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Aubameyang ist für den BVB (fast) unersetzlich

Pierre-Emerick Aubameyang wurde beim BVB zum dritten Mal aus disziplinarischen Gründen suspendiert

Peter Stöger ist ein nüchterner Analytiker. Wie nüchtern, das zeigt sich gerade in der Posse um Pierre-Emerick Aubameyang.

"Ich gehe deswegen einigermaßen gelassen damit um, weil es Dinge gibt, die ich nicht beeinflussen kann", sagte der Coach von Borussia Dortmund am Dienstag über sein "Enfant terrible".

Sich mit solchen Dingen aufzuhalten, entziehe ihm unnötig Energie. Daher stellte er bereits am Montag nach Aubameyangs Rückkehr nüchtern fest: "Er war heute im Training, also ist er in der Planung für das Wochenende."

Ob der zuletzt suspendierte Aubameyang aber tatsächlich eine Option für das kommende Auswärtsspiel bei Hertha BSC darstellt, ist aufgrund der zunehmenden Spekulationen um einen Wechsel zum FC Arsenal mehr als fraglich.

Aubameyang-Verkauf birgt Risiko

Zwar entschuldigte sich der 28-Jährige inzwischen für sein Verhalten, doch die Provokationen wirken noch nach. Selbst die BVB-Bosse räumen öffentlich ein, dass er die Grenze zur Unprofessionalität überschritten hat.

Nach SPORT1-Informationen setzen sich die Dortmunder immer intensiver mit einem möglichen Verkauf des Unruhestifters auseinander. Dumm nur: Rein sportlich betrachtet dürften sie das eigentlich nicht.

Die Champions-League-Qualifikation ist in akuter Gefahr, wenn Aubameyang geht. Der Tabellen-Dritte ist - trotz seiner Schwächephase in der zweiten Hälfte der Hinrunde - von ihm abhängig.

Wie sehr, belegen zahlreiche Daten und Fakten:

- Die Tor-Quote von Aubameyang:

Von 39 Dortmunder Toren schoss Aubameyang 13, vier weitere bereitete er vor. Der Top-Scorer der Liga ist also an 44 Prozent der BVB-Treffer unmittelbar beteiligt, nicht zu reden von zahlreichen weiteren, für die er indirekt die Räume freigerissen hat.

Zwar ging der Absturz unter Peter Bosz auch an Aubameyang nicht spurlos vorüber, seit dem neunten Spieltag traf er nur dreimal. Wenn man von einer Krise sprechen will, ist es eine auf hohem Niveau.

Im Lauf der Jahre hat Aubameyang zudem eindeutig nachgewiesen, dass er konstant liefert - die Gesamt-Bilanz von 98 Toren in 143 Liga-Spielen spricht für sich.

- Das Tempo als X-Faktor:

Auch mit 28 zählt der gabunische Nationalstürmer noch zu den schnellsten Spielern der Liga (Spitzenwert: 34,8 km/h). Das Tempo, mit dem er die gegnerischen Abwehrreihen schwindelig spielt, ist ein X-Faktor, der kaum hoch genug anzusetzen ist.

Nicht umsonst erspielte sich Aubameyang nach Angaben des Daten-Dienstleisters Deltatre die meisten Großchancen aller Bundesliga-Spieler (23). Dass er 13 davon vergab, ist die Kehrseite. Trotzdem: Die Zahlen zeigen, dass Aubameyang den Gegner in dauerhaften Alarmzustand versetzt.

- Kein Sieg ohne ihn:

Ist Aubameyang für den BVB unersetzlich? Nicht ganz. Nimmt man die Gesamtbilanz als Maßstab, liest sich der Unterschied nicht so dramatisch: In 143 Spielen mit Aubameyang holte Dortmund 267 Punkte (1,87 pro Spiel) und schoss 289 Tore (2,01). In elf Spielen ohne lag die Quote bei 21 Punkten und 21 Toren (je 1,9).

In dieser Saison allerdings ist Dortmund den Beweis schuldig geblieben, dass es den Ausfall des Topstars kompensieren kann: Von den drei Spielen ohne ihn gewann der BVB keines (zwei Remis, eine Niederlage).

Zwar ist die BVB-Offensive nominell auch ohne Aubameyang stark besetzt, ein genauerer Blick offenbart jedoch das Problem: Marco Reus und Mario Götze sind verletzungsgeplagt, Andrey Yarmolenko und Andre Schürrle formschwach. Christian Pulisic ist bei allen Qualitäten, die er hat, kein Torjäger. Und Jadon Sancho und Alexander Isak sind zu jung, um ihnen das Auba-Erbe aufzubürden.

- Schwierige Transfer-Situation:

Der BVB kann Aubameyang kaum ziehen lassen, ohne Ersatz zu besorgen - auch wegen der Doppelbelastung mit der UEFA Europa League. Doch egal, wen er holt: Er schickt ihn auf ein Himmelsfahrtskommando. Ohne Eingewöhnungs- und Einspielzeit, ohne Wintervorbereitung müsste der Neue sofort einschlagen und einen Ausnahmekönner ersetzen.

Hinzu kommt: Auf dem Transfermarkt sind nicht viele Stürmer aus dem Premium-Segment im Angebot. Die eleganteste Lösung wäre wohl tatsächlich, Aubameyang in einem Tauschgeschäft mit Arsenals Olivier Giroud zu verrechnen.

Der 1,92-Meter-Mann aus Frankreich (88 kg) braucht Spielzeit vor der WM 2018 - ist allerdings auch wieder ein anderer Spielertyp als Aubameyang. Und war zuletzt - mit 16 Treffern in 44 Premier-League-Spielen seit Sommer 2016 - auch keine Tormaschine mehr.