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Astronaut Gerst: Außerirdische würden Umweltzerstörung sehen

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst soll Kommandant der internationalen Raumstation ISS werden. Foto: Oliver Berg
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst soll Kommandant der internationalen Raumstation ISS werden. Foto: Oliver Berg

Astronaut Alexander Gerst soll als erster Deutscher Kommandant der internationalen Raumstation ISS werden. In Düsseldorf berichtete er davon, wie seine 166 Tage im All seine Perspektive verändert haben.

Düsseldorf (dpa) - Der deutsche Astronaut Alexander Gerst (41) hat Zweifel, ob Außerirdische das Leben auf der Erde als intelligent einstufen würden.

«Außerirdische würden aus dem All sehen, wie wir das Amazonasgebiet roden, uns bekriegen und die Meere überfischen und verpesten», sagte Gerst am Montagabend in Düsseldorf. «Würden die uns als intelligentes Leben einstufen? Ich bin mir da nicht so sicher», sagte Gerst, der im kommenden Jahr als Kommandant auf die internationale Raumstation ISS ins All zurückkehren soll.

Die Erforschung des Mars werde zeigen, wie wahrscheinlich außerirdisches Leben im Universum ist. «Wenn wir Spuren von Leben auf dem Mars finden, würde das bedeuten, dass es im Universum vor Leben wahrscheinlich nur so blüht.» Finde man dort nichts, sei die Entstehung von Leben im übrigen Universum deutlich weniger wahrscheinlich, sagte er im Gespräch mit «Rheinische Post»-Chefredakteur Michael Bröcker beim «Ständehaus-Treff».

Wichtig seien die Missionen dorthin aber auch, um zu klären, wie aus dem einst erdähnlichen Mars ein unbewohnbarer Wüstenplanet geworden sei. Gerst hatte vom All aus die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten gesehen: «Als wir kapiert haben, was wir da sehen, sind wir ziemlich traurig geworden.»

Gerst verriet auch, dass er bei seinen 166 Tagen im All eine Woche lang Unterwäsche von seinem Flug mit der Sojus-Rakete getragen habe, weil er zunächst seine eigenen Klamotten nicht gefunden habe. Die Raumstation habe immerhin das Volumen eines Jumbo Jets und sei «die komplexeste Maschine, die die Menschheit je gebaut hat».

Die bemannte Raumfahrt sei keineswegs Geldverschwendung, sagte Gerst. So sei aus seinen Experimenten im Weltall bereits eine Legierung entwickelt worden, die in Flugzeug-Triebwerken den Treibstoffverbrauch um 15 Prozent und auch den Lärm reduziere.

Die Hälfte seiner Ausbildungszeit verwende er für das Trainieren von Notfallsituationen. «Das ist so ein Sport im Simulator mit Trainern, die versuchen, einen umzubringen.» Die Verhaltensregeln, die man auswendig kennen müsse, füllten ein sieben Zentimeter dickes Buch. «Man lernt, wie man so ein Raumschiff mit zwei Joysticks rückwärts parkt.»

Gerst war aus 8400 Bewerbern für seine erste Weltraummission ausgewählt worden. Als Astronaut müsse man vor allem «neugierig, gesund, lern- und leidensfähig» sein - etwa beim Überlebenstraining im Wald bei 30 Grad unter Null - ohne Schlafsack und ohne Zelt. Sportlichkeit sei gar nicht so wichtig, «das kommt bei zwei Stunden Sport am Tag von selbst».

Sich auf eine Rakete mit 300 Tonnen Treibstoff zu setzen, sei zwar nicht ungefährlich, aber früher sei er als Geophysiker auf aktiven Vulkanen unterwegs gewesen - «das war noch viel gefährlicher - so habe ich das zumindest meinen Eltern gesagt.»