 17 Prozent, der wahrscheinliche Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck kommt auf 16 Prozent.

Das gefällt dem CSU-Boss sichtlich. Breitbeinig im Stuhl sitzend, kontert er: „Die K-Frage, ach, wirklich, auch noch.“ Dann wird er deutlich: „Ohne den CSU-Vorsitzenden geht nichts!“ Und, erstaunlich: „Wenn die CDU mich bittet…“ Bevor er zu viel Selbstbewusstsein verströmt, schiebt Söder noch schnell ein: „Wir werden uns top einigen, Friedrich Merz und ich.“

„Höcke oder Solingen“ findet der CSU-Boss „unanständig“

Nie hat man in einem dieser Sommerinterviews 2024 so viel Klartext gehört. Während andere sich gewunden haben, auswichen oder einfach nur ihr Phrasen-Repertoire herunterspulten, wird Söder in jedem Punkt deutlich. Mehr als deutlich. Er schwingt wirklich eine ganz große Keule.

Nach dem Messer-Attentat von Solingen sagt er: „Wir spüren, dass das Thema Migration uns über den Kopf wächst.“ Zwar findet er Wahlkampf-Äußerungen wie „Höcke oder Solingen“ der AfD „unanständig“, hat aber klare Vorstellungen, was nun passieren muss: Anlasslose Kontrollen, konsequente Abschiebungen auch nach Syrien, Grenzkontrollen, höhere Strafen. Vieles werde in Bayern schon umgesetzt. Er gibt den Klassenstreber, mal wieder.

„Zeitenwende ist ein Schlafmärchen“. Und ein „Schmutzleien“-Lächeln

Der Kanzler ist fest in Söders Visier: „Die Zeitenwende ist ein Schlafmärchen geworden“, sagt er. Ist die Ampel eine „Übergangsregierung“, wie Grünen-Chef Nouripour vergangene Woche in der ARD gesagt hat? Söder bleibt hart im Ton: „Eher eine Untergangsregierung.“ Krass sei, so Söder, „dass man die Arbeit offenbar einstellen will.“ Der Kanzler als Übergangskanzler? Nur ein Wort vom CSU-Chef: „Schlusskanzler!“ Weiter geht es mit den Grünen. Söder hat sich alles verbal perfekt hingelegt.

Robert Habeck: „Einer der schlechtesten Wirtschaftsminister, die wir je hatten.“ Frau Baerbock weigere sich, mit Syrien wegen Abschiebungen zu verhandeln. Frau Roth, auch eine Fehlbesetzung. Und dann lächelt er, so ein Schmutzleien-Lächeln ist das: Robert Habeck sei ein guter Geschichtenerzähler, Kulturminister könne er ja vielleicht. „Aber mutig, sich mit 12 Prozent zum Kanzlerkandidaten aufstellen zu lassen.“ Was er ihm wünsche? „Gute Reise!“ Und auch das noch: „Mit mir geht Schwarz-Grün nicht, ganz klar!“ Wenn er mit der Union in bundesweite Verantwortung kommt, ändert er Folgendes: Bürgergeld reformieren, die schnelle Einbürgerung zurücknehmen, Cannabis wieder verbieten. Siegessicher wirkt der derzeitige K-Fragen-Gewinner jedenfalls schon mal.