Im August - Inflation sinkt auf 1,9 Prozent! Was das für Ihren Geldbeutel bedeutet
Die Teuerung in Deutschland hat erneut nachgelassen – und lag mit nur noch 1,9 Prozent im August sogar unter dem Niveau, welches die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt. Das sind für Verbraucher gute Nachrichten, auf gleich mehreren Ebenen.
Die Inflationsrate ist im August deutlich gefallen und betrug nur noch 1,9 Prozent. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Monate fort. Abgesehen von kleinen Steigerungen im Mai und Juli sinkt die Rate kontinuierlich seit Jahresbeginn, und ist mittlerweile auf einen Bruchteil des jüngsten Spitzenwerts von 8,8 Prozent im November 2022 gefallen. Zum Vormonat Juli gingen die Preise gar um 0,1 Prozent zurück. Noch im Juli lag die Rate mit 2,3 Prozent deutlich höher.
Das hatten Experten erwartet
Experten hatten diesen Rückgang erwartet. „Insgesamt dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten unter der Zwei-Prozent-Marke bleiben, die die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt“, sagte Timo Wollmershäuser, Konjunkturchefanalyst beim ifo-Institut, am Donnerstagmorgen. „Vor allem Energie ist für die Verbraucher deutlich günstiger als noch vor einem Jahr.“
Auf eine mildere Teuerung lassen beispielsweise auch die Preiserwartungen der Unternehmen hoffen. Ein entsprechender vom ifo-Institut erhobener Index deutet mit einem Rückgang von 17,6 auf 16,3 Punkte an, dass weniger Unternehmen ihre Preise erhöhen wollen.
Das bedeutet die niedrigere Rate
Schnell ersichtlich: Die geringere Inflationsrate bedeutet, dass sich Güter weniger stark verteuern. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht bei einer Inflation von etwa 2,0 Prozent die Preisstabilität als gegeben an. Da die Löhne zuletzt stärker als die Teuerung stiegen, wie die Reallohnindizes zeigen, haben Verbraucher mehr Kaufkraft, können sich von jedem Euro also wieder etwas mehr leisten.
Was sich ebenfalls aus den Daten ablesen lässt: Besonders Dinge des täglichen Bedarfs werden praktisch nicht mehr teurer. Die Kerninflation lag im August bei 2,8 Prozent - doch diese Rate klammert Nahrungsmittel- und Energiepreise aus. Das heißt, dass insbesondere diese Güter sich entweder nicht mehr verteuern, oder auf Jahressicht sogar billiger geworden sind.
So haben sich die Preise insgesamt entwickelt
Aber: Diese Betrachtung bezieht sich aber nur die aktuelle Lesung, welche das Preisniveau mit dem Vorjahresmonat vergleicht. Längere Datenreihen der Bundesstatistiker zeigen: Diverse Güter sind mittelfristig deutlich teurer geworden. So kostete Schnittkäse im Juli 2024 immer noch 44,8 Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2020. Vollmilch und Butter haben sich im gleichen Zeitraum um 31,9 respektive 39,0 Prozent verteuert.
Der Preis für Erdgas wiederum hat sich den Daten zufolge mit 91 Prozent Plus gegenüber 2020 fast verdoppelt. Das heißt: Auch wenn sich einzelne Waren und Dienstleistungen gegenüber dem Vorjahr weniger stark verteuert, ja sogar verbilligt haben, bleibt das Preisniveau bei vielen Produkten insgesamt deutlich höher als vor der Pandemie und dem Energiepreisschock in Folge der russischen Invasion der Ukraine.
Wie geht es jetzt weiter mit den Preisen?
Zudem mahnt der Ökonom Ralph Solveen von der Commerzbank, dass die Rate im restlichen Jahresverlauf wieder über 2,0 Prozent steigen dürfte. Denn der jüngste Rückgang sei eben größtenteils auf die volatilen Energiepreise zurückzuführen, die im Jahresvergleich um 5,1 Prozent gesunken sind.
Die Kernrate, so Solveen, bleibe mit 2,8 Prozent deutlich höher. In ihr spiegeln sich vor allem die Dienstleistungspreise wieder, die zum Vorjahr weiter merklich angezogen sind.
„Angesichts der wohl weiter deutlich steigenden Löhne dürften auch die Dienstleistungspreise weiter kräftig zulegen. Da zudem die Entwicklung der Preise auf den Vorstufen – also insbesondere die Erzeugerpreise für Vorleistungs- und Konsumgüter sowie die Importpreise – darauf hindeutet, dass die Teuerungsrate bei den Waren bald ihren Tiefpunkt erreichen wird, gehen wir davon aus, dass die Kernteuerungsrate in den kommenden Monaten kaum noch fallen und gegen Ende des Jahres sogar eher wieder etwas anziehen wird“, schreibt der Volkswirt hierzu.
Ab Oktober sollten zudem auch die Energiepreise wieder steigen. Darum, folgert Solveen, müsse man damit rechnen, dass dann auch die gesamte Rate wieder zulegt. „Damit wäre der Ausflug der Inflationsrate unter die 2,ß-Prozent-Linie schon wieder zu Ende.“
Welchen Einfluss die Inflation sonst noch hat
Die Teuerung in Deutschland ist nicht nur für den deutschen Verbraucher relevant. Als größte Volkswirtschaft der Eurozone und der Europäischen Union wird die Rate auch von den Zinshütern der EZB genau beobachtet, auch wenn dabei der sogenannte Harmonisierte Verbraucherpreisindex (zuletzt 2,0 Prozent) eine zentrale Rolle spielt, der anders errechnet wird als die nationale Inflation.
Nichtsdestotrotz beeinflusst die Teuerung in der Bundesrepublik damit die Geldpolitik, und damit die Leitzinsen, und so auch alle Transaktionen, die an den Leitzins gekoppelt sind.
Niedrigere Inflationslesungen dürften die EZB in ihrer jüngst begonnenen geldpolitischen Lockerung bestärken. Die Zentralbank dürfte die Zinsen also weiter schrittweise senken. Das ist für Sparer zwar ärgerlich, die gerade erst wieder in den Genuss rentabler Tages- und Festgeldangebote kamen. Allerdings sinken dadurch beispielsweise auch die Kreditzinsen, was etwa einen Immobilienkauf wieder erschwinglicher macht.
Zudem helfen niedrigere Zinsen tendenziell auch den Unternehmen, da sie Finanzierungen für Investments erleichtern. Das wäre, angesichts der ansonsten mauen Konjunktur in Deutschland, durchaus wünschenswert.