ARD-Jahresrückblick wie ein Daumenkino: 2018 ratterte nur so vorbei

The Royal Wedding – einer der schönsten Momente des Jahres, der auf der ganzen Welt gefeiert wurde. Foto: Screenshot / ARD
The Royal Wedding – einer der schönsten Momente des Jahres, der auf der ganzen Welt gefeiert wurde. Foto: Screenshot / ARD

Ein Jahr in 45 Minuten – so schnell kann es gehen. Während sich die privaten Sender in ihren Rückblicken stundenlang in Nicht-Nachrichten suhlen, schrumpft die ARD das Weltgeschehen des zurückliegenden 2018 auf kurze Beiträge zusammen. Das reicht, um nochmal zu rekapitulieren. Und um zu verstehen: Es war wirklich verdammt viel los.

Januar

Sturmtief Friederike: Der stärkste Orkan seit Jahren wütet über Deutschland, die Bahn kapituliert, Flüge fallen aus. Die traurige Bilanz: acht Tote und ein Sachschaden von 500 Millionen Euro .

Die SPD ringt mit sich um die Regierung: Der Vorstand wirbt für die GroKo. Die Jusos dagegen. Martin Schulz will erst kein großes Amt, dann doch Außenminister werden. Seine Glaubwürdigkeit ist dahin, seine politische Karriere bald danach (vorerst) auch.

Februar

Die olympischen Winterspiele werden zum Medaillenregen: 14 Mal Gold. Zehn Mal Silber. Sieben Mal Bronze.

Gleichzeitig Entspannung in Korea: Die Goldmedaille für Aussöhnung bei den Spielen. In Pjöngjang tritt das vereinte Team Korea an. Kim und Moon schütteln am Todesstreifen zwischen den Staaten die Hände. Nur nach Amerika sendet Kim die Botschaft: Der rote Atomknopf bleibt scharf.

Deniz Yücel kommt nach dem Vorwurf der Terrorpropaganda frei: #freedeniz.

März

Proteste in den USA gegen Gewalt. Schülerin Emma Gonzalez und ihre Mitschüler gehen nach dem Schulmassaker von Parkland voran und gegen die Waffenlobby NRA vor. Trump hingegen will mehr Waffen, bald auch für Lehrer.

Anschlag auf EX-Agenten in Salisbury mit dem Nervengift Nowitschok. Die britische Regierung beschuldigt Russland.

Große Koalition – große Krisen: Mitte März entbrennt ein Kampf darüber, Flüchtlinge an der deutschen Grenze abzuweisen. Denn Innenminister Horst Seehofer will kein „Weiter so“, er droht mit Rücktritt. Das führt zu einer Tournee und Schicksalsgesprächen Merkels mit Partnern in der EU, um einseitige Grenzabweisungen zu verhindern und stattdessen bilaterale Abkommen zu schließen. Es folgt: Der Rücktritt vom Rücktritt Seehofers. Im weiteren Jahresverlauf: die Proteste und Krawalle in Chemnitz, die Frage, waren es Hetzjagden oder Jagdszenen oder nichts dergleichen, die Affäre um Hans-Georg Maaßen, der wird befördert-gefeuert. Und ständig bis zum Zerreißen gespannt: Die Große Koalition. Weiter im Jahr: Die Landtagswahlen in Bayern und Hessen. Die Volksparteien fallen ins Stimmtief. Angela Merkel kündigt ihren Rücktritt von der Parteispitze an, Horst Seehofer ebenfalls, Andrea Nahles macht derweil unbeirrt weiter. Nein, das alles ist nicht im März passiert, aber seither kommt die Regierung kaum mehr zur Ruhe. Oder zum Regieren.

Außerdem im März: Der an ALS erkrankte Astrophysiker Stephen Hawking stirbt.

April

Datenraub bei Facebook, Millionen von Nutzerdaten werden für Werbe- und Wahlkampfzwecke missbraucht.

Eskalation in Syrien – ein angeblicher Giftgasangriff. Nur, niemand will es gewesen sein.

Mai

The Royal Wedding: Meghan Markle und Prinz Harry trauen sich.

Diesel-Debatte und Fahrverbot in Hamburg. Das Erste von vielen in deutschen Städten.

Juni

Trump verprellt die restliche Welt beim G7-Treffen, aus Verbündeten werden Gegner. Bereits im Mai kündigt er das Atomabkommen mit dem Iran auf. Im Verlauf des restlichen Jahres droht er immer wieder mit „Handelskriegen“ und Strafzöllen. Kuschelt wenig später mit Putin – trotz der Einflussnahme Russlands auf die amerikanischen Wahlen, wie es US-Geheimdienste zuvor nachgewiesen haben. Dann wütet er im Kreis der Nato, vor allem auf Deutschland und den Bau der Nord Stream-Pipeline hat er es abgesehen. Wer allerdings Geld nach Amerika überweist – der bekommt seine volle Aufmerksamkeit: Bereits im Frühjahr umgarnt er Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammad bin Salman für die Milliarden-Dollar-Rüstungs-„Deals“. Auch nachdem im November Mord-Vorwürfe an einem Journalisten gegen den Kronprinzen MbS laut werden, folgt keine Verurteilung Trumps.

Da strahlen die Granden beim G7-Gipfel noch. Doch wenig später bleibt nichts übrig vom Schein. Foto: Screenshot / ARD
Da strahlen die Granden beim G7-Gipfel noch. Doch wenig später bleibt nichts übrig vom Schein. Foto: Screenshot / ARD

Das private Rettungsschiff Aquarius hat Flüchtlinge geborgen, darf aber erst nicht in Europa anlegen, nicht in Italien, nicht auf Malta. Vielen Schiffen geht es später so.

Debakel bei der Fußball-WM – Aus in der Vorrunde. Was bleibt: Jogi Löw natürlich. Und das Drama um Mesut Özil und seine Rassismus-Vorwürfe gegen den DFB.

So erleben viele Deutsche den sportlichen Sommer 2018. Das Debakel als amtierender Weltmeister – Vorrundenaus unter Tränen. Foto: Screenshot / ARD
So erleben viele Deutsche den sportlichen Sommer 2018. Das Debakel als amtierender Weltmeister – Vorrundenaus unter Tränen. Foto: Screenshot / ARD

Juli

Höhlendrama in Thailand. Zwölf Jungs einer Fußballmannschaft und ihr Trainer werden gerettet.

Ende des NSU-Prozess: Nach fünf Jahren vor Gericht wird Beate Zschäpe als Mittäterin des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), einer Terrororganisation, für die Ermordung an zehn Menschen zu einer lebenslangen Haft verurteilt.

Anfang des Brexits – vielleicht? Zwei Jahre nach dem Entscheid geht’s los – nicht der Austritt, sondern die Rebellion gegen Theresa May. Ein Misstrauensvotum übersteht sie. Gnadenlos wie erbittert kämpfen die Parteien um den Austritt aus der EU.

August

Dürre – der Sommer und seine Folgen: So heiß und trocken war es noch nie. Gleichzeitig: Die Binnenschifffahrt leidet, die Natur ebenso, die Ernte vertrocknet, es gibt kaum noch Tierfutter, der Bund muss finanzielle Hilfe leisten.

Aretha Franklin stirbt – die Queen of Soul wird 76 Jahre alt.

Eine Rakete trifft im Jemen einen Schulbus. 29 Kinder sterben. Es ist nur ein schrecklicher Moment in der größten vorherrschenden humanitären Krise: Millionen Menschen drohen im Jemen zu verhungern.

Brückeneinsturz in Genua: 43 Menschen sterben, darunter ganze Familien, weil Wohnhäuser einstürzen.

September

Tsunami in Indonesien. Wellen bis zu elf Meter hoch: 200.000 Menschen verlieren ihr Zuhause, mehr als 2.000 ihr Leben.

Moor in Brand nach Raketentests der Bundeswehr – acht Quadratkilometer Landschaft verbrennen. Fünf Wochen dauert der Löscheinsatz.

Chemnitz: Die Krawalle und Demonstrationen rund um einen Mord stoßen Debatten um die Stimmung im Land an. Foto: Screenshot ( ARD
Chemnitz: Die Krawalle und Demonstrationen rund um einen Mord stoßen Debatten um die Stimmung im Land an. Foto: Screenshot ( ARD

Chemnitz in Aufruhr – nach einem Mord kippt die Stimmung. Ausländer werden angegriffen. Demonstrationen, Ausschreitungen, viele Rechtsextreme zeigen offen ihre Gesinnung.

Oktober

Hambacher Forst – Wald oder Kohle? Tagebau oder uralte Bäume? Diese Frage ist seit Jahren umkämpft. Genauso lange leben Aktivisten in dem Wald in Baumhäusern. Bis es zu einer polizeilichen Räumung im Herbst kommt. Der Energiekonzern RWE will roden, um an die Braunkohle darunter zu kommen. 50.000 Menschen demonstrieren dagegen. Bis ein Oberverwaltungsgericht entscheidet: Keine weitere Rodung.

November

Gen-Skandal in China: Ein Forscher behauptet, das Erbgut zweier Babys verändert zu haben. Weltweit verurteilen Wissenschaftler den ethischen Supergau.

Dezember

Annegret Kramp-Karrenbauer wird neue CDU-Vorsitzende.

Friedensnobelpreis vergeben: Für zwei Kämpfer gegen sexuelle Gewalt in Kriegen. Einerseits erhält die Jesidin Nadia Murad den Preis, sie selbst wurde vom IS verschleppt und missbraucht. Seither macht sie auf das dadurch verursachte Leid aufmerksam. Andererseits der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege. Er ist Experte für die Behandlung von Verletzungen von Mädchen und Frauen durch Vergewaltigungen und führt ein eigens dafür eingerichtetes Krankenhaus.