Attentat in München: ARD und ZDF unterbrechen Programm für Sondersendungen

image

Nizza, Würzburg und jetzt München. Schon wieder hat ein Attentäter Angst und Schrecken verbreitet. Warum am Freitagabend in der bayerischen Landeshauptstadt zehn Menschen sterben mussten ist bislang unklar. Einige Resultate des Anschlags sind dagegen schon jetzt offensichtlich: Schon wieder müssen Menschen um Freunde und Familienmitglieder trauern, schon wieder hinterlässt ein Amokläufer eine verunsicherte Bevölkerung und viele Fragen. Nur die AfD scheint so etwas wie klammheimliche Freude zu empfinden, wenn sie die Schüsse am Olympia-Einkaufszentrum für ihre platte Propaganda instrumentalisieren kann und kurz nach den furchtbaren Morden die aus ihrer Sicht Schuldige benennt (Natürlich Angela Merkel).

Gerade jetzt ist es wichtig, dass die Medien sachlich berichten, Fakten von Vermutungen trennen. In den vergangenen Tagen wurde die Krisenberichterstattung von ARD und ZDF scharf kritisiert. Nach dem Militärputsch in der Türkei informierten beide Sender nur sporadisch. Das Erste sendete einen alten Tatort (der für Neuigkeiten kurz unterbrochen wurde), das Zweite brachte die „Nacht der Klassik“. Der öffentlich-rechtliche Politikkanal Phönix verabschiedete sich kurz vor Mitternacht, also während der Putsch noch lief, von seinen Zuschauern mit den Worten: „Wir berichten morgen um 9 wieder.“

Manche Zuschauer sprachen von Arbeitsverweigerung. „Wenn ARD und ZDF so arbeiten werden sie nicht mehr gebraucht“, kritisierte der Medienexperte Klaus Kelle im Focus und ein Spiegel-Online-Kolumnist ätzte: „Vermutlich wird der Wert von Nachrichten überschätzt.“ In Deutschland fehle ein echter Nachrichtensender wie CNN oder BBC, monierten Kritiker.

Nach den Schüssen in München haben die großen Anstalten anders reagiert. ARD und ZDF unterbrachen ihr laufendes Programm, verlängerten ihre abendlichen Nachrichtensendungen bis weit in die Nacht hinein. Eine richtige Entscheidung. Natürlich wurde ein großer Teil des Programms von Experten bestritten, die vermuteten, deuteten und schlussfolgerten – also wenig bis nichts wussten.

Andererseits klärten ARD und ZDF ihre Zuschauer darüber auf, wo gesicherte Erkenntnisse enden und Spekulationen beginnen. Das war nötig. Denn über Twitter und Facebook geisterten zahllose Falschmeldungen durch das Netz. So berichteten Bürger über angebliche Schüsse in der Münchner Innenstadt und eine Geiselnahme am Flughafen. Die Polizeiarbeit würde dadurch erschwert, warnte ein Reporter des Bayerischen Rundfunks. Wichtig auch, dass beide Sender die Forderungen der Polizei verbreiteten, keine Fotos und Filmaufnahmen vom Anschlag in den sozialen Netzwerken zu posten, um keine Informationen über die Polizeitaktik preiszugeben.

Auch am Samstagmorgen setzten die Öffentlich-Rechtlichen ihre Berichterstattung fort. Das ZDF sendete um 9 Uhr ein „heute-spezial“, in dem Reporter die gesicherten Informationen zusammenfassten. Die ARD bringt die Zuschauer stündlich auf den neuesten Stand. (fb)

Foto: Screenshot ZDF