ARD-Markencheck: Jeder kann Bio!

Mutter Isele muss sieben Tage lang ihre fünfköpfige Familie in Bioqualität ernähren.
Mutter Isele muss sieben Tage lang ihre fünfköpfige Familie in Bioqualität ernähren.

Diesmal im ARD-Markencheck: Kann man bio essen, auch wenn man nur Geld auf Hartz-IV-Niveau zur Verfügung hat? Tim Mälzer hat mit einer Familien den Test gemacht und heraus gefunden, welche Möglichkeiten es noch gibt, die eigene Ökobilanz beim Essen zu verbessern.

Heutzutage geben wir durchschnittlich nur zehn Prozent unseres Nettogehalts für Essen aus. Das ist schön. So können wir uns teure Autos leisten oder schicke Klamotten. Aber darunter leidet meist nicht nur die Qualität der Nahrung, sondern auch die Erzeuger.

Profikoch Tim Mälzer hat sich deswegen vorgenommen, in seinem Restaurant nur Ware anzubieten, bei der er genau sagen kann, wo sie herkommt und der Erzeuger nicht drauf zahlen muss. Gar keine leichte Aufgabe. Mälzer begibt sich auf die Spurensuche, welche Möglichkeiten schon heute vorhanden sind, sich biologisch einwandfrei zu ernähren.

Eine fünfköpfige Familie bio ernähren?

Eine zweite Frage, die sich im ARD-Markencheck: Muss bio immer teuer sein? Oder kann man sich das hochwertige Essen auch leisten, wenn man nur so viel Geld wie ein Hartz-IV-Empfänger zur Verfügung hat. Mit der fünfköpfigen Familie Isele macht Mälzer den Test. Für nur 155,50 Euro sollen sie eine Woche ausschließlich Bio-Lebensmittel essen.

Früher musste man für ein Kotelett vier Stunden arbeiten, heute lediglich 30 Minuten.
Früher musste man für ein Kotelett vier Stunden arbeiten, heute lediglich 30 Minuten.

1950 musste man für zehn Eier noch durchschnittlich zehn Stunden arbeiten, heute reichen dafür acht Minuten. Für ein Schweinekotelett musste man vier Stunden auf Arbeit gehen, heute genügen lediglich 30 Minuten. Alles wird günstiger, aber nicht besser.

Eine Möglichkeit günstig gute Lebensmittel zu kaufen, ist, den Zwischenhändler auszuschalten. Einzelhandelsketten wie Edeka und Rewe beherrschen über 75 Prozent des Marktes. Fallen diese weg, kann man eine Menge Geld sparen. Auf Plattformen wie “kaufnekuh.de” kann man direkt vom Bauern Teile einer Kuh kaufen. Ist sie vollständig virtuell verkauft, wird sie geschlachtet, zu Würstchen, Steak oder Hackfleisch verarbeitet, Vakuum verpackt und gekühlt an den Verbraucher versendet. Mälzer hat sie bestellt, getestet und für gut befunden.

Lieber saisonal statt exotisch

Eine weitere Möglichkeit Geld beim Gemüse-Einkauf zu sparen, wäre, auf saisonale Ware zu setzen. Bei der Verbraucherzentrale gibt es online Listen, welche Gemüse- und Obstsorten, wann Saison haben. Diese sind meist ausgereifter und stammen aus der Region.

Auch Dosen tragen zu einem nachhaltigeren Lebensstil bei. Abgefüllte Tomatensoße oder eingelegter Knoblauch seien noch lange nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum essbar, erklärt Mälzer. “Wenn es professionell abgepackt und gelagert wurde, kann man manches sogar Jahrzehnte später noch essen.”

Familie Isele startet das Experiment

Familie Isele kauft auf dem Markt fünf Hähnchenkeulen, ein Kilo Hackfleisch und ein bisschen Fisch. Schnell sind sie knapp 30 Euro los. Bei Kartoffeln kostet ein zwölf-Kilo-Sack weitere 20 Euro, dazu Kohl und Lauch und weitere Gemüsesorten. Denn: Gemüse ist günstiger als Fleisch. Schon beim Einkaufen stellen sie fest: “Ohne einen Wochenplan geht das gar nicht.”

Sinnvoll die gekauften Zutaten zu verarbeiten – dabei hilft ihnen Mälzer. So machen sie aus dem Hühnchen Frikassee, die entstandene Hühnerbrühe verarbeiten sie zu Linsensuppe. Außerdem gibt es Fischauflauf – mit 17 Euro für fünf Personen, das teuerste Gericht der Woche – Chili con Carne, Kartoffelauflauf und Milchreis.

“Am Anfang der Woche war ich sehr skeptisch”, sagt Mutter Isele. “Doch am Ende hatten wir noch ein paar Euro übrig.” Sich selbst, ihren Mann und ihre drei heranwachsenden Söhne ernährte sie pro Tag für nur 4,40 Euro. Mälzer erklärt: “Besonders beim Fleisch wird schnell klar: Es muss nicht immer Steak sein, andere Teile vom Rind kriegen Sie günstiger in Bioqualität.” Der ARD-Markencheck rät zu Kreativität bei Einkauf und kochen. Das sei nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch für die Gesundheit. Und auch auf Tim Mälzers Restaurant-Karte sind mittlerweile vier Gerichte aus regionalen Biozutaten.

Fotos: Screenshot / ARD