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Auf so ein Lob kann man getrost verzichten

SPD-Frau Andrea Nahles. (Bild: AP Photo/Markus Schreiber)
SPD-Frau Andrea Nahles. (Bild: AP Photo/Markus Schreiber)

Eine Kolumne von Carlos Corbelle

Ein erster Satz will gut überlegt sein. Man will ja schließlich gleich zu Beginn das Interesse des Lesers wecken. Das dachte sich wohl auch Jasper von Altenbockum, der für seinen aktuellen Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung folgenden Einstieg wählte: “Der einzige Mann in der SPD-Führung scheint Andrea Nahles zu sein.”

Wie ist das denn zu verstehen? Natürlich wohlwollend. “Anders als die zeternden und zaudernden Sozialdemokraten griff sie am Montag den Stier bei den Hörnern, um die Verhandlungen mit CDU und CSU zu verteidigen”, erklärt von Altenbockum und ergänzt später: “Nahles hat recht, dass es sich für die SPD lohnt, für ihre Erfolge in den Verhandlungen zu kämpfen.”

Wenn der FAZ-Autor die SPD-Frau also als “einzigen Mann in der SPD-Führung” bezeichnet, will er eigentlich sagen, dass Nahles in der Situation alles richtig macht. Dass sie sagt, wie es ist und keine Angst hat, weder “zetert” noch “zaudert”. Sie tut eben das, was ein Mann tun muss: Tacheles reden. So wie einst Gerhard Schröder. Oder von mir aus auch John Wayne. Hauptsache männlich.

Auf Twitter stößt der Kommentar auf Kritik:

Worauf Jasper von Altenbockum erwidert:

Was er damit meint? Darauf könnte dieser Tweet eine Antwort geben:

Ist also alles nur eine clevere Anspielung auf andere journalistische Texte über die SPD? Möglich. Erschließt sich dem Leser die vermeintliche Ironie? Nicht wirklich.

So jedenfalls suggeriert der Kommentar ein vollkommen überholtes, klischeehaftes Geschlechter-Rollenbild, das die Frau im Allgemeinen als passiv und durchsetzungsschwach abstempelt. Es mag bloß der Einstieg seines Artikels sein, doch er tut dem Text damit keinen Gefallen – selbst, wenn er damit bloß auf andere Artikel anspielen wollte. Alles, was von Altenbockum im Folgenden über Andrea Nahles sagt, mag noch so wohlwollend sein – den gönnerhaften Beigeschmack des Einstiegs wird sein Text nicht mehr los.

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