Auftrag von Ernährungsminister - Weniger süß und salzig: Welche Lebensmittel bald eine neue Rezeptur bekommen könnten

Um eine gesunde Ernährung zu erleichtern, prüft das Bundesernährungsministerium eine Umformulierung der Rezeptur einiger Lebensmittel.<span class="copyright">Getty Images</span>
Um eine gesunde Ernährung zu erleichtern, prüft das Bundesernährungsministerium eine Umformulierung der Rezeptur einiger Lebensmittel.Getty Images

Bundesernährungsminister Özdemir will den Anteil von Salz, Zucker und Fett in vielen Lebensmitteln verringern. Ein von ihm beauftragtes Expertenteam hat nun erste Reduktionsziele vorgestellt.

Unsere Fertigprodukte enthalten zu viel Fett, Salz und Zucker, finden Verbraucherzentralen und Ärzte. Deswegen hat Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) Experten damit beauftragt, ein Konzept zu Verringerung dieser Inhaltsstoffe zu erstellen.

Nun haben die beteiligten 119 Wissenschaftler aus öffentlichen Institutionen, Verbänden der Lebensmittelindustrie und dem Max-Rubner-Institut – dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel – erste Ziele vorgestellt.

Anteil von Salz, Zucker und Fett in Lebensmitteln soll gesenkt werden - diese Produkte sind betroffen

Diese beziehen sich laut „ Lebensmittelzeitung “ auf folgende Lebensmittel und Getränke:

  • Zuckergesüßte Colagetränke: Hier soll der Zuckergehalt um 15 Prozent reduziert werden. Nach Einschätzung der Experten ist dieses Ziel „kurzfristig umsetzbar“.

  • Fruchtsäfte: Eine Verringerung des natürlich in den Säften vorkommenden Zuckers ist nicht angestrebt.

  • Erfrischungsgetränke (wie der Marken Durstlöscher, Punica, Caprisonne, Fuze Tea): Hier wollen die Experten erreichen, dass die Getränke weniger süß schmecken. Genauere Angaben, wie das gehen soll, machten sie nicht.

  • Kekse, Waffeln, Feine Backwaren: Laut den Wissenschaftlern ist bei diesen Produkten im Bereich Süßwaren und Feingebäck „am ehesten“ eine Änderung der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe möglich. Zum Beispiel könne bei „Mürbekeksen und Sandkuchen“ der Zuckeranteil langfristig um 10 Prozent vermindert werden.

  • Wurstwaren: Hier plädieren die Wissenschaftler für 10 Prozent weniger Salz.

Die Experten kommen jedoch auch zu dem Schluss, dass es nicht genügend Daten für verbindliche Vorgaben gibt.

Lebensmittelwirtschaft stellt veränderte Rezepturen in Frage

Die Lebensmittelwirtschaft, die teilweise in den Prozess eingebunden war, soll die Ergebnisse nun sichten und bewerten. Der Verband der Deutschen Großbäckereien hat bereits ein erstes Zwischenfazit gezogen und auf etwaige Probleme hingewiesen. Wie Geschäftsführer Tobias Schuhmacher laut „Lebensmittelzeitung“ mitteilte, sei die Verringerung des Salzanteils keine Frage der Technologien, sondern der Kundenakzeptanz. „Was bringt es, wenn der Verbraucher zwar ein salzarmes Brot kauft, das im Geschmack fehlende Salz dann aber durch den jeweiligen Belag kompensiert?“, fragt Schuhmacher.

Im Frühjahr 2025 wird das Max-Rubner-Institut einen Abschlussbericht mit Vorschlägen für eine veränderte Rezeptur vorlegen. Diesen prüft dann das Bundesernährungsministerium.

Ernährungsminister Özdemir erklärte im Gespräch mit „ Bild “, dass die Reduktionsziele die Rahmenbedingungen dafür schaffen sollen, dass „der Anteil von Zucker, Fetten und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln gesenkt und es für Menschen einfacher wird, sich gesund zu ernähren.“ Er betonte, dass es hierbei um eine freiwillige Selbstverpflichtung gehe.

Wie Sie sich gesund ernähren können

Was gesunde Ernährung ausmacht – das eruiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung jedes Jahr aufs Neue. Obgleich ihre Empfehlungen bisweilen diskutabel sind, herrscht über gewisse Grundsätze wissenschaftlicher Konsens. Dazu gehören:

1. Essen Sie vielfältig

Laut DGE sollten Sie sich abwechslungsreich ernähren und dabei besonderen Wert auf pflanzliche Lebensmittel legen.

2. Integrieren Sie fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag

Gemüse und Obst versorgen den menschlichen Körper mit Nähr-, Ballast- und sekundären Pflanzenstoffen. Wer täglich drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst isst, könne so das Risiko für Herzkreislauf-, aber auch viele weitere Krankheiten senken.

3. Wählen Sie Vollkornprodukte

Lebensmittel aus Vollkorn enthalten mehr Nährstoffe, sättigen länger und die darin enthaltenen Ballaststoffe senken das Risiko für verschiedene Krankheiten.

4. Reduzieren Sie tierische Produkte

Maximal 600 Gramm Fleisch sollten Sie pro Woche essen, dafür aber täglich Milchprodukte zu sich nehmen, sowie ein bis zwei Mal pro Woche Fisch essen. So profitieren Sie am besten von den positiven Merkmalen dieser Lebensmittel.

5. Greifen Sie auf gesundheitsfördernde Fette zurück

Fette und Öle haben eines gemeinsam: ihren hohen Kaloriengehalt. Pflanzliche Fette wie Rapsöl enthalten aber zusätzlich auch gute Nährstoffe.

6. Sparen Sie bei Zucker und Salz

Gezuckerte Lebensmittel fördern nicht nur Karies, sie sind meist auch nährstoffarm und enthalten unnötige Kalorien. Salz hingegen kann den Blutdruck erhöhen, weshalb Sie laut DGE nicht mehr als sechs Gramm pro Tag zu sich nehmen sollten.

7. Trinken Sie vorrangig Wasser

Wer mit Zucker gesüßte Getränke trinkt, erhöht laut DGE sein Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2. Der Körper braucht Flüssigkeit – mindestens 1,5 Liter sollen es sein, am besten in Form von purem Wasser. Alternativen sind ungesüßte Getränke wie Tee.

8. Bereiten Sie Ihre Lebensmittel schonend zu

Auch die richtige Zubereitung des Essens beeinflusst, wie gut es uns tut. Die DGE empfiehlt, Lebensmittel so kurz wie nötig zu garen und dabei wenig Fett zu verwenden.

9. Essen Sie achtsam und bewusst

Wer langsam und bewusst isst, kann der DGE zufolge dadurch nicht nur besser genießen, sondern fördert auch das Sättigungsempfinden. Sie empfiehlt daher, sich stets eine Pause für eine Mahlzeit zu nehmen und langsam zu essen.

10. Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung

30 bis 60 Minuten moderate Bewegung pro Tag helfen, gesund und fit zu bleiben. Dazu reicht es laut DGE schon aus, den Alltag aktiver zu gestalten: Zum Beispiel, indem Sie öfter einmal zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren.