Nach Attentatsversuch in Florida: Trump setzt Wahlkampf in Michigan fort
Zwei Tage nach dem mutmaßliche Attentatsversuch in Florida setzt der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump seinen Wahlkampf fort. Der 78-Jährige tritt am Dienstag im Bundesstaat Michigan vor seinen Anhängern auf. Der vereitelte Angriff auf Trump hatte im ohnehin explosiven US-Präsidentschaftswahlkampf für neuen Zündstoff gesorgt. Der republikanische Kandidat warf seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris sowie Amtsinhaber Joe Biden am Montag vor, mit ihrer Rhetorik die Gewalt gegen ihn angezettelt zu haben.
Der Angreifer habe "die Rhetorik von Biden und Harris geglaubt und danach gehandelt", sagte Trump Fox News Digital. "Ihre Rhetorik führt dazu, dass auf mich geschossen wird", warf Trump dem Präsidenten und seiner Vizepräsidentin vor, ohne dies näher zu begründen. Der wegen seiner rüden Rhetorik berüchtigte Rechtspopulist ist bekannt dafür, seinerseits das politische Klima regelmäßig mit provokanten und polemischen Äußerungen anzuheizen.
Harris tritt am Dienstag im Bundesstaat Pennsylvania bei einer Veranstaltung der Nationalen Vereinigung schwarzer Journalisten (NABJ) auf. Michigan und Pennsylvania zählen zu den sogenannten Swing States, die bei der Wahl im November besonders umkämpft sind.
Trump und Harris hatten sich am Sonntag erleichtert darüber geäußert, dass Trump bei dem Vorfall unversehrt blieb. "Gewalt hat keinen Platz in Amerika", erklärte Harris, die bei der Präsidentschaftswahl am 5. November gegen Trump antritt.
Am Montag verurteilte Biden erneut jegliche politische Gewalt. "Ich habe politische Gewalt immer verurteilt und werde dies auch immer tun", sagte Biden bei einer Veranstaltung in Philadelphia. Die Bürger müssten ihre Differenzen friedlich an der Wahlurne lösen - und nicht mit einer Waffe, betonte er.
Die US-Behörden identifizierten den festgenommenen Verdächtigen als den vorbestraften 58-jährigen Ryan Wesley Routh. US-Medien berichteten, Routh habe als Bauunternehmer auf Hawaii gearbeitet und ein längeres Vorstrafenregister. Demnach äußerte er sich regelmäßig in Onlinenetzwerken zu aktuellen politischen Themen, darunter auch mit Kritik an Trump.
Laut dem Sender CNN gab es mehrere Verfahren wegen Steuerhinterziehung. 2002 wurde ihm überdies im Bundesstaat North Carolina wegen des "Besitzes einer Massenvernichtungswaffe" der Prozess gemacht. Acht Jahre später gab es dort ein Verfahren gegen ihn, weil er Diebesgut bei sich aufbewahrte.
Am Montag wurde Routh in Florida einem Bundesrichter vorgeführt und beschuldigt, als Vorbestrafter illegal eine Schusswaffe zu besitzen. Darauf steht eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft. Die nächste Vorladung des Verdächtigen ist für den 23. September angesetzt, eine Woche später soll formell Anklage erhoben werden.
Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte sich der mit einem Gewehr bewaffnete 58-Jährige am Sonntag am Rande des Golfplatzes von Trump in Palm Beach im Gebüsch versteckt, während der Ex-Präsident dort Golf spielte. Der Verdächtige habe aber keine klare Sicht auf den Ex-Präsidenten gehabt und keine Schüsse abgegeben, sagte der Interimschef des Secret Service, Ronald Rowe.
Beamte des Secret Service entdeckten den Eindringling und eröffneten das Feuer. Zunächst gelang ihm die Flucht, doch wurde er später festgenommen.
Bei der Gerichtsanhörung am Montag wurde Routh beschuldigt, als Vorbestrafter illegal eine Schusswaffe besessen zu haben. Ferner wurde ihm zur Last gelegt, dass die Waffe eine unleserliche Seriennummer hat. Während der kurzen Anhörung beantwortete er ein paar Fragen mit Ja, verhielt sich aber ansonsten ruhig.
Die US-Bundespolizei FBI ermittelt wegen eines "versuchten Mordanschlags". Nach dem Vorfall wurden Fragen laut, wie sich der Mann ungehindert in Sichtweite des Ex-Präsidenten aufhalten konnte. "Wir müssen uns fragen, wie erneut ein Attentäter so nahe an Präsident Trump herankommen konnte", sagte etwa die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik. Sie forderte "eine deutliche Erklärung dafür, was in Florida passiert ist".
Der Secret Service, der für den Schutz amtierender und ehemaliger Präsidenten zuständig ist, war nach dem ersten Versuch eines Mordanschlags auf Trump am 13. Juli im Bundesstaat Pennsylvania massiv in die Kritik geraten. Damals hatte bei einer Wahlkundgebung in der Kleinstadt Butler ein Mann mehrere Schüsse auf Trump abgegeben, was der 78-Jährige nur um Haaresbreite überlebte. Die damalige Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle trat daraufhin zurück, mindestens fünf Beamte wurden beurlaubt.
Präsident Biden sagte am Montag, der Secret Service müsse verstärkt werden. US-Justizminister Merrick Garland erklärte am Montag, seine Behörde würde "alle verfügbaren Mittel" für die Ermittlungen zu dem Anschlagsversuch einsetzen.
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