Video: Wie die Atacama-Wüste in Chile zur größten Müllhalde der Welt wurde

Ein empfindliches Ökosystem ist zu einer riesigen Müllhalde für den Planeten geworden. In der Atacama-Wüste im Norden Chiles türmen sich Berge von Kleidung, Reifen und Autowracks auf.

Die Juristin und Umweltaktivistin Paulin Silva fordert eine gemeinsame Verantwortung von Staat und Gesellschaft: „Dies ist Ihr Land, und Sie haben hier viele Tonnen Kleidung, die eine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen darstellen, und das ist nicht angemessen“.

Die Tonnen von Altkleidern, die zwischen den Hügeln entsorgt werden, gelangen über die Freihandelszone von Iquique (Zofri), eines der wichtigsten zollfreien Handelszentren Südamerikas, nach Chile. Genauso Tausende von ausrangierten Fahrzeugen und Altreifen.

Patricio Ferreira, Bürgermeister von Alto Hospicio, etwa 1.800 km nördlich von Santiago de Chilé, fühlt sich im Stich gelassen: „Wir haben das Gefühl, dass unser Land endgültig zu einer Opferzone geworden ist, aber ich bestehe darauf, dass es die skrupellosen Menschen aus aller Welt sind, die hier ihren Müll abladen. Es ist wie im Hinterhof. Wir sind nicht einmal mehr der lokale Hinterhof, wir sind der Hinterhof der Welt, was noch schlimmer ist, und es gibt kein Bewusstsein für die Lösung dieses Problems.“

Im vergangenen Jahr registrierte die chilenische Zollbehörde über 46.000 Tonnen Altkleider. In einem Lagerhaus im Norden von Iquique stapeln sich 8.400 Autos.

Die Verschmutzung, die Wasserknappheit in diesem Gebiet und der intensive Kupfer- und Lithiumabbau bedrohen das Ökosystem.

Carmen Serrano, Umweltaktivistin von der Organisation "Endemic Roots", ist verzweifelt: „Die Wüste nennen die meisten hier ‚die kahlen Hügel‘. Sie sehen sie nur als einen Ort, an dem Mineralien abgebaut werden, an dem Ressourcen gewonnen werden können oder an dem sie sich die Taschen füllen können, aber es gibt immer noch kein Bewusstsein dafür, dass es eine Wüste ist, die nicht so wüst ist.“

NGOs fordern Maßnahmen zum Schutz der Atacama-Wüste. 100.000 Quadratkilometer dürfen nicht länger eine gigantische Müllhalde bleiben.