Arsenals letztes Puzzleteil?
Die Fans des FC Arsenal warten nun seit knapp 19 Jahren auf die 14. englische Meisterschaft.
Damals stand der legendäre Coach Arsène Wenger an der Seitenlinie und führte die Londoner ungeschlagen - 48 Spiele, 26 Siege, zwölf Remis, 73:26 Tore - zum Titel. The Invincibles schrieben 2004 Geschichte. (NEWS: „Reinkarnation des besten Mesut Özil“)
In der laufenden Premier-League-Saison haben die Gunners nach 19 Spieltagen starke 50 von 57 möglichen Punkten eingefahren, ein Spiel weniger als Manchester City (45) auf dem Konto und trotzdem schon fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
Kein Wunder, dass die Arsenal-Anhänger denken: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Erst recht, nachdem Teammanager Mikel Arteta am Deadline Day auch noch Jorginho von der Stamford Bridge ins Emirates Stadium locken konnte. (NEWS: Spektakulärer Arsenal-Deal fix)
In den englischen Medien macht nun die Frage die Runde: Ist Europas Fußballer des Jahres 2021 Arsenals letztes Puzzleteil für das Meisterstück? SPORT1 gibt Aufschluss.
Gunners sorgt in der Premier League für Furore
Denn es ist alles andere als selbstverständlich, dass sich die Gunners derart souverän an der Tabellenspitze behaupten können. Schließlich verfügt Arteta im Gegensatz zu den anderen Meisterschaftskandidaten auf der Insel nicht über ein mit Top-Stars gespicktes Team.
Stattdessen zeichnet die Londoner aus dem Stadtteil Highbury eine junge Truppe aus, angeführt von einzelnen erfahrenen Säulen, die sich unter ihrem spanischen Trainer von Jahr zu Jahr weiterentwickelt haben und sich im Kern schon seit Längerem kennen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Das zeigt sich vor allem beim Vergleich der Kaderwerte: Die Gunners liegen mit knapp 800 Millionen Euro nur auf Rang vier, was den überraschenden Erfolg umso mehr unterstreicht.
Selbst durch die Verpflichtung von Ex-Blues-Star Jorginho hat Arsenal noch einen großen Abstand auf den FC Liverpool (931 Millionen Euro), FC Chelsea (1,04 Milliarden Euro) sowie ManCity (1,05 Mrd. Euro)! Dennoch ist dieser Deal auch eine Ansage an die Konkurrenz.
Arsenals Ansage an die Konkurrenz
Die Gunners wollen mit aller Macht die Spitzenposition verteidigen und die englische Meisterschaft einfahren. Und Jorginho ist ein Titel-Garant.
Denn der italienische Europameister führte nicht nur die Squadra Azurra zum EM-Titel 2021, sondern war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Blues unter Thomas Tuchel im selben Jahr die Champions League, den UEFA-Supercup und die Klub-WM sowie 2019 die Europa League gewannen.
Seit seinem Wechsel von Napoli (2018) stand der defensive Mittelfeldspieler 213 Mal auf dem Platz, schoss 29 Tore und legte neun weitere auf. Viel wichtiger, der 31-Jährige verpasste nur 19 Spiele, war absoluter Stammspieler, Leistungsträger und Anführer bei Chelsea. (NEWS: Transfer-Posse um WM-Star)
Diese Merkmale waren es auch, die Arteta dazu bewegten, den italienischen Nationalspieler zu seiner eingespielten und intakten Mannschaft hinzuzufügen. Das fehlende Mosaiksteinchen eben für den Meister-Coup?
Dafür überwiesen die Gunners lediglich knapp 14 Millionen Euro an den Stadtrivalen, da Jorginhos Vertrag im kommenden Sommer ausgelaufen wäre. Für englische Verhältnisse ein wahres Transfer-Schnäppchen. (NEWS: Alles Wichtige zum FC Arsenal)
Jorginho, Xhaka und Ödegaard sollen Arsenal zum Titel führen
Doch was zeichnet den Mittelfeldabräumer noch aus? Er ist zwar nicht der Schnellste, dazu auch noch spindeldürr, trotzdem war Jorginho bei den Blues stets gesetzt, beim italienischen Nationalcoach Roberto Mancini sogar „unantastbar“.
Von der Gazzetta dello Sport wurde er zudem in Anlehnung an Andrea Pirlo als „Il nuovo Maestro“ bezeichnet. Keine Überraschung, liegt es doch auf der Hand, dass Jorginho in der Squadra Azzurra dieselbe Position als Regista, als tief stehender Spielmacher, bekleidet. Und auch Pirlo lebte nicht von seiner Physis, sondern von seiner Spielintelligenz und Übersicht auf dem Platz. (NEWS: Arsenal-Wahnsinn im Topspiel)
Darüber hinaus glänzt der neue Arsenal-Star mit seiner Passgenauigkeit, starken Vertikalbällen, Ballverlagerungen und -eroberungen sowie seiner Pressing-Resistenz. Das heißt: In heiklen Situationen ist der Italiener mit brasilianischen Wurzeln immer anspielbar, verarbeitet den Ball entweder selbst oder findet einen besser positionierten Mitspieler.
Der 31-Jährige kontrolliert das Tempo des Spiels, holt die Bälle gerne tief und fungiert dann als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. Zwar sammelt Jorginho nicht viele Assists, spielt dafür aber meist den Pass vor dem Assist und besticht mit seinem hohen Laufpensum. (NEWS: „England liegt Odegaard zu Füßen“)
Somit passt er perfekt in Artetas Dreier-Mittelfeld mit Granit Xhaka und Martin Ödegaard! Leidtragender wäre zwar Thomas Partey, der bisher auf der Sechs gesetzt war. Aber Jorginho ist im Vergleich zu dem robusten und steif wirkenden Ghanaer ein deutliches Upgrade und die perfekte Ergänzung zum Schweizer Box-to-Box-Spieler sowie zum norwegischen Spielmacher.
Arteta-Truppe reif für den Titel?
Neben dem italienischen Nationalspieler stellten die Gunners im Winter-Transferfenster ihren Kader noch breiter auf und holten mit Offensiv-Allrounder Leonadro Trossart (ehemals Brighton) und mit Innenverteidiger Jakub Kiwior (ehemals La Spezia) zwei weitere Verstärkungen, um ihre Titelambitionen zu untermauern.
Dabei stellt Arsenal mit 16 Gegentore in 19 Spielen bereits nach Newcastle United (11) die zweitbeste Defensive. Im Tor bewahrte Aaron Ramsdale neun Mal in der Liga die Weiße Weste, während vor dem englischen Nationalkeeper an William Salliba und Gabriel kaum ein Vorbeikommen ist.
In der Offensive dagegen sorgen Bukayo Saka, Gabriel Martinelli und Eddie Nketiah für die nötigen Tore und stellen mit 45 geschossenen Treffern nach den Citizens (53) den zweitbesten Angriff in der Premier League. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Keine schlechten Vorzeichen also für Arsenals 14. Meisterschaft. Erst recht mit Titel-Garant und Neuzugang Jorginho, der die Gunners nochmal auf ein höheres Niveau hebt. Da schmerzt auch der langfristige Ausfall von Gabriel Jesus nicht mehr so sehr.