Auf Opernbühne und Podium zu Hause: Hertha Töpper wird 90

Hertha Töpper blickt auf eine lange Karriere zurück. Foto: Martina Hellmann/Archiv

Wer sie einmal gehört hat, etwa mit der Arie «Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh» im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, wird diese Stimme nicht mehr vergessen.

Den größtmöglichen Ausdruck mit dem innigsten Piano zu verbinden - das war die Stärke von Hertha Töpper, einer der herausragenden Altistinnen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die gebürtige Grazerin feierte mit ihrer weichen und sonoren Stimme auf allen bedeutenden Opernbühnen und Konzertpodien der Welt einzigartige Erfolge. An diesem Samstag (19. April) wird die seit langem in München beheimatete Künstlerin 90.

Zwar ist Hertha Töpper seit einigen Jahren gesundheitlich nicht mehr voll auf der Höhe und auf Hilfe angewiesen, lebt aber nach wie vor in ihren eigenen vier Wänden. Auf den runden Geburtstag freut sie sich seit Wochen, wie eine enge Freundin der Nachrichtenagentur dpa versicherte. «Sie fragt schon, ob der Champagner kalt gestellt ist.» Gefeiert wird daheim im kleinen Kreis.

Die als Opern- und Oratoriensängerin sowie Liedinterpretin gleichermaßen erfolgreiche Sängerin wurde schon als Kind «von der Musik gepackt», wie sie einmal erzählte. «Ich war kein Freund von Puppen. Dafür habe ich lieber mit Instrumenten gespielt, die bei uns überall herumlagen.» Schon mit dreieinhalb Jahren bekam sie vom Vater, einem Geigenlehrer, Unterricht an der Violine. Noten konnte sie früher lesen als Buchstaben.

Ihre Bühnenlaufbahn begann Hertha Töpper 1945 in ihrer ursprünglichen Heimatstadt Graz, wo sie als Einspringerin mit der Ulrika in Giuseppe Verdis «Maskenball» debütierte. 1952 wechselte sie an die Bayerische Staatsoper nach München. Ihr Repertoire reichte von den Oratorien Bachs über die Fricka in Richard Wagners «Rheingold» und «Walküre» bei den Bayreuther Festspielen bis hin zur Uraufführung von Paul Hindemiths «Harmonie der Welt» in München.

In ihrer knapp 40-jährigen Bühnenlaufbahn hat Hertha Töpper alle großen Alt- und Mezzopartien gesungen. Der Octavian im «Rosenkavalier» von Richard Strauss wurde dabei zu ihrer Leib- und Magenrolle auf den Bühnen in aller Welt - von Covent Garden in London über Tokio bis zur «Met» in New York. Allein in München sang sie die Partie mehr als 130 Mal. Aber auch ihre Interpretationen der Partien in Bachs Oratorien unter dem legendären Karl Richter sind vielen Musikfreunden bis heute unvergessen.

Verheiratet war Hertha Töpper mit dem 1994 gestorbenen Musikwissenschaftler und Komponisten Franz Mixa, der sie auch stimmlich ausgebildet hatte. Von 1971 bis 1981 war sie Professorin für Gesang an der Münchner Musikhochschule. Sie gab dort ihr profundes Wissen um die Gesangsstimme an viele Studenten weiter.

Von der Bühne verabschiedete sich Hertha Töpper 1980. Danach gab sie noch Privatunterricht und fungierte als Jurymitglied bei Gesangswettbewerben. Für ihre Verdienste erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Bayerischen Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, den Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst München und die Richard-Wagner-Gedenkmedaille.