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Ausschluss von G8 lässt die Russen kalt

Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Moskaus Beziehungen zum Westen stecken in der schwersten Krise seit dem Kalten Krieg. Foto: Sergei Ilnitsky

Zur Strafe für ihre Politik im Ukraine-Konflikt sehen sich die Russen bei den Treffen der Gruppe führender westlicher Industriestaaten G7 seit einem Jahr außen vor. Doch sie selbst tun den Ausschluss aus der G8 stets als «hilfloses Manöver» des Westens ab.

Selbstbewusst meint die Vetomacht im Weltsicherheitsrat, dass die geopolitischen Fragen - etwa im Atomstreit mit dem Iran - ohne Moskau nicht zu lösen sind. In der schwersten Krise seit dem Kalten Krieg bevorzugt Russland längst andere internationale Formate. Zum russischen Sonderweg einige Fragen und Antworten:

Gibt es eine Chance, dass aus G7 wieder G8 wird?

Dazu müsste der Westen den ersten Schritt unternehmen. Die Russen sperren sich nicht gegen eine Zusammenarbeit. Der Ausschluss treibt das Land aber politisch weg vom Westen. Dabei hält Moskau die weltpolitischen Probleme in der Wirtschaft, in Krisenherden sowie im Kampf gegen Terrorismus und Drogen nur gemeinsam für lösbar. Im Ukraine-Konflikt aber sind die Gräben auch wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland tief. Eine Annäherung zwischen Russland und dem Westen ist nicht in Sicht.

Kehren die Russen dem Westen den Rücken?

Die Enttäuschung über den Westen sitzt tief in Russland. Es gibt viele Facetten. Die Russen sehen sich selbst mit allen Angeboten einer Partnerschaft vor den Kopf gestoßen. Politisch kritisiert die Rohstoffmacht etwa die Nato-Osterweiterung bis an die russische Grenze als Gefahr für die eigene Sicherheit. Das Land stört sich auch an der geplanten US-Raketenabwehr. Dabei hatte Moskau eine gemeinsame europäische Sicherheitsarchitektur vorgeschlagen. Ökonomisch hatte Kremlchef Wladimir Putin einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Lissabon (Portugal) bis Wladiwostok (Russland) angeregt. Kulturell beklagt Russland im Westen einen Werteverfall.

Welche Alternative hat Russland zum Westen?

Wirtschaftlich und politisch konzentriert sich das Riesenreich zunehmend auf China. Die beiden Vetomächte im Weltsicherheitsrat bieten dem Westen schon seit Jahren bei Abstimmungen gemeinsam die Stirn. Angesichts der Spannungen mit der Europäischen Union bei Energiefragen richtet die Gasgroßmacht nun ihr Augenmerk immer stärker auf den asiatischen Raum. Das energiehungrige China wird zum Großabnehmer. Die Russen beleben Allianzen aus Sowjetzeiten - etwa mit Vietnam und mit Nordkorea. In der Bedeutung wachsen aber auch Südamerika und Indien.

Der Westen sieht Russland international isoliert - ist das so?

Die Russen sehen das keineswegs so - auch wenn es sie maßlos ärgert, dass viele westliche Staats- und Regierungschefs einen Bogen um das Land machen. Russland hat immer wieder betont, dass es andere Formate wie die G20 als Gruppe führender Industrie- und Schwellenländer heute für viel bedeutender hält als die G7. Mit großem Elan treibt Kremlchef Putin zudem die Zusammenarbeit der Brics-Staaten voran - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika kommen im Juli zu ihrem Gipfel in der russischen Stadt Ufa zusammen.

Wird die Konfrontation zwischen Russland und dem Westen eher zunehmen oder abnehmen?

Zur Bewertung der Lage schaut Moskau traditionell nach Washington. Wegen des Präsidentenwahlkampfes dort erwartet der Kreml eher noch schwierigere Zeiten. Es sei nicht das erste Mal, dass im US-Wahlkampf die «Anti-Russland-Maschine» angeworfen werde, heißt es im Kreml. Dabei wirft Russland dem «Weltpolizisten» USA vor, mit dem gewaltsamen Vorgehen im Nahen Osten und in Afghanistan gescheitert zu sein. Weil die Russen auch die EU unter Einfluss der USA sehen, erwarten sie in Westeuropa in naher Zukunft keinen Kurswechsel.

Russisches Außenministerium