Athletenvertreter: Russland-Entwicklung "überrascht nicht"
Der Verein Athleten Deutschland hat die nähergerückte Zulassung neutraler Athleten aus Russland und Belarus für die Olympischen Spiele 2024 zur Kenntnis genommen und in der Russland-Frage zugleich Klarheit vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) verlangt.
„Die gestrigen Forderungen des Olympic Summits überraschen nicht. Sie reihen sich in eine wohl orchestrierte Handlungskette ein, deren nächste Schritte bereits anberaumte Konferenzformate des IOC mit Anspruchsgruppen, unter anderem Athletenvertretungen, darstellen. Dieses ‚Playbook‘ vollzog sich bereits im letzten Jahr in ähnlicher Form, bevor die Empfehlungen des IOC zu neutralen Athletinnen und Athleten aus Russland im Frühjahr dieses Jahres veröffentlicht wurden“, teilte Athleten Deutschland auf SID-Anfrage mit.
Vertreter der internationalen Sommersportverbände sowie mehrere Nationale Olympische Komitees hatten sich nach IOC-Angaben beim 12. Olympic Summit am Dienstag dafür stark gemacht, Sportlerinnen und Sportler aus den Aggressorländern im Ukraine-Krieg als neutrale Athleten bei den Sommerspielen im kommenden Jahr (26. Juli bis 11. August) zuzulassen. Athleten Deutschland setzt sich seit Beginn der russischen Aggression für einen Komplettausschluss Russlands ein. Die sich immer mehr abzeichnenden Pläne zur Wiederzulassung sind der unabhängigen Athletenvertretung zudem nicht konkret genug.
"Leider gehen die unterzeichnenden Organisationen der gestrigen Beschlussempfehlungen nicht auf notwendige Detailfragen ein", schrieb Athleten Deutschland in seiner Stellungnahme und verwies auf "praktische Umsetzungsprobleme" bei der Wiederzulassung sowie die "weiterhin bestehenden Zweifel an der Wirksamkeit des Dopingkontrollregimes für russische Athletinnen und Athleten". Zudem fehlten "vollständige Angaben, wie den Schutzbedürfnissen von ukrainischen Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen im Detail Rechnung getragen werden soll".
Zugleich forderte die Interessenvertretung „nun endlich (...) Klarheit für alle Athletinnen und Athleten“. Diese habe „das IOC bisher Mal um Mal verpasst. Das IOC reichte damit den Druck an die Athletinnen und Athleten sowie an die Weltverbände weiter, die die Qualifikationswettkämpfe für Paris organisieren und bisweilen bei der Umsetzung der IOC-Empfehlungen überfordert wirkten. Das IOC steht nun zumindest in der Pflicht, einen klaren Fahrplan für die Entscheidungsfindung über die Teilnahme russischer Athletinnen und Athleten an den Spielen vorzulegen“, hieß es weiter.