Werbung

Attila Hildmann: "Fleisch ist jetzt in einer Kategorie mit Plutonium"

Attila Hildmann bei einem Talkshow-Besuch

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat verarbeitetes Fleisch wie Wurst und Schinken als krebserregend eingestuft. Führt das jetzt zu einem breiten Umdenken? Das sei lange überfällig, meint der Star der veganen Küche, Attila Hildmann (34, "Vegan for Starters"), der zu seiner Bestseller-Sammlung jetzt sein neues Buch "Vegan Italian Style" (Becker Joest Volk Verlag, 240 Seiten, 29,95 Euro) hinzufügt. Für alle, die etwas an ihrer Ernährung ändern wollen, gibt Hildmann im Interview mit spot on news ein paar Tipps.

Die WHO hat verarbeitetes Fleisch wie Wurst und Schinken als krebserregend eingestuft. Kam das für Sie überraschend?

Attila Hildmann: Nein, diese Studien sind ja schon lange bekannt. Ich zitiere sie auch in meinen Büchern wie "Vegan for Youth". So hat etwa der Nobelpreisträger zur Hausen schon vor etlichen Jahren eine Verbindung zwischen Darmkrebsrisiko und Konsum von rotem Fleisch nachgewiesen. Ich hoffe aber, dass die Menschen jetzt über ihren Konsum nachdenken. Es gibt einfach kein Reden um den heißen Brei mehr. Die Fakten sind ganz klar auf dem Tisch. Die WHO hat in ihrem Statement auch sehr deutliche Worte gefunden. Nicht Fleisch "kann" und ist "vielleicht" krebserregend, sondern Fleisch findet sich jetzt in der Kategorie 1 der krebserregenden Substanzen neben Plutonium und Röntgenstrahlung.

Erwarten Sie durch diese Warnung ein breites Umdenken in der Bevölkerung?

Hildmann: Dieses Umdenken ist lange überfällig. Fast wöchentlich gibt es neue Fleischskandale, qualvolle Massentierhaltung, ekelhafte Zustände in der Tierhaltung, die jeglicher Menschlichkeit entbehren, Tiertransporte und Qualzüchtungen sind an der Tagesordnung. Vielleicht ist der narzisstische Teil, nämlich die eigene Gesundheit der Menschen, dann das i-Tüpfelchen und bringt vieles ins Rollen. Fast eine halbe Millionen Menschen stirbt in Deutschland jedes Jahr an ernährungsbedingten Krankheiten. Neben einem erhöhten Krebsrisiko, das die WHO belegte, ist es auch Cholesterin, was in tierischen Produkten vorkommt und im Übermaß zu Herzinfarkten führen kann. Mein eigener Vater verstarb daran vor 15 Jahren.

Was raten Sie Menschen, die regelmäßig Fleisch und Wurst essen, und jetzt verunsichert sind?

Hildmann: Man muss nicht gleich sein ganzes Leben umkrempeln. Eine vegane Mahlzeit in der Woche oder eine vegane Mahlzeit am Tag kann schon viel bewirken. Einfach mal bewusst die Wurst weglassen und dafür ein leckeres veganes Gericht kochen. Einsteigern empfehle ich "Vegan for Starters", mein Best of-Buch mit den besten 48 Rezepten und vielen Einsteigertipps.

Ist für Leute, die es gewohnt sind, viel Fleisch zu essen und das ändern möchten, eine plötzliche Umstellung auf vegetarische oder vegane Küche sinnvoll oder sollte man das langsam angehen?

Hildmann: Ist es besser, sofort mit dem Rauchen aufzuhören oder langsam die Kippenmenge zu reduzieren? Das muss wohl jeder selbst für sich beantworten. Ich hab es vor 15 Jahren mit einer Radikalkur geschafft. Das Resultat: 35 kg weniger auf den Rippen, vor ein paar Tagen habe ich meinen dritten 70.3 Ironman Triathlon absolviert, meine Haut ist klarer, mein Schlaf tiefer und mein Energielevel um Längen besser als der vom schwabbeligen Döner-Fan Attila aus dem Jahr 2000. Nur Mut, es ist einfacher als man denkt!

Fleisch-Fans sagen häufig, sie wollen auf den Geschmack nicht verzichten. Welche Alternativen bietet die vegane Küche hier?

Hildmann: Niemand muss heute auf den herzhaften Biss und Geschmack von Fleisch verzichten. Es gibt tolle Alternativen zu Steak, Burger, Döner und Co. Ich habe in den letzten vier Jahren über 450 Rezepte entwickelt, darunter sind auch solche Rezepte, die nach dem Genuss jedem Noch-Fleischesser Lust machen, vegan einfach mal auszuprobieren. Ich hatte früher auch die große Sorge, ich würde nur noch an Möhren lutschen und der Kuh das Gras wegfressen. Glauben Sie mir, das sind alles nur Klischees, ich schaue lediglich auf langen Radtouren bei einer Pause den Kühen beim Grasen zu, beteilige mich aber selbst nicht - Ehrenwort!

Foto(s): ddp images