Nach Auflösung der Klimakleber in Österreich - „Gehe das Risiko ein“: „Letzte Generation“-Sprecherin macht Deutschland-Ansage
Carla Hinrichs, Sprecherin der „Letzten Generation“, hat nach der Auflösung der Gruppe in Österreich bekräftigt, dass der „Klimakampf“ in Deutschland weitergehe. Allerdings hadert sie selbst manchmal mit ihrem Engagement. Im Herbst sind neue Proteste geplant.
Im Video: Klima-Aktivisten der „Letzten Generation Österreich“ lösen sich auf
In Deutschland gibt es derzeit keinerlei Pläne der Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“, ihre umstrittenen Protestaktionen einzustellen. Das bekräftigt Carla Hinrichs, Sprecherin der „Letzten Generation“ in Deutschland, zwei Tage nach Verkündung der Auflösung der Gruppe in Österreich.
„Im Gegenteil: Wir werden weitermachen mit neuen Protestaktionen, und zwar schon im kommenden Herbst“, kündigte Hinrichs in einem Gespräch mit FOCUS online an.
Die österreichische Gruppe hatte am Mittwoch ihre Auflösung bekanntgegeben, da sie „keine Perspektive für Erfolg“ mehr sehe. Trotz zahlreicher Aktionen im Kampf gegen den Klima-Wandel, von denen auch viel befahrene Transitrouten betroffen waren, blieben erhoffte Reaktionen der österreichischen Regierung aus.
Carla Hinrichs: „Auch mir fällt es manchmal schwer, weiterzumachen“
„Wir verstehen den Schmerz unserer Mitstreiter in Österreich“, erklärt Hinrichs und ergänzt, dass es nicht nur den österreichischen Aktivisten schwerfalle, sich immer wieder zu motivieren und dabei persönliche Einschränkungen zu riskieren. „Wenn es um Geld- oder Bewährungsstrafen geht, die wegen unserer Protestaktionen immer wieder verhängt werden, dann sind dies reelle Probleme, die das Leben eines jeden Betroffenen beeinflussen.“
Der „Druck“, der auf die Aktivisten ausgeübt werde, steige immer weiter. Das bleibe nicht ohne Folgen. Davon sei auch sie selbst nicht ausgenommen. „Auch mir fällt es manchmal schwer, weiterzumachen. Das muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe für mich entschieden, dass ich das Risiko eingehe, weil mir das der Klimaschutz wert ist“, so Hinrichs.
Hafturteil auf Bewährung gegen Hinrichs noch nicht rechtskräftig
Die 27-Jährige ist bereits mehrfach zu Geldstrafen verurteilt worden. Zuletzt wurde am Amtsgericht Tiergarten in Berlin Anfang Juli eine Geldbuße in Höhe von 6000 Euro gegen sie erlassen.
Der Grund: Nötigung in sieben Fällen sowie sechsfachen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Anfang des Jahres war Hinrichs in Frankfurt am Main zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten, ausgesetzt auf Bewährung, verurteilt worden. Anlass war die Teilnahme an einer Straßenblockade, zu der sie sich auf einer Frankfurter Straße festgeklebt hatte.
Hinrichs hatte Berufung gegen ein entsprechendes Urteil aus dem Jahr 2023 eingelegt, die abgelehnt wurde. Auch dieses Urteil ist nach Angaben der Aktivistin noch nicht rechtskräftig.
Letzte Generation will neue Protestwelle im Herbst starten
Für den kommenden Herbst hat Hinrichs Neuigkeiten. „Wir werden ab dem 25. September mit einem neuen Protestschwerpunkt starten - und zwar in Kassel."
Der regionale Flughafen Kassel-Calden sei zu Zeiten einer „eskalierenden Klimakrise an Absurdität nicht zu übertreffen“, so die Sprecherin. „Wollen wir unsere Gesellschaft vor katastrophalen Folgen der Klimakrise schützen, darf kein Cent Steuergeld mehr in solch ein fossiles Wahnsinnsprojekt fließen.“ Wegen mangelnder Auslastung fänden in der Abgfertigungshalle sogar Yoga-Kurse statt.
Der Regionalflughafen Kassel-Calden ist komplett in öffentlicher Hand und war zur „Stärkung der Region“ nach einem Ausbau 2013 neu eröffnet worden. Die prognostizierten Passagierzahlen blieben von Anfang an deutlich hinter den Erwartungen zurück. Der Betrieb hat seit der Neueröffnung bislang nur Verluste eingefahren.
Die deutschen Klima-Aktivisten hatten Anfang des Jahres flächendeckende Blockade-Aktionen auf Straßen eingestellt und neue „ungehorsame Versammlungen“ angekündigt. Derzeit konzentriert sich die Gruppe zusammen mit anderen Protestgruppen auf das Blockieren von Flughäfen.