„Der von Hier!“ - Ausgerechnet ein Geschichtslehrer: Das ist der Mann, der Höcke zittern ließ

Der Bildungspolitiker Christian Tischner hat sein Direktmandat in seiner Heimat in Ostthüringen gegen AfD-Landeschef Björn Höcke verteidigt<span class="copyright">Martin Schutt/dpa/Archivbild</span>
Der Bildungspolitiker Christian Tischner hat sein Direktmandat in seiner Heimat in Ostthüringen gegen AfD-Landeschef Björn Höcke verteidigtMartin Schutt/dpa/Archivbild

Björn Höcke verliert bei der Landtagswahl in einem Wahlkreis, in den er extra gewechselt war, gegen den CDU-Kandidaten Christian Tischner. Der ist Ostthüringer durch und durch, warb mit einem speziellen Slogan - und ist ausgerechnet Geschichtslehrer wie auch der AfD-Landeschef.

Er ist Geschichtslehrer, „Vogtländer durch und durch“, wie er sagt - und nun auch so etwas wie ein Held in seiner CDU: Der Bildungspolitiker Christian Tischner hat sein Direktmandat in seiner Heimat in Ostthüringen gegen AfD-Landeschef Björn Höcke verteidigt.

Dabei hatte Höcke, ebenfalls Geschichtslehrer, extra den Wahlkreis gewechselt, weil er sich in Tischners Region bessere Chancen ausrechnete als in der CDU-Hochburg Eichsfeld, wo Höcke mit seiner Familie seit vielen Jahren wohnt. „Er wollte die Region benutzen. Ich glaube, da haben viele Menschen gesagt, dass sie das nicht möchten“, sagte Tischner nach seinem Sieg der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Er verbuchte 43 Prozent der Stimmen, Höcke nur 38,9 Prozent.

Geschichtslehrer, der Höcke schlug, ist ein Vertrauter Voigts

Der Geschichtslehrer Tischner ist in Thüringen ein bekannter Bildungspolitiker, gilt als Vertrauter von CDU-Landeschef Mario Voigt und gehört dessen „Kompetenzteam“ an. Damit wird er als möglicher Bildungsminister gehandelt, sollte das Ressort an die CDU fallen.

"Weltpolitik wird nicht in Thüringen entschieden" - Der CDU-Landeschef in Thüringen, Mario Voigt, weist bei seinem Eintreffen zu Beratungen der CDU-Spitzengremien in Berlin zentrale Forderungen von BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht zurück.<span class="copyright">Michael Kappeler/dpa</span>
"Weltpolitik wird nicht in Thüringen entschieden" - Der CDU-Landeschef in Thüringen, Mario Voigt, weist bei seinem Eintreffen zu Beratungen der CDU-Spitzengremien in Berlin zentrale Forderungen von BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht zurück.Michael Kappeler/dpa

 

Voigt hat nach der Landtagswahl wohl am ehesten Chancen, neuer Ministerpräsident zu werden. Zuvor muss er aber eine Koalition schmieden und womöglich dabei die neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht ins Boot holen. Außerdem steht ihm bei der Suche nach Partnern ein Unvereinbarkeitsbeschluss seiner Partei zur AfD und zur Linken im Weg. Ohne das Mittun einer der beiden Parteien können in Thüringen aber keine Mehrheiten im Parlament gebildet werden.

„Der von hier!“: Keine Zuspitzung Tischner gegen Höcke

Innerhalb der CDU vertritt Tischner eine klare Linie im Umgang mit der AfD - für ihn ist eine Zusammenarbeit mit der Partei von Höcke unmöglich. „Wie unanständig und wie respektlos die Politik machen, wie die alles diskreditieren, wie sie die Kirchen diskreditieren, wie sie die Wirtschaft diskreditieren. Das ist schon vom Stil her absolut unmöglich, mit diesen Leuten etwas zusammen zu machen“, sagte Tischner.

Der 43-Jährige ist in Ostthüringen geboren und aufgewachsen, studierte Lehramt für Gymnasien und wurde nach einem beruflichen Ausflug nach Bremen dann in Thüringen Lehrer für Geschichte und Sozialkunde. Als er davon erfuhr, dass sich Höcke seinen Wahlkreis für eine Direktkandidatur ausgesucht hatte, sei ihm klar geworden, dass es im Wahlkampf nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um Personen gehen werde. Tischner verzichtete nach eigenen Angaben trotzdem auf eine Zuspitzung nach dem Motto „Tischner oder Höcke“. Das hätte, ist Tischner überzeugt, die Menschen nur weiter in die Arme der AfD getrieben. „Die Leute haben Sorgen und Ängste und die müssen wir lösen“, sagte er. Im Wahlkampf warb er mit dem Slogan „Der von Hier!“ Höcke wurde in Nordrhein-Westfalen geboren, wuchs in Rheinland-Pfalz auf und zog später von Hessen in den nordwestlichen Teil von Thüringen.

Höcke scheitert schon zum dritten Mal als Direktkandidat

Lange hatte die AfD ein großes Geheimnis darum gemacht, wo Höcke als Direktkandidat antreten würde, in seinem Heimatwahlkreis war er bei den vergangenen Wahlen immer wieder gescheitert. Wegen des absehbar großen Zuspruchs für die AfD, konnte Höcke dieses Scheitern gefährlich werden: Wenn die AfD so viele Direktmandate gewonnen hätte, dass die Landesliste der Partei nicht zum Zuge gekommen wäre, dann wäre Höcke nicht in den Landtag eingezogen: Er hätte seine Macht mit einem Schlag verloren. Letztlich errang die AfD 29 Direktmandate, im Landtag stehen ihr 32 Sitze zu. Höcke steht auf Listenplatz eins und kann damit sicher in den Landtag einziehen.

Der Thüringer AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke wird im Landtag vor einem Fernsehinterview im Gesicht abgetupft.<span class="copyright">Michael Kappeler/dpa</span>
Der Thüringer AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke wird im Landtag vor einem Fernsehinterview im Gesicht abgetupft.Michael Kappeler/dpa

 

Medienberichten zufolge waren zwei AfD-Direktkandidaten im Wartburgkreis nicht zur Wahl zugelassen worden. Die beiden wollten gerichtlich erreichen, dass der Landesvorstand um Björn Höcke ihre Kandidatur mit einer dafür nötigen Unterschrift unterstützt. Sie scheiterten aber vor Gericht.

Die Thüringer AfD hatte laut Medienberichten Formfehler bei der Nominierung der beiden Kandidaten angeführt und sie deswegen nicht unterstützen wollen. In beiden Wahlkreisen errang die AfD die Mehrheit bei den Zweistimmen und hätte wohl gute Chancen auf die Direktmandate gehabt.