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Ich bin mit einem ausgebautem Lkw auf Reisen: Diese fünf Dinge hätte ich gerne vorher gewusst

Lennart Ewers reist seit fast zwei Monaten mit seinem selbst ausgebauten LKW durch Deutschland – und musste bereits einige Herausforderungen meistern. - Copyright: Maike Maya
Lennart Ewers reist seit fast zwei Monaten mit seinem selbst ausgebauten LKW durch Deutschland – und musste bereits einige Herausforderungen meistern. - Copyright: Maike Maya

Man wacht jeden Tag an einem neuen Ort auf, erkundet Landschaften und Städte: So stellen sich viele das Leben in einem Van vor. Bilder in sozialen Netzwerken erwecken den Anschein, dass diese besondere Art zu reisen erstrebenswert ist. Doch der Alltag ist oftmals mit Herausforderungen verbunden – insbesondere, wenn ihr nebenbei arbeitet. Lennart Ewers erlebt die alltäglichen Schwierigkeiten derzeit selbst. Der 29-Jährige hat einen LKW umgebaut, mit dem er um die Welt reisen möchte. Seit rund sieben Wochen wohnt er inzwischen in seinem mobilen Zuhause, zunächst vor allem innerhalb von Deutschland. Auf seinem Instagram-Kanal "@explore_and_work" gibt er seinen Followern Einblicke in seinen – manchmal etwas turbulenten – Alltag. Ihr wollt ebenfalls mit einem Truck oder Lastwagen auf Reisen gehen? Ewers erklärt aus seinen Erfahrungen, auf welche Dinge ihr vorbereitet sein solltet.

Mein Start ins LKW-Leben gestaltet sich gar nicht so leicht, wie viele sich das vielleicht vorstellen. Meinen ersten Stopp musste ich notgedrungen in Berlin einlegen – obwohl mir die Stadt gar nicht gefällt. Denn meine Stauraumklappen erwiesen sich als Fehlkonstruktion, daher sollte der Hersteller den Fehler beheben. Allerdings ohne Erfolg, wie sich auf meiner Weiterfahrt nach Leipzig herausstellte. Bei Regenwetter gelangte Wasser in mein Fahrzeug, daher musste ich nochmals nach Berlin fahren. Schließlich müssen die Klappen herausgenommen und ganz ersetzt werden. Und das geschieht erst in drei bis vier Wochen. Aus dem Grund kann ich noch nicht allzu weit reisen.

Einmal hat es mich dennoch bereits ins Ausland verschlagen. Als ich während der Autobahnfahrt auf einem Schild „Amsterdam“ gelesen habe, entschied ich mich kurzerhand für einen Aufenthalt in den Niederlanden. Das ist einer der Vorzüge am Vanlife: Ich kann spontan festlegen, wohin ich reisen möchte. Und so habe ich das fast vollständig autofreie Dorf Giethorn erkundet. Es wird auch das „Venedig der Niederlande“ genannt. Während meiner bisherigen Reise bin ich jedoch öfter an meine Grenzen gestoßen. Die folgenden fünf Dinge solltet ihr wissen, wenn ihr einen Truck oder Lastwagen ausbauen wollt.

1. Manche Straßen – etwa in den Niederlanden – sind nicht für LKWs zugelassen

Einige Länder sind nicht ideal, um mit einem LKW bereist zu werden. In den Niederlanden habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Straßen und Parkplätze sehr klein sind. Bedeutet: Man findet kaum Stellplätze und viele Straßen darf man nicht befahren, weil sie nur für eine maximale Breite oder Höhe oder ein maximales Gewicht zugelassen sind. Häufig liegt die Beschränkung bei 3,5 oder 7,5 Tonnen – und mein LKW wiegt über zehn Tonnen.

In Zaanse Schans – einem Freilichtmuseum nordwestlich von Amsterdam – wollte ich mich auf einen Parkplatz stellen. Für Autos kostete das acht Euro. Mit meinem Fahrzeug hätte ich aber auf den Abstellplatz für Busse ausweichen und 35 Euro zahlen müssen. Dabei wollte ich dort nur einen kurzen Abstecher machen. Also habe ich mir etwas außerhalb einen Parkplatz gesucht und bin mit dem Fahrrad zurück in den Ort gefahren.

Die zugelassene maximale Höhe bei Straßen liegt in den Niederlanden oftmals bei drei Metern, die maximale Breite bei zwei oder zwei Metern und 20 Zentimetern. Mein LKW ist aber über 2,50 Meter breit und rund vier Meter hoch. Auf der Strecke gab es beispielsweise schmale Brücken, die ich nicht passieren konnte. Mein Tipp daher: Ich habe eine Navi App (Sygic Truck) in die man die Maße des Fahrzeugs – also Höhe, Länge und Breite – sowie das Gewicht eingeben kann. Die App navigiert mich dann nicht durch Zonen mit schmalen oder niedrigen Brücken. Teilweise muss man sehr große Umwege fahren, aber dafür lassen sich einige Hindernisse umgehen. Das Navi ist allerdings ausbaufähig. Es erkennt zum Beispiel nicht alle Parkplätze, in denen Höhenbeschränkungen gelten. So kann es vorkommen, dass ihr die ganze Strecke umsonst gefahren seid, weil ihr auf dem Parkplatz nicht stehen dürft oder könnt.

2. Für Umweltzonen benötigt ihr eine H-Zulassung

Auch Umweltzonen darf ich mit meinem LKW nicht befahren – und dazu zählen die meisten deutschen Städte. Dafür hätte ich eine H-Zulassung (Das „H“ steht für historisch) bekommen müssen, diese ist etwa für Oldtimer vorgesehen. Mein LKW ist aber als Wohnmobil angemeldet. Denn ihr bekommt nur ein H-Kennzeichen, wenn euer Lastwagen im historischen Zustand ist. Das bedeutet, der Innenausbau muss einem 30 Jahre alten Fahrzeug entsprechen. Meine Innenausstattung ist aber komplett neu und besteht aus Materialien, die es damals noch gar nicht gab.

Fazit: Wenn ihr Wert darauf legt, Umweltzonen zu befahren, dann solltet ihr euch bereits vor dem Ausbau eures Fahrzeugs informieren und euch um eine Zulassung bemühen.

3. Ihr müsst viel planen und organisieren

Das Leben im Van oder LKW bedarf viel Planung. Wenn ihr nicht gerade länger an einem Ort verbleibt, müsst ihr euch jeden Tag überlegen: Wo will ich parken? Wo will ich nächtigen? Wo bekomme ich das nächste Mal Wasser? Reicht der Strom aus? Was will ich an einem Ort gesehen haben? Inzwischen hat sich mein Alltag so eingespielt, dass ich tagsüber arbeite und mir nachmittags die Gegend anschaue, bevor ich meine Fahrt zum nächsten Ort fortsetze. Zudem muss ich regelmäßig Waschsalons aufsuchen, denn ich besitze keine Waschmaschine.

In Städten ist es kein Problem, eine Einrichtung zum Wäschewaschen zu finden. In ländlichen Gegenden gestaltet es sich hingegen schwieriger. Hinzu kommt, dass diese Gebiete oftmals etwa an Einkaufszentren gelegen und nicht besonders sehenswert sind. Viel zu besichtigen und zu entdecken gibt es dort also nicht. Ohnehin bin ich während des Waschvorgangs direkt vor Ort – und die Zeit muss man einplanen.

4. Setzt bei Materialien auf hochwertige Anbieter und Marken

Vor dem Kauf der Fenster des Wohnraums sowie der Stauraumklappen habe ich einen Vergleich der Kosten und Lieferzeiten aufgestellt. Bei den Markenanbietern (etwa Outbound, Sideway oder Hünerkopf) muss man mit hohen Preisen und sehr langen Lieferzeiten rechnen. Darüber hinaus gibt es diverse No-Name-Anbieter aus Deutschland oder auch aus Polen, welche die gleichen Produkte herstellen und teilweise Rohmaterialien von denselben Herstellern verwenden. Ich habe mich für einen solchen Anbieter entschieden, weil dieser mir deutlich geringere Preise und Lieferzeiten versprach als die Marken. Für mich entsprach das einer Kostenersparnis von 5000 Euro.

Insgesamt habe ich für die Klappen und Fenster 12.000 Euro ausgegeben – im Verhältnis zur Größe und Anzahl der Vorrichtungen ist das günstig. Zudem versicherte mir der Anbieter, dass er Produkte nachbaut, die bereits seit zwölf Jahren in Verwendung sind. Das stellte sich aber als Trugschluss heraus. Der Hersteller musste die Produkte erst entwickeln. Letztlich kam es somit zu einer längeren Lieferzeit als bei den Markenanbietern – auf die Klappen musste ich sogar rund sechs Monate warten. Zusätzlich weist deren Konstruktion erhebliche Fehler auf. Aus dem Grund muss ich nochmals drei Monate warten.

Das Problem: Sowohl an den oberen Rändern als auch an der Schwelle der Stauraumklappen kann Wasser in den LKW gelangen. Bei Regenwetter ist das fatal. Und so ist mir bereits ein Unglück passiert. Als ich während meines Aufenthalts in Leipzig nach einigen Stunden zu meinem Fahrzeug zurückgekehrt bin, waren bereits 15 Liter Wasser hineingelaufen. Ich habe das Wasser zunächst ausgewischt und den Boden mit Handtüchern trockengelegt. Anstatt meine Route wie geplant in Richtung Süddeutschland fortzusetzen, bin ich allerdings kurzerhand zurück nach Berlin gefahren, um das Problem von der Herstellerfirma meiner Klappen beheben zu lassen.

Ein Mitarbeiter hat mir schließlich für zwei Tage einen Bautrockner in den LKW gestellt, um die Luftfeuchtigkeit herauszufiltern. Inzwischen habe ich die Stauraumklappen mit Tüten beklebt – aber das ist auf Dauer keine gute Lösung. Sobald die Umhüllung nicht richtig befestigt ist, fließt erneut Wasser in das Fahrzeug. Das kam erst vor kurzem wieder vor. In drei bis vier Wochen müssen die Klappen daher komplett erneuert werden. Und ob die Konstruktion dann so hält wie geplant, wird sich erst zeigen.

Mein Tipp: Falls ihr einen LKW ausbauen wollt, setzt euch rechtzeitig an die Planung und wählt einen Markenanbieter – auch wenn ihr dafür mehr Geld investieren müsst. Das gilt für diverse Materialien, denn auch mit meinen Reifen hatte ich bereits Probleme.

5. Gebt Acht vor Diesel-Dieben

Es gibt Kriminelle, die Beute auf Sprit – und insbesondere Diesel – machen. Dazu hatte ich bereits ein Erlebnis auf einem Parkplatz in Berlin. Dort habe ich eine schwarz bekleidete Person dabei beobachtet, wie sie über den Platz rannte. Ich hatte mir zunächst nichts dabei gedacht und hielt ihn für einen LKW-Fahrer, der gegenüber von mir auf dem Stellplatz übernachtete. Als die Person auf mich zulief, kam mir die Situation allerdings seltsam vor. Auf einmal rief der Fahrer mir zu, dass es sich um zwei Personen handelte. Er selbst konnte es also nicht gewesen sein. Ich bemerkte die Bedrohung und brüllte den Unbekannten über die Entfernung an. Erschrocken machte dieser kehrt.

Daraufhin habe ich meine Sachen schnell zusammengeräumt, den Motor meines LKW gestartet und bin, mit Taschenlampe in der Hand, zum Fahrer hinübergelaufen, um ihn zu fragen, was passiert sei. Er erklärte mir, dass ihm sein die Hälfte seiner Tanküllung – und somit mehrere Hundert Liter Diesel – geklaut worden sei. Ich habe später von einer Bekannten, die bei Shell in Den Haag in der Strategieberatung arbeitet, erfahren, dass etwa acht Prozent des Diesels von LKWs gestohlen wird. Selbst vor einem abgeschlossenen Tank sollen sie keinen Halt machen. Aufgrund der aktuell hohen Diesel-Preise ist der Sprit für Diebe offenbar besonders attraktiv, sei es für die eigene Nutzung oder für den Weiterverkauf.

Die Stauraumklappen seines Lkws musste Ewers abkleben, damit bei Regen kein Wasser in das Fahrzeug gelangt. - Copyright: Lennart Ewers
Die Stauraumklappen seines Lkws musste Ewers abkleben, damit bei Regen kein Wasser in das Fahrzeug gelangt. - Copyright: Lennart Ewers

Ein positives Learning

Ich musste bisher nur einmal auf einem Campingplatz übernachten. Denn die Batterie meines LKWs hält etwa vier Tage, wie ich getestet habe. In der Zeit läuft mein Kühlschrank, die Lampen sind eingeschaltet und ich kann mir Kaffee machen und Musik hören. Sobald ich fahre oder die Sonne scheint, lädt sich die Batterie auf und ich habe wieder Strom. Daher muss ich nicht unbedingt an eine Steckdose fahren. Da ich etwa 400 Liter Frischwasser dabei habe, benötige ich zudem selten neues Wasser. Eine gute Unterstützung ist die App „Park 4 night“ – dort sind Stellplätze zum Übernachten, Waschsalons und Orte, an denen man Wasser findet, eingezeichnet.

Wildcampen ist in Deutschland verboten, aber die Fahrtauglichkeit wiederherzustellen, ist immer erlaubt. Theoretisch könnte ich mich also auch an den Straßenrand stellen und mich für eine Weile schlafen legen. Aktuell übernachte ich im Westerwald und konnte kurzerhand bei Freunden im Bayerischen Wald übernachten. Das ist nach den bisherigen Strapazen entspannt, und so kann ich gestärkt meine Weiterreise antreten.

Dieser Artikel erschien am 27. Januar 2023. Er wurde am 28. Januar 2023 erneut geprüft und aktualisiert.