Atypische Lungenentzündung - Mykoplasmen-Infektionen nehmen zu – für wen sie gefährlich sind
Lungenentzündungen durch Mykoplasmen nehmen gerade deutlich zu. Normalerweise kommt es dabei eher selten zu schweren Verläufen. Doch für manche kann eine solche Infektion dennoch sehr gefährlich werden. Was Sie wissen müssen.
Pünktlich zum Herbst nimmt die Zahl der Atemwegsinfekte wieder deutlich zu. Neben grippalen Infekten und Corona treten nun plötzlich auch verstärkt Lungenentzündungen durch den Erreger
Mycoplasma pneunomiae
auf. Dabei handelt es sich um ein Bakterium, dass häufig Kinder und Jugendliche befällt und sich gerne in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen ausbreitet. In einigen Bundesländern steigen gerade die Fallzahlen deutlich an. So spricht der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Baden-Württemberg von einer „Infektionswelle “, wie die „ Stuttgarter Zeitung “ berichtet.
Auch fallen die Mykoplasmen-Infektionen teilweise heftiger aus: „Seit dem Frühsommer 2024 kommen gehäuft Kinder und Jugendliche in die Praxis, die sehr lange husten und teilweise länger als eine Woche Fieber haben“, berichtete etwa die Münchner Kinderärztin Dilek Önaldi-Gildein gegenüber „ BR24 “.
Isolationsmaßnahmen während der Pandemie führen zu Nachholeffekt
Dass es zu einem gehäuften Auftreten kommt, bestätigt auch Mark Dominik Alscher, Medizinischer Geschäftsführer des Robert Bosch Krankenhauses in Stuttgart. „Wir haben die besondere Situation, dass durch die Isolationsmaßnahmen während der Pandemie die Auseinandersetzung des Immunsystems mit üblichen Keimen und Erregern nicht in normalem Umfang erfolgte“, erklärt er auf Anfrage von FOCUS online. Dadurch könne es gerade bei Heranwachsenden zu einer schlechteren Immunlage kommen, die zu einem „Nachholeffekt“ führt, der sich mit steigenden Fallzahlen zeigte.
Dass das Bakterium sich verändert hat und stärkere Verläufe auslöst, glaubt der Mediziner eher nicht. „Es kann auch bei Bakterien Veränderungen bezüglich ihrer Virulenz geben, das kann man nicht ausschließen, aber in der Regel sind sie diesbezüglich stabil“, sagt er weiter. Dass sie neue Subtypen bilden, die unterschiedliche gefährlich sind wie etwa Viren wie Sars-CoV-2 sei nicht der Fall.
Keine dramatische Zunahme von Mykoplasmen-Infektionen bei Erwachsenen
Infektion mit Mykoplasmen betreffen aber auch Erwachsene. „Ich habe selbst schon viele Erwachsene betreut, die eine Mykoplasmen-Infektion hatten“, erzählt der Mediziner. Dass die Infektionslage bei Erwachsenen aber so stark angestiegen ist wie bei Kindern, kann der Mediziner nicht bestätigen: „Nach unserer Beobachtung haben die Fälle bei Erwachsenen nicht dramatisch zugenommen – von einer Epidemie sind wir daher weit entfernt“, sagt er.
Mykoplasmen hätten zudem nicht mal in Ansätzen das Potenzial ähnliche Probleme wie Corona auszulösen, bekräftigt er. „Mykoplasmen verursachen bei Erwachsenen in der Regel keine schwerwiegenden Verläufe, die Infektion lässt sich gut behandeln“, beruhigt er. Sie seien zwar lästig, aber führten selten zu schweren Krankheitsbildern. Das Problem sei eher, dass man die Erkrankung oft nicht gleich erkenne.
Mykoplasmen sind für ältere und immunschwache Menschen gefährlich
Dennoch gibt es eine Einschränkung: Risikogruppen . „Erwachsene höheren Alters mit schwachem Immunsystem sowie Menschen, die eine Chemotherapie durchlaufen und/oder Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken, sind natürlich gefährdet“. Bei Ihnen könne jeder noch so harmlose Infekt zur Gesundheitsgefahr werden.
Lungenentzündung durch Mykoplasmen - das sind die Symptome
Die durch Mykoplasmen ausgelöste Lungenentzündung unterscheidet sich von einer typischen Lungenentzündung, die mit Fieber, Schüttelfrost und starkem Husten einhergeht. Bei einer durch Mykoplasmen ausgelösten Lungenentzündung ist der Verlauf viel langsamer und daher auch schwerer zu erkennen. Zunächst klagen die Patienten über
leichte Halsschmerzen
leichtes Fieber
Kopfschmerzen
Krankheitsgefühl und
trockenen Husten.
Normalerweise dauert die Krankheit ein bis zwei Wochen. Doch sie kann auch länger anhalten – teilweise über Wochen. Vor allem Husten ist extrem hartnäckig.
Übertragung und Behandlung von Mycoplasma pneunomiae
Laut „ DocCheck “ ist der Erreger sehr ansteckend und die Übertragung erfolgt in erst Linie über Tröpfchen, gelegentlich auch über Schmierinfektionen. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Wochen.
Mit Antibiotika, wie etwa das Breitspektrumantibiotikum Doxycylin, das unter anderem bei zellwandlosen Bakterien zum Einsatz kommt, lässt sich eine Erkrankung gut behandeln und bessert sich schnell.