Asyl, Wirtschaft oder Sympathie - Asyl, Wirtschaft oder Sympathie: Merz schlägt Scholz - nur bei einem Thema wird es eng
Olaf Scholz verliert weiter an Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Eine neue FOCUS-online-Umfrage zeigt, wo die Wähler Friedrich Merz mehr Kompetenz zusprechen und wer ihre Werte stärker vertritt.
Wer ist der richtige Kanzler für unser Land? Diese Frage wird erst bei der nächsten Wahl entscheiden, wahrscheinlich im September 2025. Doch schon jetzt bereitet sich Berlin auf den Wahlkampf vor. Eine Umfrage von Civey im Auftrag von FOCUS online bringt spannende und teils auch überraschende Erkenntnisse in der K-Frage. Gefragt wurden rund 5000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren.
Klar ist: Zweifel an der Führungsqualität des amtierenden Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) gibt es schon länger. Fast täglich scheint er an Vertrauen und Sympathie zu verlieren.
Während es in der Ampel weiter rumort und die Koalition nach der Brandenburg-Wahl erneut ins Wanken gerät, bringt sich in der Opposition der Kanzlerkandidat der Union in Stellung: Friedrich Merz. In den anderen Parteien steht nicht nicht sicher fest, ob und gegebenenfalls wer als Kanzlerkandidat oder -kandidatin ins Rennen geht.
Deshalb wollte FOCUS online wissen, wie der feststehende Herausforderer Merz gegen den Amtsinhaber und wahrscheinlichen SPD-Spitzenkandidaten Scholz abschneidet. Wer ist wirklich beliebter? Wem schreiben die Bürger mehr Kompetenz in den wichtigsten Fragen des Landes zu? So haben die Wählerinnen und Wähler auf die neun wichtigsten Fragen geantwortet:
Wer ist im Bereich Migration kompetenter, Merz oder Scholz?
Beginnen wir mit dem derzeit für die meisten Bürgerinnen und Bürger wichtigsten Thema: Migration. Das Urteil fällt eindeutig aus.
Nur 18 Prozent der Befragten halten den amtierenden Bundeskanzler für kompetenter. Ganze 60 Prozent halten dagegen Friedrich Merz für fähiger, die Probleme in diesem Bereich zu lösen. Nur neun Prozent meinen: Beide nehmen sich nichts.
Dieser Pro-Merz-Trend zieht sich sowohl durch alle Altersgruppen der Befragten als auch durch beide Geschlechter sowie Ost und West. Fazit: Beim Thema Migration hat Olaf Scholz das Vertrauen der Bevölkerung verloren.
Wer ist kompetenter in Sachen Innere Sicherheit?
Spätestens nach den Anschlägen von Solingen und Mannheim in diesem Jahr ist das Thema Innere Sicherheit wieder ganz oben auf die Agenda gerückt. Das Sicherheitsgefühl vieler Deutscher ist inzwischen erschüttert oder zumindest angekratzt.
Die richtigen Lösungen trauen die Wählerinnen und Wähler laut der FOCUS-online-Umfrage aber nicht Scholz zu. Nur elf Prozent sagen: Er ist hier der kompetentere Mann. Fünf Prozent tendieren zumindest eher zu Scholz als zu Merz.
Die große Mehrheit der Befragten schreibt dem CDU-Mann die höhere Kompetenz beim Thema Innere Sicherheit zu (61 Prozent). Ähnlich wie beim Thema Migration sehen das sowohl Frauen als auch Männer so (jeweils 61 Prozent). Und auch in allen Altersgruppen halten mehr Befragte eher Merz als Scholz für den besseren Mann für dieses Politikfeld.
Äußere Sicherheit: Gleiches Bild
Die Positionierung von Scholz als Friedenskanzler scheint bei den Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern nicht zu verfangen. Zu groß erscheinen den Befragten offenbar die Widersprüche zwischen Waffenlieferungen und Friedensappellen aus dem Kanzleramt. Auch hier zeigt das Umfrageergebnis deutlich: Merz wird beim Thema äußerer Sicherheit für kompetenter gehalten als Scholz.
In Zahlen liest sich das so: 56 Prozent halten Merz für kompetenter. Immerhin zehn Prozent sehen beide gleichauf. Und 20 Prozent sind der Meinung, dass Scholz hier mehr mitbringt.
Wirtschaftspolitik: Wer kann´s richten, Scholz oder Merz?
Die deutsche Wirtschaft bereitet nicht nur Experten Sorgen. Die sich häufenden Nachrichten über Werksschließungen, Stellenabbau oder die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland gehen auch an den Wählerinnen und Wählern nicht spurlos vorbei. Für viele Deutsche gehört die wirtschaftliche Lage des Landes zu den Top drei der aktuell wichtigsten Probleme in Deutschland.
Wer kann hier am ehesten Abhilfe schaffen? 62 Prozent sagen: Friedrich Merz.
Auch hier glauben die meisten nicht an den Kanzler. Nur 16 Prozent sind davon überzeugt, dass Olaf Scholz mehr wirtschaftspolitische Kompetenz besitzt als der CDU-Kanzlerkandidat.
Sozialpolitik als Kernkompetenz von Scholz?
Auch in der Sozialpolitik, einem Politikfeld, das die Sozialdemokraten gerne als Kernkompetenz für sich reklamieren, kann der Kanzler nicht vollends überzeugen. Immerhin fällt das Urteil hier nicht ganz so eindeutig aus. 34 Prozent halten Scholz für den besseren Sozialpolitiker.
Auch Merz hingegen scheint sich hier eine gewisse Reputation erarbeitet zu haben. 43 Prozent schreiben ihm hier mehr Kompetenz zu als dem SPD-Kanzler. Neun Prozent sehen beide in diesem Bereich gleichauf.
Sympathie, Werte und Führungsstärke
Abseits der Sachthemen versuchen Politiker natürlich stets, einen guten persönlichen Eindruck zu hinterlassen. Sie wollen möglichst nahbar und sympathisch, bloß nicht abgehoben oder arrogant wirken.
Während der eine öffentlichkeitswirksam in einem Eurofighter der Bundeswehr durch die Lüfte fliegt und der andere Videobotschaften zum Dönerpreis in den sozialen Netzwerken verbreitet, haben sich die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger bereits ein Bild gemacht.
Die Ergebnisse zeigen: Keiner von beiden hat hier wirklich deutlich die Oberhand.
14 Prozent finden beide gleich sympathisch. Allerdings hat Friedrich Merz die Nase leicht vorn: 37 Prozent finden ihn sympathischer als Scholz, der hier auf 31 Prozent Zustimmung kommt.
Überraschend: Auch bei den Frauen hat Merz die Nase vorn. Und das, obwohl er 1997 gegen die Aufnahme der Vergewaltigung in der Ehe als eigenen Straftatbestand gestimmt hat und ihm seitdem zugeschrieben wird, einen schweren Stand bei Wählerinnen zu haben. Während sich 39 Prozent der Frauen für Merz aussprechen, kommt Scholz nur auf 31 Prozent.
Merz, der Anpacker
Merz ist es auch, der nach Ansicht der Befragten am ehesten ihre persönlichen Werte vertritt. Ganze 51 Prozent sehen das so. Scholz kommt dagegen nur auf 21 Prozent.
Auch bei der Führungsstärke, die den beiden Männern zugeschrieben wird, hat Merz die Nase vorn.
64 Prozent halten Merz für führungsstärker als Scholz. Der SPD-Mann erreicht hier nur elf Prozent Zustimmung.
Sowohl Männer als auch Frauen halten den CDU-Politiker für führungsstärker. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Osten und Westen des Landes. 55 Prozent der ostdeutschen Befragten halten Merz für führungsstärker, im Westen sind es sogar 66 Prozent.
Wer packt also die großen Probleme in Deutschland eher an, Merz oder Scholz? Nicht derjenige, der gerade Regierungsverantwortung trägt, sagen die Befragten. 56 Prozent sehen in Merz den Anpacker.
Scholz kommt dagegen nur auf 18 Prozent. Dass beide dazu in der Lage wären, die Probleme Deutschlands anzugehen, glauben zehn Prozent.
Aber ist Merz der geeignete Kandidat?
Eine weitere Umfrage von FOCUS online, durchgeführt von Civey, zeigt allerdings, dass nur 24 Prozent Merz auf jeden Fall für den geeigneten Kanzlerkandidaten der Union halten. 13 Prozent tendieren immerhin zu ihm. Ganze 54 Prozent sind der Meinung: Es sollte ein anderer werden.
Damit liegt Merz in den abgefragten Themen-Bereichen zwar vor seinem wahrscheinlichen Konkurrenten Scholz. Aber die Wähler haben ihn noch nicht als unumstrittenen Kanzlerkandidaten der Union akzeptiert. Klar ist aber auch, dass sich die Union hier schon entschieden hat.