Er argumentiert mit dem Klima - Tönnies-Sohn will mehr Schweine in Deutschland - und investiert in Fleischersatz
Max Tönnies ist der Nachfolger von Vater Clemens, wird dessen Konzern stückweise übernehmen. Jetzt fordert der 34-Jährige ein Umdenken in der Agrarpolitik - und hat dabei eine klare Forderung.
Max Tönnies, Miteigentümer und Manager des Fleischkonzerns Tönnies, greift die Agrarpolitik der Bundesregierung scharf an. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) möchte die Zahl der Nutztiere senken, dem Klima und dem Tierwohl zuliebe.
Tönnies fordert neue Agrarpolitik: „Deutschland braucht mehr Schweine“
Tönnies bezeichnete das im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ mit Blick auf die Schweinemast als Irrweg: „Deutschland braucht mehr Schweine, nicht weniger“, sagte der 34-Jährige, der die Führung des Milliardenkonzerns schrittweise von seinem Vater Clemens übernimmt. „Die Menge, die wir verlieren, gewinnt Spanien“, sagte Tönnies.
Schon jetzt müsse Deutschland Schweinefleisch aus Spanien importieren – „und das ist schlecht für das Klima“. Schließlich würden Schweine in Spanien mit Soja aus Südamerika gefüttert, was den Regenwald gefährde. In Deutschland sei das nicht der Fall: „Deutsches Schweinefleisch ist das klimafreundlichste der Welt“, sagte Tönnies, dessen Unternehmen größter Schweineschlachter der Republik ist.
Tönnies-Konzern investiert erstmals in Fleischersatz
Die Zahl der Schweinebauern und Schweine sinkt in Deutschland – und damit die Zahl der Schlachtungen. „In Deutschland wurden vor wenigen Jahren eine Million Schweine pro Woche geschlachtet“, sagte Tönnies der „SZ“. „Nun sind es nur 700.000.“ Er gehe aber davon aus, dass „damit der Bodensatz erreicht ist, mit dem wir für die Zukunft kalkulieren können“.
Zudem verkündete Tönnies in dem Interview, dass sein Konzern erstmals bei einem Start-up für alternative Proteine – also veganen Fleischersatz – als Investor eingestiegen sei: bei der Berliner Firma Nosh, die nach Angaben von Tönnies aus einem japanischen Schimmelpilz Proteine gewinnt, die man als Bindemittel oder zur Herstellung künstlichen Fleischs nutzen kann. Für Tönnies sei dieses Investment „ein bahnbrechender Schritt“, sagte der Manager.