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Atlético im Millionen-Rausch: Raus aus Reals Schatten

Es ist das Schicksal von Atlético Madrid, immer im Schatten des königlichen Stadtrivalen zu stehen.

Auch in diesem Sommer kam der ganz große Lärm zunächst aus dem Estadio Santiago Bernabéu. Die Transfer-Offensive von Real Madrid, die im Kauf von Eden Hazard gipfelte, bestimmte die Schlagzeilen der Medien zu Beginn der Transferphase.

Neu ist, dass es seitdem im nur sieben Kilometer entfernten Wanda Metropolitano nicht viel ruhiger zuging. Zum ersten Mal überhaupt wurden die Transfers von Reals Stadtrivalen ähnlich spektakulär wahrgenommen wie die des großen Nachbarn.

Atlético wütet auf dem Transfermarkt

Dass Atlético plötzlich der interessantere Verein Madrids war, liegt zum einen daran, dass die Kaderplanung bei Real so gut wie abgeschlossen ist. Es liegt aber auch an den astronomischen Summen, die der Klub in diesem Transferfenster umgesetzt hat. Sie belaufen sich auf über eine halbe Milliarde Euro.

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Die Verpflichtung von Benfica Lissabons Wunderkind Joao Félix für 126 Millionen Euro stellt den viertteuersten Transfer aller Zeiten dar.

"Auch Atlético hat immer wieder große Transfers getätigt, in der jüngeren Geschichte hat der Klub sogar mehr ausgegeben als Real Madrid", meint Alfredo Relano, Redakteur der spanischen Zeitung As.

Tatsächlich hat Atléti von 2014 bis 2018 satte 164 Millionen Euro mehr in Spieler investiert als Real. Auch in diesem Sommer griffen die "Colchoneros" auf dem Transfermarkt beherzt zu. Ausgaben bislang: Deutlich über 200 Millionen Euro.

Die Mannschaft befindet sich im Umbruch

Allerdings sind Neuzugänge auch bitter nötig, denn die Mannschaft von Coach Diego Simeone war regelrecht auseinander gebrochen.

Neben den Starspielern Lucas Hernández (für 80 Mio. Euro zum FC Bayern) und Rodri (für 70 Mio. zu Manchester City) verlor der 49-Jährige mit den erfahrenen Filipe Luis, Juanfran und Diego Godin langjährige wichtige Stützen der hochgelobten Defensive.

Und dann ist da ja noch Antoine Griezmann, der bisherige Superstar des Teams, der Atlético nach einem fast endlosen Transfertheater für 120 Millionen Euro in Richtung FC Barcelona verlassen hat.

Ein schwerer Verlust für den Klub, allerdings auch eine vertraute Situation. Dass Atlético am Saisonende seinen Superstar verliert, hat gewissermaßen Tradition. Vor acht Jahren war das so mit Sergio Agüero, dann mit Radamel Falcao, dann mit Diego Costa und nun eben mit Griezmann.

Der "Cholismo" ist überholt

Das Schicksal von Atléti ist gleichzeitig das Marketingkonzept geworden. "Wir sind das Team aus der Arbeiterklasse, wie können unsere großen Stars nicht halten", beschreibt Journalist Relano die Marke Atlético Madrid. Simeone hat den Kult des hungrigen, hart arbeitenden Underdogs zum Klub gebracht, der "Cholismo" genannt wird.

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Doch in den letzten Jahren hat sich dieses Image gewandelt. Die "Colchoneros" gehören zu den fünf wertvollsten Fußballklubs der Welt. Er muss längst nicht mehr tatenlos zusehen, wie die besten Spieler abwandern.

So auch jetzt: Trotz der großen Verluste konnte Atlético alle Lücken wieder schließen. Die vielversprechenden Neuzugänge zeigen, dass der Klub mittlerweile eine große Adresse ist.

Vielversprechende Neuzugänge

Neben Félix verstärkte sich Atléti in der Defensive mit Marcos Llorente (für 30 Millionen Euro von Stadtrivale Real), Felipe (für 20 Millionen Euro vom FC Porto), Renan Lodi (für 20 Millionen Euro von Atletico Paranaense) und am Donnerstag auch noch dem bei Real ausgebildeten Mario Hermoso (für einen Sockelbetrag von 25 Millionen Euro von Espanyol Barcelona).

Die Verpflichtung von Tottenhams Rechtsverteidiger Kieran Trippier ist seit Mittwoch ebenfalls fix. Der englische Nationalspieler kostet rund 22 Millionen Euro.

Mit Hector Herrera (ablösefrei vom FC Porto) hat Simeone zudem einen kreativen Mittelfeldspieler hinzubekommen. Ein Offensivspieler soll folgen: James Rodriguez.

Etwa 45 Millionen Euro würde Atlético ein solcher Deal mit dem großen Rivalen Real kosten und die Personalplanung für die kommende Saison wohl abschließen. Eine mögliche Alternative könnte aber auch Ante Rebic sein. Der Klub soll sich intensiv mit dem Frankfurter austauschen.

Raus aus dem Schatten von Real Madrid

Neben all diesen Namen steht ein Neuzugang sinnbildlich für den Umbruch. Félix soll das neue Gesicht der Mannschaft werden.

Einer Mannschaft, von der die Fans jetzt den nächsten Schritt erwarten. "Sie wollen, dass das Team besser spielt, mehr angreift", ist sich Relano sicher. "Sie wollen weniger Arbeiterfußball."

Und dauerhaft raus aus dem Schatten von Real.