Armee: Drei Israelis im Westjordanland an Grenzübergang zu Jordanien erschossen

An einem Grenzübergang zwischen dem von Israel besetzten Westjordanland und Jordanien sind drei Israelis erschossen worden. Wie die israelische Armee mitteilte, kam der "Terrorist" am Grenzübergang an der Allenby-Brücke aus Jordanien. (Ahmad GHARABLI)
An einem Grenzübergang zwischen dem von Israel besetzten Westjordanland und Jordanien sind drei Israelis erschossen worden. Wie die israelische Armee mitteilte, kam der "Terrorist" am Grenzübergang an der Allenby-Brücke aus Jordanien. (Ahmad GHARABLI) (Ahmad GHARABLI/AFP/AFP)

An einem Grenzübergang zwischen dem von Israel besetzten Westjordanland und Jordanien sind am Sonntag drei Israelis erschossen worden. Wie die israelische Armee mitteilte, stieg ein aus Jordanien kommender "Terrorist" aus einem Lastwagen aus und schoss auf Mitarbeiter einer israelischen Sicherheitsfirma. Genau elf Monate nach dem Hamas-Überfall demonstrierten in Israel am Samstagabend erneut zehntausende Menschen für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln.

Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, am Grenzübergang an der Allenby-Brücke seien drei Menschen an Schussverletzungen gestorben. Israelischen Medienberichten zufolge eröffnete der Angreifer an einer Kontrollstelle das Feuer. "Drei israelische Zivilisten wurden für tot erklärt", erklärte die Armee. Der Angreifer sei erschossen worden.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, ein "verabscheuungswürdiger Terrorist" habe an der Allenby-Brücke drei Israelis "kaltblütig ermordet". Der Mann sei Anhänger einer "mörderischen Ideologie" gewesen, die vom Iran verbreitet werde.

Jordaniens Innenministerium erklärte, die Behörden in Amman untersuchten den Vorfall. Aus jordanischen Sicherheitskreisen verlautete, der Grenzübergang sei geschlossen worden. Die israelische Armee schickte nach eigenen Angaben Soldaten zum Angriffsort, um den Lastwagen auf Sprengstoff zu untersuchen.

Die Allenby-Brücke, in Jordanien auch König-Hussein-Brücke genannt, führt über den Fluss Jordan, der die Grenze zwischen Jordanien und Israel und damit auch zum von Israel besetzten Westjordanland bildet. Für Palästinenser aus dem Westjordanland ist der Grenzübergang die einzige Ein- und Ausreisemöglichkeit, die nicht über Israel führt.

Im seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Lage seit dem Beginn des Gaza-Kriegs deutlich verschärft. Mindestens 662 Palästinenser wurden nach palästinensischen Angaben seit Kriegsbeginn von israelischen Soldaten oder Siedlern im Westjordanland getötet. Israelischen Angaben zufolge wurden dort im selben Zeitraum mindestens 23 Israelis, darunter auch Sicherheitskräfte, von palästinensischen Angreifern getötet.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres ausgelöst worden. Kämpfer der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen hatten bei den Angriffen auf Orte im Süden Israels nach israelischen Angaben 1205 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Elf Monate später befinden sich nach israelischen Angaben noch immer 97 Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen, 33 von ihnen sind demnach vermutlich tot.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei seit Oktober mehr als 40.970 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.

Genau elf Monate nach Kriegsbeginn gingen in Israel am Samstagabend zehntausende Menschen für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller Geiseln auf die Straße. Nach Angaben der Veranstalter kamen sogar mehr als 500.000 Menschen zu den Protestkundgebungen in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten, darunter auch Angehörige der immer noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Eine Woche nach dem Fund von sechs getöteten Hamas-Geiseln riefen sie regierungskritische Parolen und hielten Plakate mit Aufschriften wie "Blut klebt an Euren Händen" oder "Wer ist der nächste?" hoch.

Die Aussichten auf eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln sind derzeit gering. Beide Seiten beharren auf ihren Forderungen. So will die israelische Regierung die Kontrolle über den sogenannten Philadelphi-Korridor, einen rund 14 Kilometer langen Streifen an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten, nicht aufgeben.

Im Gazastreifen ging der Krieg am Wochenende mit unverminderter Härte weiter. Die israelische Armee teilte mit, sie habe allein am Samstag rund "25 Hamas-Ziele" in dem Palästinensergebiet angegriffen. Am Sonntag flog Israel weitere Luftangriffe. Wie der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen mitteilte, wurden bei einem Raketenangriff in Dschabalija fünf Menschen getötet.

Gegenseitigen Beschuss gab es am Wochenende auch wieder zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Bei einem israelischen Angriff am Samstag wurden nach libanesischen Angaben drei Einsatzkräfte bei Löscharbeiten getötet.

mid/lan